Tief

Sonett

von  Janna



Wenn mir der Kummer Herz und Hirn zerfraß,

weil schlecht vernarbte Wunden spürbar schwärten,

verfolgte ich stets gern der Kindheit Fährten

zum Fluss, wo ich verträumt am Ufer saß.


An hellen Tagen schmückte ihn das Funkeln

von tausend Lichtjuwelen und ich staunte,

wie lockend mir das Wasser schien. Es raunte:

Komm her! Ich werde deinen Blick verdunkeln!


Lass dich und alles Weh in mir ertrinken,

schau her, wie leicht es ist, hinein zu sinken.

Die Dämmerung besiegte letztes Blinken;


ich folgte wie in Trance den eignen Schritten

und flüsternd formten meine Lippen Bitten,

an alle, die an meinem Tode litten.








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Kommentare zu diesem Text


 Beislschmidt (16.08.23, 16:09)
Ein fünfhebiges Sonett mit wechselndem Auftakt im Duktus der Romantik. Gefällt mir sehr, auch wenn das traurige Ende an Kleist erinnert. 
Beislgrüße

 Didi.Costaire meinte dazu am 16.08.23 um 23:56:
Wechselnder Auftakt?

 Beislschmidt antwortete darauf am 17.08.23 um 07:48:
Lass dich
Komm her

 Janna schrieb daraufhin am 17.08.23 um 07:52:
Nee. Mit der Betonung müsstest du beim Rest der beiden Verse ins Stolpern kommen.

 Janna äußerte darauf am 17.08.23 um 20:37:
Vielen Dank euch beiden!

LG Janna
Agnete (66)
(16.08.23, 19:36)
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 Janna ergänzte dazu am 17.08.23 um 20:38:
Dankeschön, Agnete, das freut mich!

Liebe Grüße retour

Janna

 Didi.Costaire (17.08.23, 00:02)
Ein gelungenes Sonett, Janna. Besonders passend in diesen schweren Gedanken ist hier das sonst sehr seltene Verb "schwären".

Liebe Grüße,
Dirk

 Janna meinte dazu am 17.08.23 um 20:38:
Vielen Dank, Dirk.

Liebe Grüße

Janna

 plotzn (17.08.23, 10:13)
Servus Janna,

ein hervorragend geschriebenes Sonett zu einem schwierigen Thema. Der Titel ist gut gewählt: tiefer Seelenschmerz und tiefes Wasser sind eine unheilvolle Kombination.
Suizid aus "Rache" (sollen die anderen mal sehen, wie sehr ich gelitten habe, und jetzt selbst leiden) ist zu kurz gedacht, kommt aber in Verzweiflung leider immer wieder vor.

Liebe Grüße
Stefan

 Pearl meinte dazu am 17.08.23 um 10:21:
Hallo,

es ist wunderschön, ein Ophelia Gedicht ♡

Ich verstehe das Ende, die Bitten, so, dass das lyrische ich seine Lieben um Verzeihung bittet oder es für sie bittet. Damit sie an ihrem Tod nicht leiden müssen.

Lg,

Pearl

Antwort geändert am 17.08.2023 um 10:22 Uhr

 plotzn meinte dazu am 17.08.23 um 11:28:
Servus Pearl,

nach nochmaligem Lesen stimme ich Dir zu, das habe ich wohl nicht genau genug gelesen und falsch interpretiert. Danke für den Hinweis! 

Liebe Grüße
Stefan

Antwort geändert am 17.08.2023 um 11:28 Uhr

 Janna meinte dazu am 17.08.23 um 20:40:
Ja, es ist so gemeint, dass das Lyrische Ich sich Gedanken darüber macht, wie seine Familie, Freunde usw. auf den Suizid reagieren.
Vielen Dank euch beiden fürs Lesen und interpretieren.

Liebe Grüße

Janna
Teolein (70)
(17.08.23, 10:31)
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 Janna meinte dazu am 17.08.23 um 20:40:
Herzlichen Dank, Teo.

Liebe Grüße

Janna
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