Ein entscheidender Tag

Innerer Monolog zum Thema Krankheit/ Heilung

von  Graeculus

Schön warm heute. Angenehm. Ich laufe herum. Unruhig wie immer. Setze ich mich, treibt es mich wieder hoch. Trockener Geschmack im Mund. Meine Zunge reibt an den Zahnlücken. Ist auch unruhig. Krieg ich einen Becher Wasser? Muß fragen. Keiner da zum Fragen. Kein Wasser. Habe ich schon gegessen? Wann? Ich weiß nicht. Ich laufe weiter umher. Will in anderen Raum. Tür geschlossen. Keiner da zum Öffnen. Ist heute ...? Ob heute ...? Was wollte ich denken? Warm ist es heute. Ich kann mein Denken nicht festhalten. Was habe ich eben gedacht? Wasser hinter der Tür? Habe ich schon daran gerüttelt? Ist geschlossen. Muß aufpassen, daß ich beim Laufen niemanden umrenne. Viele laufen. Manche stöhnen. Wo ist das hier? Warum stöhnen sie? Stöhne ich auch? Was will ich hier? Wasser. Tür zu. Wird erst geöffnet ... das wußte ich mal. Weiß es nicht mehr. Sie stöhnen. Laufen. Keiner spricht.

Tür geht auf. Zwei Männer kommen. Schließen Tür wieder. Tragen andere Kittel. Nicht wie ich, wie wir. Weiße Kittel. Sie gehen zu einem. Zu einem, der gestöhnt hat. Einer hält ihn, der andere piekst ihn. Er piekst ihn mit ... wie ist das Wort? Mit einer. Mit einer Spritze. Das ist das Wort.
Der, der gestöhnt hat, wird ganz still. Er liegt. Bewegt sich nicht mehr. Die Augen sind noch auf. Starr. Er guckt nicht mehr richtig. Was hat er?

Der eine mit dem weißen Kittel sagt etwas zu dem anderen mit dem weißen Kittel. Er sagt. Auch ein Wort, das ich nicht kenne. Klingt hart, das fremde Wort:
„G n a d e n t o d.“

Sie schauen zu mir.


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Kommentare zu diesem Text


 AlmaMarieSchneider (25.12.23, 00:45)
Erschreckend, weil so wahr. Die ganze Grausamkeit zu der Menschen fähig sind macht mich immer sprachlos, dabei wäre es doch so wichtig darüber zu sprechen. Dann sich noch auf Befehle anderer berufen, angeblich von nichts wissen oder gar leugnen, dieses Verhalten zeigte sich ja auch sehr deutlich. 

Du hast Dich sehr gut in die Situation eines Betroffenen versetzt und in seine Hilflosigkeit.

Herzlichst
Alma Marie

 Graeculus meinte dazu am 25.12.23 um 18:49:
Du hast Dich sehr gut in die Situation eines Betroffenen versetzt und in seine Hilflosigkeit.

Soweit ich sehe, bist Du die einzige, die das hervorgehoben hat ... und genau darum war es mir zu tun, nicht darum, bloß eine weitere Anklage gegen "Euthanasie" zu schreiben.

 Graeculus antwortete darauf am 25.12.23 um 18:51:
P.S.:

Auch einen Weihnachtstext wollte ich nicht schreiben - aber das merkt man wohl.

 Regina (25.12.23, 02:20)
Zwar hat Hitler die Ideologie geliefert, die zu Massenmorden führte, auch zu Euthanasie. Es gibt jedoch keine Überlieferung für einen direkt angeordneten Einzelmord. Da war die mittlere Führungsebene am Agieren. Erschreckend, dass nur den höchsten Führungskräften jemals der Prozess gemacht wurde.

 Graeculus schrieb daraufhin am 25.12.23 um 03:09:
Hitlers Euthanasieerlaß stammt - auffallenderweise - vom 1. September 1939, dem Tag des Kriegsausbruchs. Auf diesen Führerbefehl beziehe ich mich in meinem Text. Daß er keiner Einzelperson galt, zeigt ja mein letzter Satz. Die Ärzte sind an der Arbeit und sprechen darüber.

 Regina äußerte darauf am 25.12.23 um 06:45:
""Reichsleiter Bouhler und Dr. med. Brandt sind unter Verantwortung beauftragt, die Befugnisse namentlich zu bestimmender Ärzte so zu erweitern, dass nach menschlichem Ermessen unheilbar Kranken bei kritischster Beurteilung ihres Krankenzustandes der Gnadentod gewährt werden kann."

 Lluviagata ergänzte dazu am 25.12.23 um 08:23:
Gnadentod - welch schrecklich unmenschliches Wort. Genau wie Herrenmensch.

 Graeculus meinte dazu am 25.12.23 um 18:23:
Ja, Regina, auf diesen Führererlaß beziehe ich mich. Die Durchführung hat er Bouhler und Brandt übertragen. Aber wenn/falls Ärzte überlegt haben, ob das, was sie da taten, im Sinne ihres Berufes war, dann werden sie das sicher mit "Führerbefehl" gerechtfertigt haben, nicht mit Berufung auf diese beiden Subalternen.

 Regina meinte dazu am 26.12.23 um 00:04:
Sicherlich stand hinter dem Treiben der Ärzte damals die Führerideologie, die den hippokratischen Eid außer Kraft setzte. Aber lies den Erlass noch einmal genau, dann wirst du merken, dass es kein Befehl war, sondern eine Befugnis. Nicht der Führer hat in diesem Fall entschieden, sondern diese "Oberärzte". Insgesamt erscheint deine Szene, mit der du versuchst, eine Opfersicht darzustellen, reichlich konstruiert, auch, weil ein geistig Behinderter sie so nicht darstellen könnte.

 Graeculus meinte dazu am 26.12.23 um 00:29:
Kann es sein, daß Du die Formulierung "sind beauftragt zu ..." falsch verstehst? Ich habe noch nie etwas anderes gehört oder gelesen, als daß dies ein Führerbefehl war, die Euthanasieaktion einzuleiten. Bouhler/Brandt wurde die Durchführung übertragen.

Dies aus der Perspektive eines geistig Behinderten darzustellen, ist natürlich ein Versuch. Der kann scheitern. Aber woher Du die Sicherheit nimmst, daß ein geistig Behinderter (das umfaßt viele Varianten) das unmöglich so hätte formulieren können, verstehe ich nicht.

 Graeculus meinte dazu am 26.12.23 um 00:36:
Es versteht sich, daß der Führer nicht diesen Fall entschieden hat; aber der grundsätzliche Führerbefehl ist das, worauf die entscheidenden Ärzte sich berufen, womit sie - wenn man so will - ihre Gewissen beruhigen.

 Regina meinte dazu am 26.12.23 um 02:00:
Sie brauchten ihr Gewissen nicht zu beruhigen, weil sie keines hatten. Hitler war doch nicht der einzige Nazi. Ärzte konnten in dieser Zeit ihre Perversität ausleben oder sie waren selber überzeugt von der Rassenideologie.

 Graeculus meinte dazu am 26.12.23 um 17:23:
Hältst Du es für ausgeschlossen, daß zwei Ärzte, während sie einen Patienten töten, dabei darüber sprechen, daß sie es aufgrund eines Führerbefehls tun? Selbst wenn wir die Frage eines Gewissenskonflikts (Eid des Hippokrates) einmal beiseitelassen?

 Graeculus meinte dazu am 26.12.23 um 17:52:
Ein ergänzender Gedanke dazu, der Dir vielleicht entgegenkommt, steht weiter unten bei Mondscheinsonate.

 Regina meinte dazu am 26.12.23 um 22:51:
Eben. Deine Szene erscheint so in dieser Art unwahrscheinlich.

 Graeculus meinte dazu am 26.12.23 um 23:24:
Das wäre schade, denn einfach weglassen kann man diese Bemerkung nicht, denn ohne sie versteht man nicht, daß es um Euthanasie geht.

 Mondscheinsonate (25.12.23, 09:46)
Guten Morgen, Graeculus, jetzt haben wir endlich ein Thema gefunden, leider traurigen Inhalts, wo definitiv ich mehr weiß als du, da ich eine Abiarbeit und Rechtsgeschichtearbeit darüber geschrieben habe, in der Gaskammer von Schloss Hartheim war, auch am Spiegelgrund, die Prozessakte von Gross gelesen habe, einen gefühlten Schrank Sekundärliteratur gelesen habe, mit einem Uni-Prof lange telefoniert habe. Das Thema ist mir also nicht fremd und ich kann dir schreiben, dass NIEMAND "Führerbefehl" nur ausgesprochen hätte, T4 war absolut GEHEIM und es gab sogar Anzeigen bei der Staatsanwaltschaft. Sie pferchten die Kinder aus dem Spiegelgrund massenhaft in Ausflugsbusse, die beeinträchtigten Kinder freuten sich  es ging von Wien nach Oberösterreich, dann wurden sie nackt ausgezogen und sofort in die Gaskammer gebracht. Es gibt nur ein heimlich gemachtes Foto eines rauchenden Schornsteins. Hätte man den erwischt, wäre der sofort erschossen worden. Die Prozesse nach dem Krieg waren derartig unter jeglicher Sau, der Schlossleiter meinte, er habe bei Ankunft der Busse von nichts gewusst, auf seinem Cello gespielt. 
Ich könnte stundenlang über Soldatenmorde in Nürnberg referieren, Spiegelgrund, usw. Das Nehmen des unwerten Leben war damals verboten. Buchtipp:"Euthanasie im Dritten Reich" von Ernst Klee.
amalfi00 (70) meinte dazu am 25.12.23 um 10:03:
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 Mondscheinsonate meinte dazu am 25.12.23 um 10:07:
Niemand.
amalfi00 (70) meinte dazu am 25.12.23 um 10:16:
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 FRP meinte dazu am 25.12.23 um 10:19:
Doch, der Mord an den Falun Gong und anderen, die sich dem blinden Gehorsam gegenüber der chinesischen Regierung verweigern, das Ausschlachten ihrer Körper, die Organentnahme, die noch einer Vivisektion gleichkommt - das sehe ich schon als Fortführung einer Art des "Führerbefehls". Nebenbei ein aktuelles Verbrechen, bei dem die Welt wieder zusieht, und schweigt.

Antwort geändert am 25.12.2023 um 10:19 Uhr

 Mondscheinsonate meinte dazu am 25.12.23 um 10:25:
Gruselig, außerhalb Europas dachte ich gar nicht, Fehler.

 Graeculus meinte dazu am 25.12.23 um 18:29:
An Mondscheinsonate:

Ja, befinden wir uns denn in einem Wettstreit, wer von uns mehr weiß? Das sehe ich nicht so ... und bin mir sicher, daß Du in vielen Bereichen mehr weißt als ich, in anderen ich mehr als Du. Ohne Konkurrenz.

Von Deinen Arbeiten hast Du schonmal erzählt. Da bist Du firm.

Es erstaunt mich allerdings, daß (bisher) niemand darauf eingegangen ist, wie ich diese Szene geschildert habe: nämlich aus der Perspektive eines Opfers. Dergleichen kenne ich sonst nicht, auch nicht bei Ernst Klee.
Die Opfer hatten ja eigentlich keine Stimme. Kann man ihnen die als Autor geben? Ist das gelungen?

Über die "Euthanasie" als solche braucht man heute doch nicht mehr diskutieren, oder? Ein Verbrechen unter dem Vorwand, eine Gnade (Gnadentod) zu sein.

 Graeculus meinte dazu am 25.12.23 um 18:30:
An FRP:

Falun Gong ist eine Parallele, an die ich nicht gedacht hatte.
Sie steht aber nicht vor dem Hintergrund rassisch minderwertigen Lebens, oder?

 Mondscheinsonate meinte dazu am 25.12.23 um 19:36:
Doch hatten sie. Es gibt ein tolles Buch über einen Überlebenden:


  • Oliver Lehmann, Traudl Schmidt: In den Fängen des Dr. Gross: das misshandelte Leben des Friedrich Zawrel. Czernin Verlag, Wien 2001,  ISBN 3-7076-0115-3.

 Graeculus meinte dazu am 26.12.23 um 00:30:
Wirklich? Dieses Buch kenne ich nicht.

 Mondscheinsonate meinte dazu am 26.12.23 um 02:38:
Zawrel sprach auch im Parlament. Leider verstarb er schon.

 Graeculus meinte dazu am 26.12.23 um 17:26:
Ich komme jetzt durcheinander. Einerseits die NS-Ärzte. Einige von ihnen kenne ich, teils aus den Dokumenten des Nürnberger-Ärzte-Prozesses, teils von Ernst Klee.
Den Dr. Gross kenne ich allerdings nicht.
Andererseits der Umgang mit der Falun-Gong-Sekte in China. Dort, also bei denen, wird doch nicht rassistisch argumentiert, oder?

 Regina meinte dazu am 27.12.23 um 06:59:
Die Falun-Gong-Religion ist in Ungnade gefallen. Das erinnert eher an die Zeiten der Inquisition in Europa. Aber für die Opfer ist es auch nicht anders.

 Graeculus meinte dazu am 27.12.23 um 16:39:
Nein, für die Opfer macht es keinen großen Unterschied.
Ob sich die Han-Chinesen gegenüber Tibetern und Uiguren rassistisch verhalten, darüber kann man noch nachdenken.

 Mondscheinsonate meinte dazu am 27.12.23 um 17:04:
Dr. Gross ist das Monster vom Spiegelgrund gewesen. Das kannst du nachlesen, ein grausamer Mensch und viel zu spät wurde ihm der Prozess gemacht.

 Graeculus meinte dazu am 27.12.23 um 22:54:
Welch eine Perversion des Arztberufes!
Mit der juristischen Verfolgung stand es offenbar in Österreich nicht besser als in Deutschland.
(Ich glaube, in der UdSSR bzw. Rußland ist noch nie ein Verantwortlicher bzw. Täter für die Verbrechen der Stalin-Ära vor Gericht gestellt worden. Mit der irdischen Gerechtigkeit ist es nicht weit her, wie's scheint.)

 Quoth (25.12.23, 10:19)
Eine der Haupttriebfedern für T4 war die Kosten-Nutzen-Rechnung, das Beseitigen nutzloser Esser in Kriegszeiten. Die Erstreckung dieses Denkens auf den Krankenhausbereich fordert auch heute Opfer (scheinbar ohne es zu wollen), aber lass die Ressourcen mal weiter abschmelzen, wer weiß, wo wir dann landen.

Kommentar geändert am 25.12.2023 um 10:19 Uhr

 Mondscheinsonate meinte dazu am 25.12.23 um 10:30:
Richtig. Und die Aufrechterhaltung des "Reinen". Angefangen hat es mit den Zwangssterillisierungen. Hitler war inspiriert von Wiener Politikern (durchaus Rote!), siehe Julius Tandler. Und in Wien wurde sogar ein eigener Lehrstuhl eingerichtet, wo über unwertes Leben oder Unterschiede zwischen den Rassen referiert wurde. Im Grunde kam die "Idee" aus Wien. Supergruselig.
Das Schlimme, der Tandlermarkt heißt noch immer so. Er war ein guter Sozialpolitiker, man verschweigt gerne die Wahrheit.

Antwort geändert am 25.12.2023 um 10:31 Uhr
amalfi00 (70) meinte dazu am 25.12.23 um 10:30:
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 Mondscheinsonate meinte dazu am 25.12.23 um 10:35:
https://www.zeit.de/zeit-geschichte/2017/01/euthanasie-ns-regime-kranke-behinderte-massenmord
Auch, durch den Krieg psychisch kranke Soldaten wurden entsorgt. Über das Thema wird gerne geschwiegen, das waren ja "unsereins", es war aber so. Dies alles könnt ihr in dem detailreichen Buch von Klee nachlesen.

 Graeculus meinte dazu am 25.12.23 um 18:33:
An Mondscheinsonate:

Danke für den Hinweis auf die Wiener Hintergründe. Seine weltanschauliche Prägung hat Hitler in der Tat in Wien erhalten.
Was jedoch nicht heißt, daß er sie nicht auch in Berlin hätte bekommen können, das um 1900 seine eigenen Antisemiten hatte.

 LotharAtzert (25.12.23, 11:36)
Nahezu alle 681 user (Porsche?) sind sich einig: Euthanasie – schrecklich! Folge: Bestätigungsgerede noch und nöcher. Ändert das was? Nicht das Geringste, Quot deutet es vorsichtig an, - daß periodisch alles wiederkehrt, sobald die Bedingungen ähnlich sind.
Sich selbst zu klären täte not. Änderte das was? – Allerdings. Sobald ich das verehre, was über mir ist, absorbiere ich dessen Licht und strahle es meinerseits aus in die Finsternis (das Sitarprinzip – Oktavsaiten klingen ohne äußere Berührung) … aber, wie oft sagte ich solches schon, (mit dem „Erfolg“, keine oder nur noch selten Kommentare zu bekommen) genauso kann man gegen Wände reden. Und selbst da wird das Moos eher wachsen durch die Atemluftbefeuchtung, als daß die Menschen zu dem werden, was sie hätten werden sollen/können.
 
Vergesslichkeit ist übrigens nicht schlecht. Statt Stachelschwein sag ich Igel, das Gemeinsame, worauf es im Gleichnis ankommt, sind die Stacheln, nicht die Sekundärkennzeichen der Art. Nach dem Tod gibt es keine Außenwelt mehr, folglich wäre Er-innerung sowieso irrelevant. Vergesslichkeit ist also nichts anderes, als die Vorbereitung auf den Tod.
Fazit: es mache jeder, was er glaubt, machen zu müssen und ich verehre weiterhin den Trikaya. Mögen der Leidensozean durch diese Praxis austrocknen.
OM VAJRASATTVA HUNG
(-jetzt widersprich mir zum Schein und relativiere es – ich verstehe das.)
 
Gerade hab ich noch „das Reine“ aufgeschnappt (Mondscheinsonate?) Das Reine als Zustand ist Neptun, das Reine als bloße Vorstellung mit den entsprechenden Zwängen dagegen Pluto. Der Unterschied zwischen Neptun und Pluto ist fundamental. Neptun ist, wie er ist (ewigflüchtig), Pluto ist das Ärmelhochkrempeln, um die vorgestellte Reinheit verbindlich für alle zu erzwingen. „Den Neptun zum Pluto machen“ ist ein geflügelter Satz in der Münchner Rhythmenlehre. Natürlich wird dann der Zustand des Flüchtigen verdrängt und wer nicht im plutonischen Sinne rein ist, wird umgebracht.
Wer den Neptun verdrängt, muß sich natürlich impfen lassen, das hängt alles zusammen, alles alles ...

Kommentar geändert am 25.12.2023 um 11:40 Uhr
amalfi00 (70) meinte dazu am 25.12.23 um 11:56:
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 LotharAtzert meinte dazu am 25.12.23 um 13:05:
Ich kann damit zwar nicht viel anfangen, aber lasse mich gerne eines anderen belehren.
Dazu müsstest du aber die Frage(n) soweit präzisieren, daß sie beantwortbar werden.


An Graeculus: 
der laufende Pluto steht derzeit auf 29° Steinbock, dh. mitten auf meinem Merkur - und das noch lange. So kann ich ohne Probleme nachvollziehen, was dein Merkur-Pluto bedeutet. Es ist furchtbar - ich kann nachts nicht mehr schlafen, wenn mir ein Gedanke kommt. Der wird dann bis zum Exzess durchgedacht und immer und immer wieder. Da nutzen selbst Atemzüge zählen nicht viel :)

 Mondscheinsonate meinte dazu am 25.12.23 um 13:12:
Und was genau hat Esoterik mit Vergasungen und Zwangssterilisierungen sowie Ärzteversuche in KZs zu tun? Ganz habe ich es nicht verstanden, bitte um Erklärung deiner Intention.
amalfi00 (70) meinte dazu am 25.12.23 um 13:13:
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 LotharAtzert meinte dazu am 25.12.23 um 15:48:
Und was genau hat Esoterik mit Vergasungen und Zwangssterilisierungen sowie Ärzteversuche in KZs zu tun? Ganz habe ich es nicht verstanden, bitte um Erklärung deiner Intention.
Und was habe ich mit Esoterik zu tun? Bin ich ein Geheimbündler?

Nein, die Vorstellungsgebundenheit hat mit Kzs zu tun, die es ja in aller Welt gibt. Die Vorstellung vom Reinen setzt ein Zeichen: jeder, der nicht tickt, wie wir ist unrein und wird vergast. Diese verdammte Vorstellung wird immer wieder periodisch aus dem Volk herauskommen, solange die Leut nicht ihre Probleme grund-sätzlich lösen. Und sie können sie nicht lösen, solange sie nicht das nötige Bewußtsein dafür entwickeln. Bewußtsein=sich-seiner-selbst-bewußt sein.


Döbereiner sagte manchmal: man kann alles tun, was man will, sollte aber eines nie vergessen: daß es falsch ist. Mit dem Wissen um das Falsche fällt es einem schon wesentlich schwerer, es trotzdem zu tun und das schlechte Gewissen folgt einem überall hin.
Aber gut, Gentlemen wie Döbereiner sterben auch allmählich aus.

Antwort geändert am 25.12.2023 um 16:04 Uhr

 Graeculus meinte dazu am 25.12.23 um 18:42:
Aus dem Gespräch mit amalfi00 möchte ich mich gerne heraushalten.

Aber dazu, Lothar:

Nahezu alle 681 user (Porsche?) sind sich einig: Euthanasie – schrecklich! Folge: Bestätigungsgerede noch und nöcher.

Eine Meinungsübereinstimmung zum Thema "Euthanasie" (ich schreibe das in Anführungszeichen, weil es eigentlich etwas anderes bedeutet) habe ich vorausgesetzt. Es ging und geht mir auch nicht darum, darüber zu diskutieren; vielmehr habe ich - Experiment - aus der Perspektive eines Betroffenen versucht zu schreiben. Ist das für einen Nicht-Betroffenen überhaupt möglich? Nun, darum habe ich mich bemüht.

Wie es zu einer solchen Einstellung wie der Vorstellung von "lebensunwertem Leben" kommen kann, ist eine andere Frage. Und vermutlich haben wir da einen unterschiedlichen Erklärungsansatz. Und im Prinzip hat ein solcher Ansatz selbstverständlich auch die Frage im Hintergrund, wie man die Wiederholung einer solchen Ära vermeiden kann.
Empathie mit den Opfern ist wohl ein Ansatz dazu.
Die Juden als Opfer können über ihre Erfahrungen selbst sprechen, ebenso die Zigeuner und die Homosexuellen. Die geistig Behinderten können es nicht ... oder kaum. Daher mein Versuch.

 Mondscheinsonate meinte dazu am 25.12.23 um 19:25:
Nein, Graeculus, kein Wettstreit, nur die Kompetenz dir mitzuteilen, dass der Schluss deines Textes gänzlichst misslungen ist und ich würde ihn auch ändern, weil es sich so niemals abgespielt haben konnte und durfte. Mir ist dein Text auch hochgradig aus der Luft gegriffen, zu reflektiert. Aber, lies Klee, dann weißt du, warum ich ihn ablehne. Dennoch danke ich dir für den Aufgriff des Themas, das mir seit 15 Jahren auf dem Herzen liegt.

Antwort geändert am 25.12.2023 um 19:27 Uhr

 Graeculus meinte dazu am 25.12.23 um 19:47:
Du meinst, daß die Kranken vergast und nicht zu Tode gespritzt wurden? Das war die Regel, aber nicht immer so. Vgl. den folgenden Augenzeugenbericht eines Kranken namens Richard H. [G. = Grafeneck]:

Ein Patient, der heute nicht mehr hier ist, erzählte vor 15 Patienten, er habe selbst mit angesehen, wie zwei Kinder 5- und 6jährig, in einer anderen Abteilung hier eine Spritze erhalten hätten, worauf beide gestorben wären. Damit keine Untersuchung möglich gewesen sei, habe man beide nach G. gebracht und verbrannt.

[Dokumente zur "Euthanasie". Hrsg. v. Ernst Klee. Frankfurt/Main 1985, S. 112]

So ganz ist das also nicht aus der Luft gegriffen. Diese Variante erschien mir erzähltechnisch besser umsetzbar.

Antwort geändert am 26.12.2023 um 00:30 Uhr

 Mondscheinsonate meinte dazu am 26.12.23 um 02:34:
Nein, ich meine das Wort "Führerbefehl". Siehe meine Ausführungen im ersten Statement.

 Graeculus meinte dazu am 26.12.23 um 17:35:
Du meinst, die Euthanasie-Aktion war dermaßen geheim, daß nicht einmal die teilnehmenden Ärzte unter sich (an den zuhörenden "schwachsinnigen" Patienten denken sie ja nicht) über den Führerbefehl gesprochen haben? Daß er - oh, jetzt dämmert's mir! - nicht einmal ihnen als Führerbefehl mitgeteilt worden ist?
Das kann natürlich sein, dann würde meine Geschichte in der Tat nicht funktionieren, es sei denn, man billigt mir das als künstlerische Freiheit zu.

Aus dem Protest der katholischen Kirche gegen das Euthanasieprogramm (vgl. Briefe des Vorsitzenden der Bischofskonferenz, Kardinal Bertram, vom 16.7.1941 und des Bischofs von Limburg/Lahn vom 13.8.1941 an den Reichsminister der Justiz) habe ich entnommen, daß die Aktion als solche nicht unbekannt geblieben ist. Dort ist sogar von dem Schlagwort "Vernichtung unwerten Lebens" die Rede. Und diese Bischöfe wenden sich an die Regierung, nicht etwa an irgendwelche subalternen Stellen.

 Mondscheinsonate meinte dazu am 27.12.23 um 17:08:
Keiner hätte das ausgesprochen. Natürlich war es "klar". 
Schau, da gibt es auch grauenhaftes Material.
https://www.landesarchiv-bw.de/de/themen/praesentationen---themenzugaenge/52078

 Graeculus meinte dazu am 27.12.23 um 22:51:
Vermutlich wußten nicht einmal die Ärzte, daß das auf einen Führerbefehlt zurückging. Insofern funktioniert meine Geschichte nicht, wie sie sollte - ich seh's ein.

Grauenhaftes Material: Ich kenne solches über die Unterdruck- und Unterkühlungsversuche in Dachau. Das ist dermaßen schrecklich, das kann ich oft und gerade derzeit nicht ansehen. Ärzte!

 Dieter_Rotmund (25.12.23, 14:42)
Fängt super an (deutsches Altersheim 2023 ? ), aber diese quasi bombastische Abschluss-"Pointe". Neeeeee. gefällt mir nicht.

 Graeculus meinte dazu am 25.12.23 um 18:43:
Nun, es ging mir nicht um ein Altersheim, sondern um "Euthanasie". Aus einer ungewöhnlichen Perspektive geschrieben.

 Graeculus meinte dazu am 25.12.23 um 18:56:
Der Clou der von Dir geschmähten Pointe besteht darin, daß dem Leser erst ganz am Schluß klarwird, worum es eigentlich geht. Nämlich nicht um ein Altersheim.

 Saira meinte dazu am 25.12.23 um 19:23:
@Dieter_Rotmund

Wie kommst du bloss auf ein Altersheim?

Der Gedanke des Autors ist doch zweifelsfrei erkennbar!

 Mondscheinsonate meinte dazu am 25.12.23 um 19:32:
Ich empfehle auch: 


  •  Klaus-Detlev Godau-SchüttkeDie Heyde/Sawade-Affaire: Juristen und Mediziner in Schleswig-Holstein decken den NS-Euthanasiearzt Prof. Dr. Werner Heyde und bleiben straflos. In: Helge Grabitz (Hrsg.): Die Normalität des Verbrechens. Berlin 1994, S. 444–479.

 Graeculus meinte dazu am 26.12.23 um 00:53:
Es hat mindestens einen Ärzteprozeß gegeben, aber der richtete sich gegen die Ärzte, die in an Menschenversuchen teilgenommen haben.
Ich merke, wieviele Bücher ich nicht habe.

 Mondscheinsonate meinte dazu am 26.12.23 um 02:36:
Ich merke, wieviele Bücher ich nicht habe.
Es bleibt spannend.

 Graeculus meinte dazu am 26.12.23 um 17:36:
Und teuer.

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 27.12.23 um 09:23:

Nun, es ging mir nicht um ein Altersheim, sondern um "Euthanasie". 

Lieber Graeculus, das habe ich durchaus erkannt.

 Graeculus meinte dazu am 27.12.23 um 16:39:
Aber nur anhand des Schlusses, gelt?

 Mondscheinsonate meinte dazu am 27.12.23 um 17:08:
Und teuer.
Seufz, ja.

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 28.12.23 um 10:46:

Aber nur anhand des Schlusses, gelt?



Ja, das ist ja gerade das Misslungene, sorry.

 Graeculus meinte dazu am 28.12.23 um 17:52:
Andernfalls würde dem Text die Pointe fehlen. Und auch wenn du sowas nicht magst - zumindest für eine Kurzgeschichte ist sie sogar obligatorisch. Mir ist sie wichtig. Das hat mit der sonst gegen Ende einnickenden Aufmerksamkeit von Lesern zu tun.

 Saira (25.12.23, 19:20)
Hallo Graeculus,
 
inzwischen hatte ich Zeit - nach zwei Familienfeiern – deinen inneren Monolog, aus der Sicht eines betroffenen, im KZ befindlichen Häftlings, einige Male zu lesen. Jeweils danach schloss ich die Augen und fühlte nach.
 
Was fühlten die Opfer?  Wie kann man das Grauen mit seinen Gedanken erfassen?
 
Menschen reagieren unterschiedlich, wenn ihnen der Boden unter den Füssen wegbricht. Da ist die Mutter, die ihre Kinder beschützen will und wahrscheinlich Schreie von sich gibt, die niemand ertragen könnte, der Mann, der weiß, dass er sterben wird und hofft, es möge schnell gehen, das Kind, das nichts versteht, den nagenden Hunger und die Ahnung spürt … es sind Schicksale, die wir, die nicht in einer annähernd furchtbaren Situation waren, nur vermuten können.
 
Diese Bilder, die uns erscheinen, lähmen …
 
Ich meine, du hast ein Bild gezeichnet, das eine Ahnung fühlen lässt.
 
Liebe Grüße
Sigrun

 Graeculus meinte dazu am 26.12.23 um 00:34:
Dies aus der Sicht eines Opfers darzustellen, ist natürlich meine Absicht - sie sei gelungen oder nicht. Aber nicht um einen Häftling in einem Konzentrationslager geht es, sondern um einen "Insassen" einer psychiatrischen Klinik, also um "Euthanasie".

P.S.: Weiß jemand, wo die Abkürzung KZ herkommt? Ich weiß es nicht. Im III. Reich hieß es KL, was sprachlich auch korrekt ist: Konzentrationslager. KZ stammt auch nicht aus dem Englischen (Concentration Camp).

 Saira meinte dazu am 26.12.23 um 07:57:
Danke für deine Aufklärung. Hier lag ich mit meiner Deutung falsch.

P.S.: Zu deiner Frage habe ich folgendes gefunden:

Nationalsozialistische Konzentrationslager in Europa. Zunächst wurde von nationalsozialistischen Funktionären die Abkürzung KL für Konzentrationslager verwendet. Nach Eugen Kogon (Der SS-Staat) gaben SS-Wachmannschaften dann der Abkürzung KZ wegen ihres härteren Klanges den Vorzug.

 Graeculus meinte dazu am 26.12.23 um 17:37:
Aha, daher stammt das - also noch während des III. Reiches, damals aber als eine inoffizielle Bezeichnung, die dann sicher von den Häftlingen übernommen worden ist, denn sie bekamen das ja zu hören.
Danke für die Erklärung!

 Verlo (27.12.23, 17:00)
Beim Lesen dachte ich an Psychiatrie. 

Auf KZ wäre ich nie gekommen.

 Verlo meinte dazu am 27.12.23 um 20:47:
Graeculus, vielleicht interessiert dich J. Bernlefs "Hirngespinste":

Mit seinem Roman Hersenschimmen (Hirngespinste) von 1984, der die innere Erfahrungswelt eines Alzheimerkranken zu schildern versucht, wurde Bernlef auch in Deutschland bekannt. Der Roman wurde 1988 verfilmt, später zudem für die Bühne bearbeitet.
https://de.wikipedia.org/wiki/J._Bernlef

Als ich das Buch 1988 las, wurde ich so sehr vom Text hineingezogen, daß ich der Protagonist wurde.

Meine Freundin, die nicht wußte, daß ich das Buch lese, hat das sehr erschreckt, weil sie glaubte, ich sei krank geworden.

 Verlo (27.12.23, 21:27)
Graeculus, man würde diese Spitze nicht in der Gruppe geben – um keine Unruhe zu erzeugen, wodurch der Vorgang aufwendiger würde –, sondern einzeln aus der Gruppe holen und in einem speziellen Raum verabreichen, in dem der Abtransport der Leichen vorgesehen ist.

Der Protagonist würde nur sehen, wie jeweils einer aus der Gruppe geholt wird, aber nicht wiederkommt. Stattdessen wird der nächste geholt.

Was passiert, würde der Leser erst erfahren, wenn der Protagonist geholt wird.

 Regina meinte dazu am 28.12.23 um 04:43:
So sehe ich es auch. Graeculus Text fehlt die Recherche, wie diese Tötungen im einzelnen abgelaufen sind und wer sich dafür zu verantworten hätte. Naziärzte haben auch nach dem Krieg noch ihr Unwesen getrieben, z.B. Operationen ohne Narkose oder auch heimliche Tötungen durchgeführt. Der Prozess gemacht wurde eben nur einer Handvoll Personen aus der Führungsriege. Die Mitläufer und weniger auffälligen Verbrecher kamen straflos davon.

 Graeculus meinte dazu am 28.12.23 um 17:50:
Nun mal langsam.
1. Ob die teilnehmenden Ärzte sioch dafür verantworten mußten, ist eindeutig nicht mein Thema hier. Und muß es auch nicht sein.
2. Bisher habe ich zwei sachliche Einwände identifizieren können:
- Die Ärzte wußten wahrscheinlich selbst nicht, daß es sich um einen Führerbefehl handelte. Das mag so sein ... oder auch nicht. Die Repräsentanten der katholischen Kirche, die gegen die Euthanasie protestiert haben, wußten jedenfalls von dieser Aktion und daß das etwas Offizielles war.
- Die Ärzte, wenn sie es denn wußten, hätten sich nicht in Gegenwart eines Patienten darüber unterhalten. Ja, warum denn nicht? Der zuhörende Patient galt ihnen als Kretin und würde als nächster getötet werden. Was also hätte ihm dieses Wissen nützen können?

 Mondscheinsonate meinte dazu am 28.12.23 um 17:59:
Nochmals, keiner hat das ausgesprochen, Graec. Glaube es einfach.

 Graeculus meinte dazu am 28.12.23 um 18:18:
Gut. Aber Du verstehst, daß ich irgendwie an meiner Geschichte retten möchte, was zu retten ist, ja? Manches daran gefällt mir gut. Aber veröffentlichen werde ich sie unter diesen Umständen nicht.

 Mondscheinsonate meinte dazu am 28.12.23 um 18:30:
Ja, lass sie, nur die Pointe verändern.

 Verlo meinte dazu am 28.12.23 um 18:57:
Das ist nicht nötig.

Es muß nur anders mitgeteilt werden.

Nicht öffentlich, so daß sie andere hören können, sondern zwischen den beiden Ärzten.

Nach der Protagonist abgefertigt und abtransportiert wurde und die beiden den nächsten holen oder sich bringen lassen.

Da kann einer zum anderen zB sagen: ich bin immer noch überzeugt, daß man ihm helfen kann. 

Der andere antwortet: Führerbefehl. Kann man nichts machen.

Daß nie jemand gesagt "Führerbefehl" gesagt hat, glaube ich nicht. 

Daß man sehr, sehr vorsichtig war, ist nachvollziehbar.

 Graeculus meinte dazu am 28.12.23 um 20:18:
So, nu isses geändert. Ich hoffe, daß jetzt nur noch kipper Einwände hat - amüsiert, versteht sich.
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