Stunden und Tage

Gedicht

von  Beislschmidt

Stunden und Tage         

Ich hab' sie oft schon verstreichen lassen,
die wertvollen Stunden und Tage,
als könnt' ich sie mehrfach verprassen
und sie wären nur endlose Plage.

Wer hat Zeit jemals wiedergewonnen?
Wir verspielten naives Vertrauen,
denn beim Spaß ist sie stetig zerronnen,
anstelle was Großes zu bauen.

An diesen leichten und nutzlosen Tagen,
wurden die Zeiger der Uhr nur zerschlagen..
.
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Kommentare zu diesem Text


 uwesch (05.11.23, 15:59)
Da würde nur eine Zeitreise rückwärts helfen. Aber das hat selbst noch kein Physiker geschafft. LG Uwe

 Beislschmidt meinte dazu am 05.11.23 um 17:55:
Hey Uwe ... Du meinst wie in "the time machine"??? Das würde bedeuten, man wäre in Zugzwang alles besser zu machen und ich fürchte man würde alles nochmal so machen, weil wir sind - was wir sind. Zum Glück bleibt uns dadurch der Butterfly Effekt erspart.
Beislgrüße

 EkkehartMittelberg (05.11.23, 17:01)
Hallo Beisl,
vielleicht hast du aus der versäumten Zeit Kraft geschöpft, andere Zeit doppelt so gut zu nutzen.
LG
Ekki

 Rosalinde antwortete darauf am 05.11.23 um 17:10:
Beislschmidt, ich sehe es so, dass man zwischen Aktivitäten auch Atempausen braucht. Sicher, wenn man sieht, dass die Arbeit ungemacht darliegt, ärgert man sich, dass man die Zeit nicht genutzt hat. Aber man kann der Atempause auch geistige Aktivität abgewinnen, ich würde das "Nichtstun" deshalb nicht verachten. Aber vielleicht meinst du was ganz anderes, nämlich das Verschlendern des Tages mit Nichtigkeiten? Da würde ich auch dieser Meinung sein, zumal ja der Trend zur reinen Unterhaltung geht, die am Ende nichts gebracht hat, lediglich den Missbrauch von Lebenszeit. Wir sollen mit der Unterhaltung davon abgehalten werden, uns mit den wirklichen Problemen zu beschäftigen, auch mit denen, die nicht rein privater Natur sind. Davor will der Staat uns "beschützen".

Lieben Gruß, Rosalinde

 Beislschmidt schrieb daraufhin am 05.11.23 um 18:31:
Hey Ekki, wenn die Ruhephasen dazu genutzt werden um Kraft zu schöpfen, ist es keine verlorene Zeit. Ich fürchte nur, ich war der Bruder Leichtfuß, der sich wenig geschert hat. Das erinnert mich an die Novelle "Aus dem Leben eines Taugenichts". Und ja, ich hab mich kein bißchen schlecht gefühlt dabei und war nie neidisch auf die Karrieren der Vorzeigebübchen. 
Beislgrüße

Antwort geändert am 05.11.2023 um 18:31 Uhr

 Beislschmidt äußerte darauf am 05.11.23 um 18:48:
Hallo Rosalinde,
Ich meine eher .....

nämlich das Verschlendern des Tages mit Nichtigkeiten? Da würde ich auch dieser Meinung sein, zumal ja der Trend zur reinen Unterhaltung geht, die am Ende nichts gebracht hat,
Ich war sicherlich keine Spaßbremse und man hat früher viel Zeit vergeudet ... oder war diese Zeit doch am Ende für etwas gut? 


Ich erinnere mich an ein Gedicht von Francois Villon, wo es heißt, " bei Weibern, Wein und Kartenspiel,
da wiegt ihr allesamt nicht viel"
Da denke ich öfter darüber nach - andererseits, was heißt das schon - "Großes zu vollbringen"? Wo ist das Ende der Fahnenstange und welchen Preis muss man  dafür bezahlen? Ich habe kein Talent für Großes und brauche keine Auszeichnungen. Ich bin mir sicher, dass es sich so einfacher leben lässt und das Rüberschielen zu saturierten Ufern nutzlos ist.
Beislgrüße

 Oops (05.11.23, 17:26)
Ich finde der erste Vierzeiler könnte für sich stehen, weil ich ihn als angenehm selbstreflektierend empfinde.

Zu den nächsten 4 Zeilen:
ein bißchen Spass darf sein zur richtigen Zeit, was wären wir ohne Lachfältchen:).

LG Oops

 Beislschmidt ergänzte dazu am 06.11.23 um 11:38:
Hey Oops, gut bilanziert, vor allem die Lachfältchen als Teil der Leichtigkeit in einer überwiegenden Resignation. 
Beislgrüße

 AchterZwerg (05.11.23, 17:57)
Wir verspielten naives Vertrauen,
denn beim Spaß ist sie stetig zerronnen,
anstelle was Großes zu bauen.
Ist das so?
Ich sehe es eher so, dass die Welt am populistischen Scheißdreck zerbirst. Am Fehlen jedweden Programms und am reichlich vorhandenen Talent, die "Stimme des Volkes" zu zelebrieren ...


 Rosalinde meinte dazu am 06.11.23 um 06:27:
Beislschmidt, mir scheint, du verwechselst den Rückzug in die Boheme mit Spaß am und im Leben. Achter Zwerg weist darauf hin, dass es in der westlichen Kultur im Grunde kein Programm gibt, an dem der Grund des Daseins ausgerichtet werden kann. Das einzige Programm, das es gibt, ist: Die Leute sollen funktionieren. In einer Welt mit dem Oben und Unten. Eigentlich leben die Leute nur, um "durchzukommen". Und da brauchen sie Abwechslung vom Alltag, die genau den vergessen lässt. Das westliche Fernsehen bietet jede Menge "Abwechslung"
mit sogenannten Unterhaltungssendungen. Aber irgendwo spürt jeder: Da muss noch mehr sein. Was es aber ist,
dahinter kommt er nicht, darf er nicht kommen. Weil er sich sonst Gedanken über sich selbst, seine Umwelt und die Wirkung auf ihn macht. Und das kann gefährlich werden für das Oben. Und für ihn selbst. Und er konstatiert die Sinnlosigkeit seines Daseins. Und da ist er dankbar, wenn es "Spaß" gibt. Das ist die Rolle des Spaßes in der gegenwärtigen Gesellschaft. 

Beislschmidt, kein Mensch muss Großes vollbringen. Es reicht, wenn er wenigstens das Kleine schafft. Wenn mit seiner Hilfe Großes geschieht, dann mehr oder weniger aus Versehen. Eben, weil es kein Programm, keine Idee gibt: Warum lebt der Mensch? Was uns geboten wird, reizt nicht gerade dazu, im Sinne des Systems zu funktionieren. Und trotzdem funktioniert jeder. Mit und ohne Spaß in allen bisherigen und in der gegenwärtigen Gesellschaft. Und wer nicht funktioniert, wird rigoros aussortiert. Wir wurden nicht gefragt, ob wir in diese Scheißwelt geboren werden wollen. Unsere Eltern hatten ihren Spaß, und nun sind wir da. Das ist alles.

Lieben Gruß, Rosalinde

 Beislschmidt meinte dazu am 06.11.23 um 11:58:
Hey Achter,

Ist das so?
Für die Jetztzeit gesprochen, hast du sicher Recht. Wer Dschungelcamp schaut, hat seine Selbstachtung abgegeben. Zwischen Böhmermann und Comedy TV gibt es keine Unterschiede. Wir werden zugekleistert und eingeseift, ohne dass wir die wahre Absicht dahinter erkennen. Wir ergeben uns willenlos der Chipstüte und allen Ablenkungsformaten.


In dem Gedicht hatte ich die 80ger Jahre im Sinn, als es die mediale Totschlagtruppe noch gar nicht gab aber der Mensch hat sich auch damals den Weg der Sorglosigkeit gebahnt. Bei Bier und Schulterklopfen wurden viele Nächte verdummbeutelt und die Wortführer von damals sind verstummt. Die Pausenhofbullies gehen heute zur Fußpflege und schleichen mit ihrem  Kleinwagen zum Discounter - alles ist so banal geworden.  
Beislgrüße

 AchterZwerg meinte dazu am 06.11.23 um 12:22:
So gesehen hast du Recht, und ich kann das Gedicht mit Überzeugung empfehlen.
Jedoch: Nicht alle Wortführer sind verstummt; der Cohn-Bendit hat sich aus meiner Sicht wenig verändert und seine (unsere?) Ideen niemals verraten, allenfalls abgemildert. Fehler hat er aber eingestanden.

Herzliche Grüße
der8.

 Beislschmidt meinte dazu am 06.11.23 um 13:12:
der Cohn-Bendit hat sich aus meiner Sicht wenig 
Danny ist ein Pädophiler und damit bei mir unten durch. War er wohl schon immer, insofern hat er sich tatsächlich nicht verändert  - da kann er noch so viele Selbstfindungsfilmchen in Israel drehen.

Beislgrüße

 Beislschmidt meinte dazu am 06.11.23 um 14:37:
@Rosalinde

● Das einzige Programm, das es gibt, ist: Die Leute sollen funktionieren.
Nicht zu vergessen: - konsumieren. Die großzügige Alimentierung der Migranten hat eine Konsumwelle ausgelöst, die mit Steuermitteln finanziert wird.

● er konstatiert die Sinnlosigkeit seines Daseins. Und da ist er dankbar, wenn es "Spaß" gibt.
Womit wir beim alten Heilmittel "Brot und Spiele" wären. Bei großen Teilen der Bürgerschaft frage ich mich, ob sie überhaupt in der Lage wären zu lesen und ein Buch zu begreifen. Dann lieber doch "Bauer sucht Frau".

● wer nicht funktioniert, wird rigoros aussortiert.
Die Ausfallquote steigt rasant an, bedingt durch Mieten und Nebenkosten. Die Ghettoisierung der Obdachlosen in Paris geht in die Zigtausende. Diese Entwicklung steht uns noch bevor.

Nehmen wir mal an, die Alten hätten Recht, als sie sagten: -- "es müsste wieder mal ein Krieg her", weil sie mit dem Frieden nichts anfangen konnen. Dabei denke ich an Ernst Jünger und das Zitat:-- der Krieg ist der Vater aller Dinge. Jünger, der mit der Welt nicht mehr zurechtkam, hat sich als Jugendlicher zur Fremdenlegion durchgeschlagen, weil er dort das Leben spüren wollte. Leben wir derzeit in einem nutzlosen Vorhof der Hölle, wie es in Stahlgewitter beschrieben ist?

Beislgrüße
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