Lindwurm

Villanelle zum Thema Erlösung

von  plotzn

Es scheint, als füllten sich noch viele Bände,

am Tunnelausgang ist kein Licht in Sicht.

Wann kommt der Dichter eigentlich zum Ende!?

 

Ich bete und ich hoffe auf die Wende.

Noch eine weitre Strophe? – Bitte nicht!

Es scheint, als füllten sich noch viele Bände.

 

Das Auditorium schlägt seine Hände,

nicht um zu klatschen, sondern vors Gesicht.

Wann kommt der Dichter eigentlich zum Ende!?

 

Versteckt den Stift und fesselt ihm die Hände!

Nur so bewegt man ihn noch zum Verzicht.

Es scheint, als füllten sich noch viele Bände.

 

Ich bin bereit für eine große Spende,

die ihn zur Kapitulation besticht.

Wann kommt der Dichter eigentlich zum Ende!?

 

Als gäbe es pro Zeile Dividende,

so schreibt er weiter, bis der Bleistift bricht.

Es scheint, als füllten sich noch viele Bände.

Wann kommt der Dichter eigentlich zum Ende!?



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Kommentare zu diesem Text

Muckelchen (70)
(16.05.23, 15:26)
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 plotzn meinte dazu am 16.05.23 um 16:18:
Servus Muckelchen,

ja, das stimmt. Zum Glück ist Schreibwut eine der harmlosesten Wutarten...

Danke auch für Deinen Hinweis, "füllten" ist nicht nur besser, sondern auch grammtikalisch korrekt.

Liebe Grüße
Stefan

 GastIltis (16.05.23, 17:12)
Hallo Stefan,
in einen Tunnel als Seiteneinsteiger zu gelangen, ist schon gewagt. Aber wem, wenn nicht dir gelingt so etwas! Trotz fehlender geodätischer Kenntnisse, wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf! In diesem Zusammenhang möchte ich anmerken, a) dass mein Mathelehrer, bei dem ich das Abi gemacht habe, Vermessungsingenieur gewesen ist, b), dass ich während der meisten Zeit meiner Bautätigkeit einen Vermesser zur Seite hatte, der in West-Berlin zehn Semester Mathe studiert hatte und nur deshalb nicht fertig geworden ist, weil kurz vor Schluss die Grenzen dicht gemacht worden sind, und c) dass mir ein Bungalow-Nachbar (Vermessungsingenieur) vor ein paar Jahren als zuwendende Bejahung folgenden Satz gesagt hatte: „Du bist ja schließlich ein deutscher Ingenieuer!“
Um hiermit zum Ende zu kommen: Du bist ja schließlich ein deutscher Dichter!
Übrigens hatten wir während des Studiums auch Vorlesungen im Tunnelbau!
Viele Grüße von Gil.

 plotzn antwortete darauf am 17.05.23 um 08:31:
Servus Gil,

wäre es vermessen zu behaupten, Vermessungsingenieure vermessen sich ständig - sie haben es schließlich studiert...?

Dass Du Dich als Maulwurf und Kenner des Tunnelbaus outest, überrascht mich allerdings. Ich hoffe, Du warst zumindest Doppelagent und konntest doppelt kassieren.

Liebe Grüße vom Kreuz- und Quereinsteiger
Stefan

 GastIltis schrieb daraufhin am 23.05.23 um 21:23:
Apropos Maulwurf: Obwohl ich namentlich schon als Tierfreund bekannt bin, wehre ich mich schon längere Zeit gegen die Missetaten des Unholdes in Schwarz. Meine morgendlichen Wasserkuren ignoriert er genau einen Tag lang; jetzt überlege ich mir andere Methoden. Verse werden wohl auch nicht helfen. Pfingstgrüße noch weniger. Vielleicht nützen sie dir und den Deinen zur Erhaltung von Beziehungen jeglicher Art! Wie auch immer, solange Kreuz- und Quereinsteiger nicht zu Aussteigern mutieren, bleibt die Welt noch heil! Darf man auch nicht mehr sagen, obwohl ein Sieg am Pfingstsonnabend zu gönnen ist. Wem? Dem, der zu Hause antritt! Herzlich Gil.

Antwort geändert am 23.05.2023 um 21:24 Uhr

 plotzn äußerte darauf am 24.05.23 um 08:46:
Servus Gil,

ich habe mal ein Gedicht über Gartenschädlinge geschrieben, das mit folgenden Zeilen endet:

Der Mensch, von Haus aus Pazifist,
betrachtet, was da nagt und frisst
und überlegt: Was kann man tun?
Er lässt den Pazifismus ruhn.


Mögen Deine wünsche zum Sieg der Heimmannschaft in Erfüllung gehen! Allerdings bin ich dann die folgende Woche außer Gefecht gesetzt...

Liebe Grüße
Stefan
lyrikPower (84)
(16.05.23, 18:13)
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 plotzn ergänzte dazu am 17.05.23 um 09:07:
Durch Bücherbrand würd er nur zur Legende
und das verlieh ihm unnötig Gewicht.
Viel besser wärs, wenn er ganz still verschwände
aus den Regalen und dem Rampenlicht.
Vielleicht, wenn ich ihm eine Drohung sende.
Vielleicht auch nicht...

Liebe Grüße
Stefan
Taina (39)
(16.05.23, 18:17)
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 plotzn meinte dazu am 17.05.23 um 09:25:
Der Ritter stellt sich dem Duell, es stände,
wär er nicht tot, in seinem Kampfbericht,
dass es des Lindwurms Hinterteil, sprich Ende,
an Anmut, Reiz und Grazie gebricht.

Liebe Grüße
Stefan

 EkkehartMittelberg (16.05.23, 21:17)
Lieber Stefan,
damit das Schicksal sich nicht wende,
hoffe ich, du kommst an kein Ende.

Liebe Grüße
Ekki

 plotzn meinte dazu am 17.05.23 um 09:40:
Lieber Ekki,

und stoße ich einmal am Tunnelende
auf Wände, nicht auf das erhoffte Licht,
dann bleibt mir eigentlich nur noch die Wende.
Ich bin zwar nicht gerade drauf erpicht,
doch mit dem Kopf durch Wände, wär mein Ende
und damit auch das Ende vom Gedicht.

Herzliche Grüße
Stefan

 Tula (16.05.23, 22:08)
Servus Stefan

So ein Sonnettkranz, der behende
die Reime wiederholt, der fände
doch ganz gewiss die gähn-ende
Bewertung - geil! voll im Trende ...

LG
Tula

 plotzn meinte dazu am 17.05.23 um 09:46:
Servus Tula,

mit so netten Kränzen
kann ich gar nicht glänzen,
meine Kompetenzen
stoßen da an Grenzen.

Liebe Grüße
Stefan

 Didi.Costaire (16.05.23, 23:17)
Hallo Stefan,

das ist ja ein unendliches Gedichte und die Villanelle passt dazu optimal ...

Solch Dichtkunst wird gelesen ohne Ende,
bloß Dividende gibt es meistens nicht.
Manch Lyrikband wird schnell zur Remittende,
die potentiellen Leser ühm Verzicht.

Liebe Grüße,
Dirk

 plotzn meinte dazu am 17.05.23 um 10:22:
Servus Dirk,

statt Dividenden würde ich zur Not auch Tantiemen nehmen, aber...

Villanellen
und Novellen
sind nicht Quellen
für den schnellen

Euro. Leider...

Liebe Grüße
Stefan

 TassoTuwas (17.05.23, 10:09)
Moin Stefan,
weiß doch jeder,

der Poeten Papierverbrauch ist riesengroß
an Schreibtischen sowie auch auf den Klos
solang er kackt und schreibt in seiner Klause
ist alles prima denn da ist er ja zu hause
doch treibt der Dichterwahn ihn ins Gelände
poetet er brutal gegen Mauern und Wände
:D !
In diesem Sinne mach bitte weiter
LG TT

 plotzn meinte dazu am 17.05.23 um 10:33:
Servus Tasso,

ich lass mich doch von so ein paar Nachhaltigkeitsforderungen nicht abhalten...

Ein Leser hält in seiner Hand
den dicken, schweren Lyrikband
und meckert, dass für so'n Stuss
ein Haufen Bäume sterben muss.
Er schreibt mir einen langen Brief
und wird darin auch recht massiv.
 
Da wehre ich mich voller Stolz:
›An mir liegt's nicht, ich spare Holz
und schon' die Umwelt, schau doch hier,
recycelt ist das Druckpapier!‹
Jedoch, und das erwähn ich nicht,
recycelt ist auch mein Gedicht…


Liebe Grüße
Stefan
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