Der große Hof

Der große Hof war mit Kopfstein gepflastert und über und über mit Taubendreck bedeckt. Die Mutter schaffte es nur einmal pro Woche und mühsam, ihn mit einem großen Besen auszufegen, so gut es ging. Den Rest der Zeit verbrauchte sie für die Pflege ihres alten Vaters, ihrer an Kinderlähmung erkrankten Schwester und ihrer drei Kinder. Ihr Mann rangierte unter ferner liefen. Sie besaß nicht den Mut, ihrem Vater zu erklären, dass er die Tauben abschaffen sollte. Auf dem Hof stand eine moosgrüne, verwitterte Wasserpumpe, die versiegt war, und eine niedrige Regentonne, ein Plumpsklo, eine Mülltonne und auf dem Dach befand sich ein Taubenhaus, das bei der großen Sturmflut von 1962 zu Bruch ging. Dann gab es noch den sogenannten “Gang”. Hier floss das gesamte Abwasser des Hauses fast wie im Mittelalter ungeklärt in eine Rinne zwischen den Häusern hindurch. An der Wand, hinter der sich eine Malerwerkstatt befand, rankte ein wilder Wein entlang. Im ersten Stockwerk gab es das Fenster des Kinderzimmers, ein Raum, den man im Winter nicht heizen konnte, weil es hier keinen Ofen gab. Die Kinder hielten sich dann im ofenwarm beheizten Wohnzimmer und Esszimmer auf und stritten sich. 

Den Hof verließ man durch eine dunkelgrüne, hölzerne Pforte und trat auf den "Rosengang" mit Blick auf den Speicher eines Eisenwarenhändlers. Dieses Gebäude steht seit 1981 auf der Liste der örtlichen Kulturdenkmale.