kleinreime aus zettels kasten (13)

Kurzgedicht zum Thema Gedanken

von  harzgebirgler


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es war jung lenz seit je noch nie vom alten

oft stur'n herrn winter gänzlich aufzuhalten

und hält sich auf im hintergrund

mit lockenhaar und rosenmund.


*


die meisten sind nach frühling sich am sehnen

denn längst geht auf den geist der winter denen

doch dehnt der sich bisweil'n noch eine weile

das feld zu räumen hat er keine eile.


*


am meisten tut der alkohol

wohl noch den produzenten wohl.


*


ohne phantasie ein leben

mags vielleicht als plankton geben

doch das dasein wäre nie

denkbar wohl ganz ohne sie.


*

panzer haben ja gewöhnlich ketten

doch panzerkreuzer haben ketten nicht

und selbst wenn sie durch zufall welche hätten

stünden die ihnen seltsam zu gesicht.


*

wer unverbiegbar selbst stets bleibt sich gleich
ist auf längst rare weise ziemlich reich.


*


je größer der wesensverlust
desto höher am stapeln die lust.


*


dem leben selbst ist wurscht wie wir es finden
ob wir froh jauchzen oder wund uns winden
dem leben selbst liegt einfach nur daran
dass es aufs neue stets entstehen kann.


*


ragt erst ein pilz so richtig in den himmel

wo nutzlos ist alarmglockengebimmel

hält totenmesse im vernichtungsdom

das aufgespalten furchtbare atom.


*


die mutter deckt den tisch und vater mutter -
so ist im haushalt alles noch in butter.


*


leute machen, heisst es gerne, kleider -

das gilt vor allem jedenfalls für schneider

doch werfen sich auch aufschneider in schale

damit ihr kleines licht blendend erstrahle.


*

führt mensch im mund bescheidenheit

ist's meist nicht weit mit her

nein menschen im bescheidenkleid

woll'n meistens immer mehr.


*


es trägt an der entwurzelung der mensch nicht selber schuld

denn das, was ihn einst wurzeln ließ, entzog ihm seine huld

auch wer sich tief'ren geistes wähnt ist längst schon vagabund

und oberflächlich wurzellos – es waltet wurzelschwund.


*


im traume da sah ich synapsen

die tanzten nackt um mich mit strapsen

und sangen: "du weißt

dank uns hast du geist!"

doch konnten die mich nicht verklapsen.


*


viel erstes bleibt in uns verwahrt

nicht nur die erste liebe

doch die besonders weil sie zart

weckt knospengleich manch triebe.


*


man kommt zur welt, ist guter dinge

und wächst ins leben langsam rein

damit es aber auch gelinge

braucht's oft ein tier und das heißt SCHWEIN.


*

mensch fängt klein an und wird dann groß

entbunden aus der mutter schoß

doch nehmen bindungen schnell zu

des (kl)einen ichs ans and're du.


*

die sonne wird noch untergeh'n und auf

da fand längst statt der menschheitsausverkauf.

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Kommentare zu diesem Text


 uwesch (10.08.23, 10:50)
Mann, das ist ja Stoff für diverse Geschichten - wow :) 
Liebe Grüße
Uwe

 harzgebirgler meinte dazu am 10.08.23 um 11:02:
:) :) gebundene rede prosaisch zu ent-binden
würde die bestimmt auch reizvoll finden. :D lg mit herzlichem dank vom harzer
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