Schluss mit der Flirterei und dem Kampf um Anerkennung in Zeiten zunehmender Digitalisierung

Erörterung

von  uwesch

Der Wirtschaft geht es gut, doch viele Menschen fühlen sich schlecht. Das liegt sicher teilweise auch an der permanent negativen Nachrichtenlage und politischen Führerfiguren. Junge Menschen haben Angst vor der Zukunft. Das Leben übernehmen Fernsehserien und die Streaming-Dienste. Online-Präsenz ersetzt das wahre Ich. Natürlich gibt es auch Gegenbewegungen, denn Stress und Konflikte verlangen Schutzmechanismen. Manche versuchen ihr inneres Wachstum zu befördern, wobei die Religionen in westlichen Industrieländern allerdings kaum noch eine Rolle spielen. Was wir am meisten brauchen ist eine mentale Revolution im Hinblick auf innere Stärke und Ruhe.

 

Junge Männer und Frauen sind in ihrem Wesen immer weniger zu unterscheiden. Vieles wird gleicher. Paare leben in ihren Wohnungen wie Freunde zusammen und teilen alles. Das hat zur Folge, dass Flirten immer mehr ausstirbt, was sehr langweilig werden kann. Man sucht sich einen Partner und schaut gemeinsam Netflix. Auch wird immer mehr aufs Smartphone geschaut oder halbliegend mit dem Laptop auf dem Sofa rumgehangen.

Eingehende Nachrichten erscheinen immer wichtiger als ein Gespräch, das gerade geführt wird. Manche Menschen sind sich dessen bewusst und wollen  die Entwicklung umkehren, stellen ihr Smartphone mal aus und lernen nicht ständig danach zu sehen. Sie begreifen, dass die sogenannten Sozialen Medien wie Facebook und Instagram dafür entwickelt wurden, süchtig und Geld mit dem Verkauf ihrer Adressen zu machen.

 

Die alten Formen beim existentiellen Kampf um Anerkennung scheinen im Internet nicht zu funktionieren. Der digital sich darstellende Andere in einer anonymen Masse ist zwar omnipräsent, aber flüchtig, mit seinem Wesen da, aber nie wirklich. Unklar bleibt auch sein eigenes Selbst. Was daran ist Inszenierung? Was wäre, wenn der Darsteller sein wahres Gesicht zeigen würde? Würden die Klickzahlen der follower erodieren?

Wenn die Grenzen zwischen der realen und der virtuellen Welt immer mehr verschwimmen, fragt sich was dann überhaupt noch authentisch ist und was inszeniert. Früher wurde unsere Identität vom sozialen Umfeld bestimmt. Heute werden wir quasi dazu angehalten, uns ständig in Liebe, Beruf(ung) und Wohnort neu zu erfinden. Das Netz unterstützt uns mit Dating-Apps, Fernlehrgängen, Such- und Tauschbörsen. Das Leben erfordert mehr Flexibilität. Bedingt durch die vielen Möglichkeiten kann jedoch die Orientierung verloren gehen.

Wie oft kann man sich neu erfinden, ohne sich selbst zu verlieren. Die Macht der Algorythmen gewinnt immer mehr an Bedeutung. Alles scheint rund zu laufen. Beziehungen, Arbeit und Freizeit werden optimiert. Amazon weiß was wir brauchen und das selbstfahrende Auto weiß wo ich hin will. Es kann  dabei herauskommen, dass diese Simulation unserer Bedürfnisse keine wirkliche Befriedigung bringt, sondern eher zu Ratlosigkeit, Verwirrung und Einsamkeit führt. Urvertrauen in sich selbst kann verloren gehen. Doch der Mensch hat sich schon immer nach Halt und Beständigkeit gesehnt.

 

In der Berufswelt sind Arbeitsgruppen durch die Bedeutung der Informationstechniken und der Arbeit mit diesen teils organischer geworden. Wenn jemand sein Talent anbietet und mit innovativen Vorstellungen überzeugt, erhält er dort seinen Platz. Vor allem junge Menschen wollen nicht mehr allein arbeiten. Bei der Arbeit zusammen zu sein ist ein Versprechen moderner Gesellschaften. Transparenz und Integration werden befördert, denn Persönlichkeit und Kreativität werden zunehmend als wichtiger Teil bei der Entwicklung eines Produktes oder einer Dienstleistung angesehen.

 

Ein digitales Zusammenrücken in beruflichen und auch privaten Kreisen, in denen wir uns wohl und beschützt fühlen und die wir wirklich brauchen, ist auch Chance und Ziel zugleich.

Die zunehmende Automation übernimmt immer mehr Aufgaben. Humane Aspekte werden deshalb mehr an Wert gewinnen (müssen). Die Politiker und Betriebsräte sind gefordert.



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Kommentare zu diesem Text

Teolein (70)
(20.04.23, 10:49)
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 uwesch meinte dazu am 20.04.23 um 11:27:
Der Fluch lastet wohl auf allen Dingen, die man im Übermaß angeboten bekommt. Ich muss immer wieder selbst entscheiden, wofür ich meine Zeit nutze. Aber wir beide haben doch so viel Lebenserfahrung, dass es gut gelingen kann.
Ich nutze das Internet im Wesentlichen nur für KV und Bankgeschäfte. Letzteres ist erleichternd, weil ich es von zuhause erledigen kann, außer dem Bargeld, das ich beim Automaten abholen muss.
Dank Dir für Kommi und Empfehlung.  LG Uwe
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