EIN EINSAMER FAHRENSMANN UND KAMELTREIBER
Gedicht zum Thema Trauma
von hermann8332
EIN EINSAMER
FAHRENSMANN
UND
KAMELTREIBER
Ich ging zum Hafen
wollte weg
bestieg ein Schiff
niemand an Deck
Es legte ab
und fuhr aufs Meer
Ich sprang von Bord
und schwamm umher
Da kam ein Wal
sehr groß war er
und schnappt nach mir
und schluckt mich ganz
mit einem Biß
und plätschert
gesättigt mit dem
Schschwanz
und sprach
„ Dessen, Jonas,
sei dir gewiß,
in meinem großen
Bauch sind Selbstmörder
viel besser aufgehoben
als in den stürmischen
Wellen droben “
Dann schwamm er
mit mir zu einem Strand
der war mir völlig
unbekannt
und spuckte mich aus
Ich ging an Land
und lebte in einer Hafenstadt
bis ich das Leben hatte satt
und fühlte mich
nicht mehr frei
und ging deshalb
nachts zum Kai
und wollte weg
ging auf ein Schiff
niemand an Deck
Es legte ab
und fuhr aufs Meer
Ich blieb an Bord
Alles war leer
Ich war allein
mein Kapitän
und würde es
wohl ewig sein
und würde nie
von Bord mehr
gehen
und hoffte
den Wal wiederzusehen
Doch dacht ich dran
weshalb mich`s graut :
Warum hat er mich
nicht verdaut ?
Weil ich unverdaulich bin
auch in des Wortes
erweitertem Sinn ?
Selbst für den Tod
der mich meidet
mehr als die Pest
und mich deshalb
in Ruhe läßt ?
Ich fuhr dahin
über die Meere
um mich herum
nichts als die Leere
bis weit hintern dem
Horizont
Ich seh kein Schiff
das von dort kommt
Kein Vogel fliegt
zu mir an Bord
und alle Fische
schwimmen fort
Es meidet mich
der Sonnenschein
Kein Lichtstrahl
dring ins Herz hinein
und meine Seele
fühlt sich an
als wäre sie
ein harter
schmerzhafter
Blasenstein
Empfindungslos
sind meine Sinne
und ich bin stumm
und ohne Stimme
Und ich bin blind
wie Blinde sind
und ich bin taub
und hör nichts mehr
und meine Augen
die sind leer
Und ich will schreien
und habe keinen Mund
und ich will weinen
und habe keine Tränen
nur trockene schwarze
Augenhöhlen
und ich will nießen
und mich schneuzen
und habe keine Nase
und kann nichts riechen
nicht einmal
die eigenen
Verwesungsgase
Ich will bereuen
und habe kein Gewissen
Ich will mich werfen
Gott zu Füssen
doch bin ich ein Nihilist
dem nicht mehr zu
helfen ist
Ich biete mich
dem Satan an
ob er mir
vielleicht helfen kann,
der mich abweist rigoros
Ach , was habe ich
denn bloß ?
Plötzlich bin ich
nicht mehr an Deck
und das Meer, das Schiff
ist weg
und ich liege im nassen Bett
und fühle die durchnässten
Laken
und muß mich bei mir selbst
beklagen
Ich hab mich im Urin ertränkt
Besser ich hätte mich gehängt
Es ist zum Haare raufen:
Bin ich inkontinent ?
...und werde
chronisch auslaufen ...
Ein ewiger Urinator
der unwillkürlich schifft
und den die Schließmuskel -
schwäch der Blase
in der Nacht
ganz erratisch trifft
und ihn brunsen läßt
bis alles ist druchnäßt
als läge er
im Meeresschaum
nicht nachts im Bett
mit einem Traum:
Und träumt vom Wal
und von der See
und daß er schon
gestorben sei
und wär bereits in
der Ewigkeit
und strullt dabei
die ganze Zeit
in sein Bett hinein
und glaubt
es würde der Atlantik
sein
und ist zum Bettnässen
verdammt
sobald er
kommt an Land
Der Tod hat ihn vergessen
solange er nicht trocken wird
und sein Wasser normal
abführt ...
Er hat ihn links liegen lassen
unappetitlich wie er ist
als ein verbrunster Nihilist
Ein einsamer Schiffer
Ein gespenstischer
uringelber Flying Clipper
der über die Meer schippert
von allen verlassen
und aufwacht
im Nassen
Da ging ich zum Urologen
und sprach:
„ Der unkontrollierte Harndrang
hat mich um mein Glück
und mein Seelenheil betrogen “
Der verschrieb mir
Granufink und Prostagut
und Hicoton
Das schont die Sexualfunktion
Doch was hatte ich
in meiner Einsamkeit davon ?
Nachts zog ich Windelhosen an
und träumte nun von der Wüste
von Dünen und von Kamelen,
den Wüstenschiffen
und wachte auf
mit nassen Hosen
und trockenem Gaumen,
rissigen Lippen