Im luftleeren Raum

Drama zum Thema Aktuelles

von  Hoehlenkind

Der UN-Generalsekrätär Guterres wurde heftig angegriffen und zum Rücktritt aufgefordert. Für die Aussage: "Es ist wichtig zu erkennen, dass die Angriffe der Hamas nicht im luftleeren Raum stattfanden." Damit widerspricht er den Forderungen der israelischen Propaganda nach Einseitigkeit und Geschichtslosigkeit. In Deutschland dagegen scheint der luftleere Raum zur Staatsräson zu gehören, jede Abweichung von der Sichtweise der israelischen Regierung wird als Antisemitismus verfolgt.

Ein Vorwurf ist die Relativierung des Massakers der Hamas. Relativierung ist das Aufzeigen von Relationen, von Zusammenhängen zwischen aktuellen Ereignissen und geschichtlichen Entwicklungen, die dazu geführt haben. Im luftleeren Raum des schrecklichen Augenblicks gibt es kein Lernen aus der Geschichte und keine Systemanalyse der Konflikte. Also auch keinen Weg zum Frieden.

Aus emotionaler Sicht kann man die Rachegedanken aus Israel nach dem Massaker der Hamas nachvollziehen. Aber warum nicht ähnliche Emotionen von Palästinensern nach Massakern aus Israel? Man sollte sich solchen Emotionen jedoch nicht anschließen, sondern sich rational auseinandersetzen mit den Wechselwirkungen von Hass und Rache. So sorgt die rechte israelische Regierung für die Macht der Hamas und umgekehrt. Beide haben Interesse an der Förderung der Feindschaft, nicht an Frieden. Auf beiden Seiten gibt es Täter und Opfer. Und die Opfer dienen jeweils der Rechtfertigung der Taten im Zusammenspiel von Propaganda und Gewalt.

Israels erklärtes Ziel, die Hamas zu vernichten, geht nicht, ohne dabei auch viele palästinensische Zivilisten zu töten oder obdachlos zu machen. Der Hass, der dadurch geschürt wird, sorgt dann für neuen Zulauf bei der Hamas oder anderen Extremisten und der Krieg geht weiter.

Aus der historischen Sicht des Holocaust ist es richtig, wenn sich Deutschland um die Sicherheit der Juden sorgt. Aber die israelische Regierung mit ihrer Strategie der Vernichtung und Vertreibung der Palästinenser bringt keine Sicherheit für die Juden innerhalb und außerhalb Israels. Im Gegenteil, sie schafft Feinde für Israel und fördert den Antisemitismus weltweit. 


Die bedingungslose Unterstützung Israels ist genauso falsch wie eine bedingungslose Unterstützung der Hamas. Denn es ist ziemlich egal, von welcher Seite Öl ins Feuer gegossen wird. Beides rückt den Frieden in weite Ferne und gefährdet damit die Sicherheit aller Beteiligten. Und dieser Blankoscheck aus Deutschland trägt dazu bei, dass die Palästinenser die Zeche zahlen müssen für die deutschen Verbrechen an den europäischen Juden. Ihnen bleibt die Luft weg im luftleeren Raum, in dem niemand mehr Frieden will.



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Kommentare zu diesem Text

Taina (39)
(10.11.23, 01:30)
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 Hoehlenkind meinte dazu am 10.11.23 um 12:40:
Hamas gäbe es nicht ohne den Hass, den Israel geschürt hat durch Vernichtung und Vertreibung von Palästinensern. Und damit macht die israelische Regierung jetzt weiter, mit bedingungsloser Unterstützung von Deutschland.

Die Massaker der Israelischen Armee willst du nicht sehen, nur das, was die Hamas gemacht hat. Mit solcher Einseitigkeit kommt es nie zu einem Frieden.
Taina (39) antwortete darauf am 10.11.23 um 12:50:
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 Hoehlenkind schrieb daraufhin am 10.11.23 um 16:28:
Ich habe doch gesagt, dass beides falsch ist. Die bedingungslose Unterstützung der Hamas durch arabische Staaten genauso wie die Israels durch Deutschland und die anderen nordatlantischen Staaten.

Du willst nicht sehen, dass Israel auch Massaker verübt an Palästinänsern.

 Mondscheinsonate (10.11.23, 01:43)
Off topic: Die Geister, die du riefst.... 
Zum Text: Der Gedanke, dass die Palästinenser nun die Schuld büßen, ist sicherlich zT richtig, aber ich denke, es geht darüber hinaus, denn endlich kann sich der aufgestaute Hass auf Muslime, siehe Off topic, breit machen, darf hinaus, wird legitimiert. Und überhaupt, endlich darf man wieder offiziell hassen, wie schön das für viele nicht ist. Und, umgekehrt natürlich auch, man schreibt wieder Hakenkreuze an Hauswände, Hass, wie schön! Sich suhlen, darin baden, schwimmen darin. 
Ansonsten gehe ich mit deinen Gedanken konform.

 Saira äußerte darauf am 10.11.23 um 07:20:
Leider ist es so, wie du schreibst, liebe Moon.

 Saira (10.11.23, 07:26)
Ich kann deine Sichtweise zum Nahost-Krieg nur unterstreichen.

 TassoTuwas ergänzte dazu am 10.11.23 um 12:15:
Der Überfall auf das Festival mit Toten und Entführten war ein schreckliches Verbrechen, aber die Aussage des Israelischen Verteidigungsministers, vor den Kameras, die Täter wären Tiere, und so würden sie auch behandelt, nahm die Welt schweigend zur Kenntnis.
LG TT
Taina (39) meinte dazu am 10.11.23 um 12:55:
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 Dieter_Rotmund (10.11.23, 16:46)
Ein weiterer Empörungstext.

 Hoehlenkind meinte dazu am 10.11.23 um 17:54:
Es geht gerade darum, sich nicht zu empören und sich einer Seite anzuschließen. Sondern zu analysieren, wie sich der Konflikt, die Feindschaft und der Hass erhält. Und die Notwendigkeit einer neutralen Haltung zu erkennen, die auf keinem Auge blind ist.

 FrankReich meinte dazu am 11.11.23 um 05:36:
Ich halte Deinen Beitrag für keinen Empörungstext, leider fehlen darin zwei Aspekte:

1. Die Hamas hat sich auf die Fahne geschrieben, den Staat Israel zu vernichten und stattdessen einen islamischen Gottesstaat zu errichten.

2. Wenn der Westen es unterlässt, die israelische Regierung zu unterstützen, müsste sich die arabische Welt bzgl. der Hamas ebenso verhalten, aber da sollte die Präsenz von Hisbollah und IS nicht unterschätzt werden, die mit der Hamas ins gleiche Horn stoßen.

Eine Neutralität des Westens würde demnach ebenfalls zu keiner friedlichen Lösung des Nahost-Konflikts führen, sondern nur auf Kosten der Juden gehen, die seit der nakba zwischen 1947 und 1949, also der Vertreibung von Palästinensern auch ihre eigene in der arabischen Welt hatten. Der Westen will keine Juden, die über die Jahrhunderte aufgebauten Vorurteile bestehen nämlich immer noch und sind nicht von heute auf morgen auszumerzen, die arabische Welt hetzt aber ebenfalls gegen sie, wo bitte finden Juden denn noch Zuflucht, wenn nicht in Israel?

 Hoehlenkind meinte dazu am 11.11.23 um 18:03:
Die israelische Regierung hat auch die erklärte Absicht, die Hamas zu vernichten. Und die zivilen Palästinenser so nebenbei mit, sie sind ja auch ihrem Traum von Großisrael im Wege. Von daher eine Symmetrie.

Der Unterschied ist aber, dass Israel die militärische Möglichkeit zur Vernichtung der Palästinenser hat, während die Vernichtung Israels ein Traum der Hamas bleibt. Daran ändert auch die Unterstützung der Hisbollah nichts.

Ohne Frieden gibt es auch in Israel keine sichere Zuflucht für Juden. Und der Antisemitismus in aller Welt wird durch die israelische Politik bestärkt, weil viele nicht unterscheiden zwischen Juden und Israelis. 

Woran die inflationäre Verwendung des Schlagworts 'Antisemitismus' durch die Propaganda Israels und ihrer nordatlantischen Unterstützer nicht unbeteiligt ist. Nach deren Lesart sind ja schon viele Juden Antisemiten, weil sie für Waffenstillstand und Frieden eintreten.

 FrankReich meinte dazu am 12.11.23 um 00:43:
Wenn der Westen Israel die Unterstützung versagt, wird die Zeit zeigen, ob das Ziel der Hamas, den Staat Israel zu ersetzen, Wunschtraum bleibt, die Argumente für ersteres hast Du bereits angeführt. 
Natürlich machen sich weder Israels Regierung noch die Hamas beliebt, letztere lassen sich allerdings von innen heraus nicht so leicht absetzen.
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