In der Küche meiner Kindheit

Gedicht

von  Redux

In der Küche meiner Kindheit

glitt die Welt an frühen Nachmittagen

in ein Land aus Stille.


Und goldenes Septemberlicht

in den Fensterscheiben

brach.


Letzte Schwaden Zigarrenrauchs

schwebten wie geisterhafte Tücher.


Der Tisch war abgeräumt.

Sauber und glänzend der Herd.

Die Großeltern schliefen.


Ein Topf Holundersaft köchelte.

Das Sein erstarrte in einem Bild der Ruhe.

Alles in dieser Welt war an seinem Platz.


Eine Fliege

verharrte auf der leeren Tischplatte,

geblendet vom Licht,

bewegungslos,

als sei sie für immer.




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Kommentare zu diesem Text

Jo-W. (83)
(11.06.23, 09:46)
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 Redux meinte dazu am 12.06.23 um 15:12:
Das freut mich...und auch die Erinnerung daran tut gut.
Agnete (66)
(11.06.23, 14:00)
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 Redux antwortete darauf am 12.06.23 um 15:13:
Danke, Agnete, es war gefühlt alles einfacher und bescheidener...und es war gut.

 ginTon (11.06.23, 22:16)
Holundersaft, daran erinnere ich mich auch. der schmeckt aber auch Klasse...

 Rosalinde schrieb daraufhin am 12.06.23 um 06:54:
Ein hübsches kleines Gedicht aus Kindheitstagen, Redux. Ich nehme an, das ist keine Fiktion, sondern das sind wirkliche Erinnerungen, die dir auf deinem Lebensweg auch Stabilität und Prägung gaben. Wie wichtig das ist für ein Kind, wissen wir heute nach dem Corona-Desaster an den Schulen, eine ganze schwer geschädigte Generation.
Deutschland, das kinderfeindlichste Land Europas, vielleicht sogar der Welt. 

So gut mir das Gedicht gefällt, so habe ich doch noch einen Einwurf. Weißt du, was dem Gedicht fehlt? Es ist das Schwärmerische, das Zurückdenken an die Wärme, die Geborgenheit der Kindheit, die der Erwachsene heute vermisst und sie deshalb vielleicht an seine eigenen Kinder weitergibt und auch weitergeben kann. Im Grunde ist das Gedicht sehr rational geschrieben, Fakt für Fakt wird aufgezählt, aber diese kleine Prise Nostalgie, die hätte ich gern in diesem Gedicht gelesen.

Rosalinde

 lugarex äußerte darauf am 12.06.23 um 07:29:
Ich nehme an, das ist keine Fiktion, sondern das sind wirkliche Erinnerungen
Liebe Rosalinde, ich vermute, Redux ist treu seinem Name. 


(Zitat aus Merriam Webster)

Redux is an adjective that means “brought back,” and it is usually used to describe an event or situation that closely resembles something from the past. Redux is always used  postpostively, that is, after the word or phrase it describes.


Herzlichste Grüsse und guten Start in die neue Woche, Luga

 Redux ergänzte dazu am 12.06.23 um 15:17:
Hallo ihr drei, ja, Holundersaft ist und bleibt klasse. 

Und ja, das ist keine Fiktion. Das wurde so erlebt und empfunden und ich finde, Rosalinde, ja, ich hätte empathische schreiben können,  aber ich finde auch, wenn man das Bild wirken lässt  und zwischen den Zeilen liest,  dann ist doch zu erahnen, wie ich empfinde oder empfunden habe....

 Oops (12.06.23, 14:02)
Hallo Redux,

Ich lese hier einen Schreibstil abweichend von dem was ich bisher von Dir las:
Episodensätze im Block geschrieben mit Absätzen dazwischen,  wie wenn Du jede einzelne Szene fixierst und dann wirken lassen möchtest.

Ich fühle mich zum miterleben eingeladen.

LG Oops

Kommentar geändert am 12.06.2023 um 14:45 Uhr

 Redux meinte dazu am 12.06.23 um 15:18:
Danke liebe Oops, ja der Stil ist anders, das Gedicht aber auch schon älter.

Ich freue mich,  dass es dir gefällt..

 Gabyi meinte dazu am 12.06.23 um 17:34:
Intensiver Text. Hat mich inspiriert, ebenfalls meine Kinheitsküche zu schildern. Wobei Küche auch doppeldeutig sein kann.
LG, Gabyi

 AnneSeltmann (14.07.23, 11:29)
Ein wunderschönes Bild zeichnest du von Kindertagen, die noch herrlich waren. 
Ich fühle mich heimelig bei deinem Gedicht!
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