Liebknecht in L., Bronze

Gedicht

von  JohannPeter

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 Zuzeiten stand ich auf dem Markt

wo reichlich Platz, da wenig war zu handeln.

Der Sinn der Zeiten ist, daß Zeiten, wie sie gehn

gewendet werden, wenn sie sich nicht wandeln.

 

Jetzt hat mein erster Platz zu Nutz und Frommen

des Durstigen die Eisenpumpe wieder.

Wo sommers Händler auf den Marktplatz kommen

beugt, wer erfrischt sein will, das Haupt hernieder.

 

Das gilt nicht mir. Ich wollt´ auch nicht, es wär´ so

und frag auch nicht, wie mir geschehen sei.

Mein heutger Platz ist ferner nicht dem Knast

als ehedem. Wie damals bin ich heute auch nicht frei.

 

Plädier ich jetzt am Stadtgraben den Ratten, 

den Enten? - Je wohl nach Jahreszeit mehr dem und dem.

Und wer es wagt, mir Andacht abzustatten

hat es - wie ich - im Städtchen unbequem.

 

Die Hand ist mir erstarrt, ich weise

ins Hypothekenareal aus Eigenheimen

zu meinen Füßen träge fließt jetzt eure - nein

das sag ich nicht, euch sollt´ Erkenntnis keimen.

 

Es war ja der Gedanke nicht ganz schlecht:

aus meiner Bronze eine Glocke schmelzen

zu Morgenläuten oder letztem Gang -.

Ihr solltet den Gedanken nochmal wälzen.

 

Ich bin nicht fertig mit euch und ihr nicht mit mir.

So stehe ich nun zwischen zweien Grenzen steif.

Es ist der Platz danach, daß jedermann erkenn´:

die Zeit war wie zu meiner auch zu eurer Zeit 

nicht reif.




Anmerkung von JohannPeter:

Liebknecht wurde 1916 wegen Hochverrats - Ablehnung der Kriegskredite - verurteilt und im Zuchthaus Luckau inhaftiert. 
Sein Denkmal stand vor der Wende auf dem Marktplatz, in Sichtweite des ehem. Zuchthauses. Auf Betreiben politischer Kräfte war das Denkmal dort zu entfernen und sollte eingeschmolzen werden. 
Letztlich fand es seinen Platz vor der Stadtmauer, wo in früheren Zeiten üblicherweise Landstreicher und Aussätzige zu übernachten hatten, steht aber noch immer in Sichtweite seines Gefängnisses.

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