Von der Macht der Künstlichen Intelligenz

Erörterung

von  uwesch

Das tatsächliche Verständnis wie Künstliche Intelligenz (im Folgenden KI genannt) funktioniert und was sie bewirken kann ist in der Bevölkerung sehr gering. Es ist für die meisten Menschen zu komplex. Viele haben Angst um ihren Arbeitsplatz, andere kein Vertrauen in die Entwicklung, manche sehen große Chancen darin.
Der Verein Deutscher Ingenieure konstatiert, dass die KI noch in den Kinderschuhen steckt, dass die Entwicklung aber der nächste logische Schritt im Rahmen der digitalen Transformation sei. Roboter werden künftig vielen Menschen die Jobs streitig machen. Richtig angegangen kann daraus allerdings ein Jobmotor werden. Soweit die Ingenieure, die aber auch der Meinung sind, dass das Thema in einem breiten gesellschaftlichen Rahmen diskutiert werden müsse.
Die deutsche Industrie wird - allein schon, um wettbewerbsfähig zu bleiben - auf neue Technologien nicht verzichten können. Vor allem zwischen den USA und China findet ein mächtiger Wettbewerb statt, wobei China über einen sehr viel größeren Markt und eine große Anzahl von Menschen verfügt, die sich mit KI beschäftigen.

KI revolutioniert die Schaffung von Wissen und die Möglichkeiten Menschen auszuspionieren. Der Facebook-Skandal ist ein aktuelles Beispiel des Missbrauchs von Daten. Die Empörung ist sehr groß, obwohl lange bekannt ist, dass Facebook von dem Geschäftsmodell lebt, gesammelte Mitglieder-Daten auszuwerten und an Werbeinteressenten zu verkaufen. Extremer noch ist die zunehmende Überwachung der Bevölkerung durch entsprechende KI-Systeme vor allem in autoritären Staaten wie China (z.B. Verhalten im öffentlichen Raum über Gesichtserkennung) und Russland.
KI kann wie jedes Instrument im positiven wie negativen Sinne genutzt werden. Schon 1966 veröffentlichte Joseph Weizenbaum, Professor am MIT, das Computer-Programm ELIZA, das als Meilenstein der KI gefeiert wurde. Er wollte damit die Verarbeitung natürlicher Sprache durch einen Computer demonstrieren. Das Programm simulierte das Gespräch mit einem Psychologen. Allerdings war Weizenbaum entsetzt, wie ernst Menschen das relativ einfache Programm nahmen und intimste Details von sich preisgaben. Durch dieses Schlüsselerlebnis wurde er zum Kritiker gedankenloser Computergläubigkeit und forderte, dass die Entscheidungsgewalt immer in menschlicher Hand bleiben müsse. Auch dann, wenn künstlich-intelligente Systeme als Hilfsmittel herangezogen werden.
Neben Robotern und selbstlernenden Systemen gibt es eine Vielzahl von Anwendungen, die von der Idee her nicht neu sind, aber sich heute durch die Möglichkeit der Verarbeitung immer größerer Datenmengen und neuer Technologien realisieren lassen. Lernende Algorithmen verarbeiten und analysieren die Daten. Es geht so weit, dass neuronale Netzwerke, wie sie bei Tieren und Menschen vorkommen, abgebildet werden können. Das hat den Effekt, dass diese Systeme Ausschnitte der Welt besser verstehen als manch ein Experte und natürlich erst recht normale Menschen wie du und ich. Deshalb sind sie für den Anwender undurchsichtig und erscheinen vielen Menschen als bedrohlich.
KI-Anhänger sehen in der Abbildung neuronaler Netze ein gigantisches  Potenzial mit enormem Wertschöpfungspotenzial. Fakt ist, dass KI die Kosten des Wissens um eine große Dimension senkt. Ein auf lernenden Maschinen aufgebautes System kann menschliche Arbeit zum Teil ersetzen (z.B. Roboter in der Fertigung, Sprachübersetzungen) und zum Teil verbessern (z.B. Krankheitsdiagnosen, Verkehrssteuerungen).
Für einen betroffenen kranken Menschen könnte sich folgende Frage stellen, was besser ist:
a) eine zu 90% plausible Diagnose des KI-Systems, die im Detail nicht erklärbar ist oder
b) eine nur zu 70% plausible Diagnose, die der Arzt versteht und dem Patienten erklären kann.
Dieses Beispiel zeigt, dass sicher in vielen Situationen der Fachmann weiterhin gefragt ist, denn er hat mit einem Expertensystem auf der Basis von KI mehr Möglichkeiten zu einer besseren Diagnose. Ihm obliegt dann nur die Aufgabe, die Ergebnisse für den Betroffenen einfach zu halten.
Die Frage bleibt, wie weit ein KI-Konzern gehen darf. Wenn z.B. Facebook, Google und Co das Ziel verfolgen, die Nutzer solange wie möglich auf ihren Seiten zu halten, dann kann und muss die Politik darauf achten, dass gesellschaftliche Regeln eingehalten werden, z.B. im Hinblick auf Fake News und rassistische Äußerungen. Die Menschen werden sonst immer mehr polarisiert oder in die Irre geführt, was schon heute beobachtbar ist. Soziale Netzwerke können auch für Wahlen in demokratischen Systemen genutzt werden. Die Aufmerksamkeit von Wählern wird gezielt zugunsten der Auftraggeber beeinflusst, wie in den USA in großem Ausmaß bei der letzten Präsidentenwahl geschehen.
Eine Chance liegt darin, dass umfassendere digitale Befragungen der Bevölkerung zu bestimmten Themen für die handelnden Politiker eine Hilfe sein kann, wenn gewährleistet ist, dass nicht manipuliert wird. Doch das wäre in der Realität wohl sehr schwierig zu realisieren.

Ein großer Teil der KI-Forschung wird in den USA vom Pentagon gefördert. In China und Russland wird die Entwicklung konsequent vom Staat gelenkt. Im Netz werden inzwischen immer heftigere Cyberkriege geführt. Auch wenn versucht wird, die Systeme abzuschotten, wird es immer wieder Lücken geben, in die der Gegner eindringt.

Es bleibt festzuhalten, dass ein KI-programm nicht allein Entscheidungen treffen darf, sondern der Mensch die Kontrolle über die Systeme behält. Verhindern werden wir die vielen Anwendungen nicht können. Die Maschinen haben keinen eigenen Willen, auch wenn wir freiwillig in gewisser Weise z.B. einem Smartphone die Kontrolle überlassen. Das Gerät hat für viele Menschen eine Magie, so dass sie es immer dabei haben und nicht ausschalten mögen. So kann z.B. ein Fremder feststellen, wo sich der Besitzer gerade befindet und Bewegungsprofile anlegen.
Problematisch ist die Naivität von Millionen Nutzern, die massenhaft Daten bis hin zu intimsten Details in die Sozialen Medien einspeisen. Es handelt sich dabei um eine gigantische Extrapolation des vor gut 50 Jahren stattgefundenen ELIZA-Projektes von Joseph Weizenbaum und kann in diesem Sinne zu einem großen Problem für die Menschheit werden. Insbesondere dann, wenn die Daten von autoritären Staaten missbraucht werden.



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Kommentare zu diesem Text


 harzgebirgler (19.04.23, 09:06)
geist wird die KI nimmer besitzen
und gott ihr auch kaum jemals welchen schnitzen!  :D
lg vom harzer

 uwesch meinte dazu am 19.04.23 um 10:43:
Na ja so manche unserer ZeitgenossInnen können da wohl nicht mithalten - mangels I ohne K.
Dank auch für Deine Empfehlung und LG Uwe

 Verlo (19.04.23, 09:41)
Erst bestimmt die Ex, dann Trump und nur die KI.

Da macht Rentner zu sein keinen Spaß.

 uwesch antwortete darauf am 19.04.23 um 10:48:
:ermm:

 Verlo schrieb daraufhin am 19.04.23 um 22:50:
Uwe, du bist Rentner, hast gutes Auskommen, bist bei guter Gesundheit, aber machst dir zu viele Sorgen.

Dazu bist du nicht auf die Welt gekommen. 

Genieße dein Leben. Du hast genug gearbeitet.

 uwesch äußerte darauf am 19.04.23 um 23:19:
Mensch kapiere doch bitte endlich mal, dass wir hier in einem Literaturforum sind und es in meinen Texten i.d.R. nicht um meine persönlichen Befindlichkeiten geht, sondern um fiktionale Texte, hinter denen in wenigen Fällen auch eigene Erfahrungen mitspielen. Ich kann durchaus mein Leben genießen und dazu gehört auch das Schreiben.
Vielleicht solltest Du mal in eine Selbsterfahrungsgruppe gehen und Dich da mit DEINEN Problemen konfrontieren.

 Verlo ergänzte dazu am 19.04.23 um 23:47:
Mensch, Uwe, kapier doch endlich: deine Jammer-Schwafel-Texte sind keine Literatur.

 uwesch meinte dazu am 19.04.23 um 23:58:
Aha

 Beislschmidt (19.04.23, 13:02)
Hallo Uwech,
Der Datentransfer läuft schon seit vielen Jahren, auch ohne KI. Nur wenige schreiben Net mit ihrem Klarnamen, aus gutem Grund. Mir persönlich isses Wurscht, ob Zuckerberg, IKK und der Schornsteinfeger meine Geheimnisse kennt. Aber wir steuern auf Huxley zu, der Great Reset ist nah und die Menschheit verblödet immer mehr.
Beislgrüße

 uwesch meinte dazu am 19.04.23 um 13:46:
Der Datentransfer - klar läuft der schon lange. Doch die Masse hat sich enorm gesteigert und wird sich auch weiter steigern. Ich beobachte das seit 50 Jahren.
Dadurch bedingt werden immer mehr Möglichkeiten des direkten Eingriffs im Tun menschlicher Arbeit, z.B. Robotikhelfer, die zur Hand gehen und die arbeitenden Menschen auch im positiven Sinne entlasten können, z.B. vor gefährlichen Temperaturen schützen. Dann gibt es viele Beispiele, bei denen monotone und gefährliche Arbeiten durch die KI übernommen werden können. Allerdings ist das i.d.R. mit einem erheblichen Rationalisierungspotential verbunden.
Na ja es ist wie immer bei technischen Neuerungen, dass Vor- und Nachteile auftreten. Die Frage bleibt dann, WIE man umorganisiert - ob Menschen einfach wegrationalisiert oder für andere Aufgaben umgeschult werden.
LG Uwe

Antwort geändert am 19.04.2023 um 13:47 Uhr

 Beislschmidt meinte dazu am 19.04.23 um 15:43:
WIE man umorganisiert - ob Menschen einfach wegrationalisiert oder für andere Aufgaben umgeschult werden.
Die Problematik besteht darin, dass die Substitution Robot/Mensch auf die Industrienationen beschränkt bleibt und die Frage stellt sich, ob der große Rest (5Milrd) tatenlos zuschaut. Da wäre es denkbar, dass Militärrobots die Seite der Besitzenden vor dem Prekariat schützt. Spätestens dann wird KI zur Bedrohung der menschlichen Rasse. Vielleicht hat mir aber nur die Terminatorstory mitgespielt.  :D

Beislgrüße

Antwort geändert am 19.04.2023 um 15:44 Uhr

Antwort geändert am 19.04.2023 um 15:45 Uhr

 uwesch meinte dazu am 19.04.23 um 17:20:
Na ja, mir ist das egal ob ein Roboter-Double meine Quasi-Existenz weiterführt. Vermutlich geht die Ausbeutung der Erde, wenn die Menschheit ausgestorben ist, ähnlich weiter. Dann kloppen sich die verschiedenen Robotertypen um die letzten Bodenschätze und vernichten ihre Kampfgegner - sozusagen eine Simulation der Menschheitsgeschichte, da sie keine anderen "Vorbilder" als den Menschen hatten. Ich glaube nicht, dass sie eine eigene Intelligenz, die dem Menschen überlegen ist, entwickeln können. Sie müssen immer wieder Stoff für ihr eigenes "Leben" ranschaffen, z.B. durch Solarpaneele, um die untereinander sicher Roboterkriege entbrennen werden - sozusagen eine Simulation des Menschendaseins wird folgen.
Unser Menschenseelen werden das, soweit sie in den Himmel gefunden haben mit Interesse von oben aus verfolgen.
So long Uwe

 ginTon meinte dazu am 19.04.23 um 18:11:
da, die KI mit menschlichen Wissen etc. angefüllt ist, stelle ich mir das ziemlich schräg vor, man muss sich ja nur mal in der Welt umschauen. wenn das Ding auf Grundlage unserer Denkstruktur funktionieren sollte, die wir ja als intelligent bezeichnen, dann sehe ich eeh schwarz und den Tag vor mir, bis so ein Programm auf die Idee kommt, mal schnell die Kühlkette eines Atommeilers abzuschalten oder ähnliche Aktionen zu machen. zum Glück sind die Dinger von bewusster Intelligenz noch sehr weit entfernt. es ist halt ein gutes Schlagwort, um finanzielle Mittel an Land zu ziehen...

 uwesch meinte dazu am 19.04.23 um 18:25:
Ein echtes Bewusstsein wird eine Maschine wohl nie erreichen, aber sie kann durchaus dazulernen indem sie mehr rationale Informationen speichert. Der Mensch trifft dagegen schon mal emotionale Entscheidungen, die der Zielsetzung nicht unbedingt dienen.
Allerdings sind Fehlentscheidungen von Robotern sicher auch nicht immer zu vermeiden. Es wird Störkonstellationen geben, die nicht vorhergedacht wurden.

 ginTon meinte dazu am 19.04.23 um 21:13:
ja, dass verstehe ich, aber unter "Künstlicher Intelligenz" verstehen die Programmierspezialisten dort, so weit ich das nachverfolgen konnte, neuronale Netzwerke. Ist ja auch logisch.  Diese simulieren unsere eigene Gehirnanatomie, die eben aus Neuronen besteht, also jenen Dingern, die zur Informationsweiterverarbeitung im Hirn genutzt werden. das Lernverhalten wiederum, siehe Deep Learning, wird ebenfalls simuliert. also man möchte da nicht einfach nur nen Roboter mit einer Hallo-Funktion kreieren. Und wenn die Erfinder behaupten, die haben eine Intelligenz erschaffen, dann frage ich mich selbst als intelligentes Wesen, ob es mit meiner Denkweise vergleichbar ist. nun ja, und wenn man die Denkweisen so einiger Zeitzeugen sich näher betrachtet, dann wird einen da schon etwas mulmig um die Magengegend... 

Antwort geändert am 19.04.2023 um 21:14 Uhr

Antwort geändert am 19.04.2023 um 21:17 Uhr

 Beislschmidt (03.05.23, 13:12)
Nochmal ich....
Gestern habe ich einen guten Film zum Thema gesehen. Er hieß M3gan. Eine intelligente Puppe entwickelt Bewußtsein und wird zur Bedrohung. Ich glaube es war bei Amazon Prime.
Beislgrüße 
https://de.wikipedia.org/wiki/M3GAN

 uwesch meinte dazu am 03.05.23 um 17:05:
Das Thema ist jetzt ständig in der Diskussion. KI wird in den nächsten Jahren kleine bis größere Umwälzungen bringen. Es wird vor allem ungebildete Schichten treffen, aber auch immer mehr den Mittelstand. Da müssen die Politiker*innen und Gewerkschaften wachsam sein und begleitende Regeln für die Arbeitnehmer finden. Selbst heute qualifizierte Jobs werden betroffen sein.
LG Uwe
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