Nichtimpftote

Predigt zum Thema Verständnis(los)

von  Terminator

Der Meister trank einen Bowmore und predigte:


"Wer die Impfgegner beschimpft, ausgrenzt, bevormundet, erreicht das Gegenteil des Beabsichtigten: sie werden sich erst recht nicht impfen lassen. Du darfst mit einem Impfgegner nicht so reden wie ein deutscher Journalist mit dem Vertreter einer Nicht-Mainstream-Partei. Nun lassen viele Mütter ihre Kinder nicht impfen, was manchmal zu schwerer Krankheit oder Tod führt... Nein, ich rede nicht von Covid. Ich rede von klassischen Impfungen gegen all die Klassiker, die noch bis vor ein paar Jahrzehnten unser Sterben bereichert haben. Und nun gibt es eine Organisation, die sich zur Aufgabe gemacht hat, Menschen zu diesen Müttern zu schicken, die ihnen zuhören, ohne sie zu verurteilen, die ihre Gründe wirklich wissen wollen, die nicht herablassend sind, und, das Allerwichtigste: die diesen Müttern aufrichtig glauben, dass sie das Beste für ihre Kinder wollen."


Der Meister schwenkte das Glas und roch am Whisky:


"Sie versuchen nicht einmal, die Mütter zu überzeugen, ihre Kinder impfen zu lassen. Sie hören ihnen einfach zu, nennen, ohne zu belehren, Argumente, die für eine Impfung sprechen, und sagen dann, dass es – und zwar selbstverständlich – die freie Entscheidung der Mutter selbst ist, eine Entscheidung, die nicht verurteilt wird, egal, wie sie ausfällt... Das Ergebnis ist oft nicht nur, dass diese Mütter ihre Kinder impfen lassen, sondern sie sprechen dann selbst mit anderen Impfgegnerinnen aus ihrer Verwandtschaft und überzeugen sie, ihre Kinder auch impfen zu lassen."


Jemand rief: "Aber das ist doch Manipulation!" Jack schmeckte tropische Früchte und amerikanische Eiche, dachte nach, und sagte dann:


"Nein. Ich denke, nicht. Respekt ist nicht Manipulation. Stell dir vor, du würdest dich umbringen wollen, und ich will dir helfen. Was soll ich tun, dir mit der Hölle drohen? Dir Schuldgefühle machen (denk an deine Angehörigen!)? Oder soll ich vernünftig mit dir reden, und zwar nicht herablassend, sondern respektvoll, so dass ich deine Gründe, den Freitod zu wählen, ernst nehme? Erst dann hörst du mir wirklich zu. Weil ich dir wirklich zuhöre. Und erst so kommen wir ins Gespräch... Manche Mütter ließen sich nicht überzeugen. Sie wurden dafür nicht verurteilt!


Jemand zürnte: "Aber die Impfgegnerinnen setzen ihre Kinder einer Gefahr aus! Es kann nicht sein, dass nichts unternommen wird, wenn sie sich weigern, ihre Kinder impfen zu lassen!"


Der Meister schwieg. Er stellte das Glas zur Seite:


"Eltern treffen weitaus wichtigere Entscheidungen für ihre Kinder. Die erste Entscheidung, und die wichtigste zugleich, ist die Entscheidung, wessen Gene das Kind bekommt. Die zweitwichtigste Entscheidung ist, in welcher Umgebung das Kind aufwachsen wird. Weit abgeschlagen folgen alle anderen Entscheidungen, die die Eltern für ihre Kinder treffen werden, und irgendwelche Entscheidungen müssen immer getroffen werden; sich nicht zu entscheiden, ist auch eine Entscheidung. Viele Entscheidungen werden sich im Nachhinein als falsch erweisen... Wenn wir Menschen wirklich respektieren, müssen wir ihnen zugestehen, falsche Entscheidungen zu treffen. Das macht sie nicht zu Unmenschen".


Später kam jemand auf den Meister zu und sagte: "Ich habe bisher noch nie mit einem Autisten zu tun gehabt, und ich dachte, ihr seid kalte und empathielose Maschinen, wie künstliche Intelligenz. Mein Onkel erzählte, dass Autisten im Jobcenter eingestellt werden, weil sie kein Mitgefühl mit den Arbeitslosen haben. Ich habe mir Fake News über Elon Musk mit seinen Weltherrschaftsplänen angeguckt, und dachte schon beim Gucken, das ist alles Blödsinn. Aber der Hass war stärker... Und dann dachte ich: aber Moment, hat nicht mein Vater sein Leben lang Schwarze gehasst, bis ich mit einer Afrikanerin nach Hause kam? Ja, ich wollte von dir die Antwort auf die Frage hören, warum wir andere Menschen hassen, aber ich habe eine Moralpredigt erwartet, oder einen kalten philosophischen Vortrag darüber, warum Hassen einem selbst mehr schadet als dem, den man hasst. Aber zu hassen und nicht verurteilt zu werden. Hassen zu dürfen... Das lässt nachdenken: Aber warum hasse ich denn eigentlich? Warum habe ich zum Beispiel in den letzten 20 Jahren immer eine rechtsradikale Partei gewählt? Nur und nur deshalb, weil die linksgrün sympathisierenden Journalisten über diese Partei und ihre Wähler herablassend berichtet haben! Ich fühlte mit dem stammelnden Politiker mit, der sich aus Unterstellungen herausreden wollte, und den man nicht ausreden ließ, weil ich in meiner Jugend vor Eltern und Lehrern oft in dieser Rolle war. Aber ich teile gar nicht die politischen Ansichen dieser Partei..."


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