Hermann Löns
einst hockte hermann knülle zwischen schnucken
ins pülleken war er echt tief am kucken
und was er drin sah
hieß nicht erika
nein "heidegeist" sah'n die ihn munter schlucken...
*
es ist ja mit dem geist so eine sache
der mitternächtig gern in burgen spukt
als gott ihn schuf sprach er zu ihm „ich mache
dich bloß damit der mensch nicht neunmalklugt!“
doch leider ging das vorhaben daneben
voll wirkungslos blieb leider gotts der geist
er soll zwar wohl zu pfingsten niederschweben
wo welt als heilig ihn willkommen heißt
nur will das ja noch lange gar nichts heissen
von weisheit ist der mensch echt weit entfernt
millionen hungern ham kaum was zu beissen
vor allem hat zu raffen er gelernt
man kennt auch einen geist so in der flasche
doch außer wein ist das ne märchenmasche...
*
es war einmal ein lampengeist
der wusste selbst nicht wie er heißt
und wohnte in ’ner lampe drin
als reiner geist, arabisch dschinn
doch wenn man an der lampe rieb
und ihn dadurch nach draußen trieb
erschien er vor dir riesengroß
und fragte dich "was ist denn los?
was darf's denn sein? was soll ich tun?
willst du vielleicht ein suppenhuhn?
mein herr und meister sage an
wie ich dir freude machen kann!"
und du befiehlst ihm "hol mir bier!"
im nu ich schwör’s beschafft er’s dir
holt es von ferne oder nah
sogar aus alexandria
eiskalt im humpen oder glas -
da staunst du nur !?wie macht der das?!
schickst ihn sogleich auch noch mal los
denn so ein geist ist echt grandios...
drei wünsche hast du bei ihm frei
doch ist der dritte wunsch vorbei
bleibt er still in der lampe drin
und kommt nicht wieder raus der dschinn --
drum überlege jeder gut
was er sich von ihm wünschen tut
das gilt nicht bloß im morgenland
wo aladin die lampe fand
auch im gesternland und heute
zählt erwägung liebe leute
und am abend sowieso
lampenschein macht augen froh...
*
einst wollt' ein fettes schwein ernsthaft diäten
denn mächtig ging sein wanst ihm auf den geist
und setzt' beim futtern prompt prioritäten
damit die linie nie mehr so entgleist
nach ein paar wochen sah es sich im spiegel
und es erkannte sich echt selber nicht
sein schreck - darauf geb' ich euch brief und siegel -
war irre groß: mit abnehm' war dann schicht
denn auszuseh'n wie schweine specklos schlanke
wo korpulenz voll schnee von gestern ist
entsprach nie seiner selbstsicht oh nein danke
es hätte von sich selbst zu viel vermisst:
nein niemals wollt' es, auch nicht mal ein büssel,
je aussehen wie rennschwein rudi rüssel...
*
es machte sich ein geistesblitz
tatsächlich einst einmal den witz
und fuhr in eine wildsau ein
die wollte prompt mehr keine sein
denn sie erkannte sich und fand
dass ihr gefieder besser stand
sucht’ auch gleich nach einem mittel
loszukomm’ vom schwarzen kittel
sprach sogar mit gott und flehte
- da nun mal geist in ihr wehte -
dass er ihr die gunst erweise
doch gott sprach „du hast ne meise
die hat immerhin gefieder!“
sprach zudem nie mit ihr wieder
selbst der geist ließ sie im stich
folglich hatt’ die sache sich...
*
erst fiel wem gar nichts ein und das seit tagen
doch dann ward er vom geistesblitz erschlagen
der ihn von kopf bis fuß furchtbar durchfuhr -
ihr'n geist gab auf selbst seine armbanduhr...
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das tollste sind am sprit doch noch die geister
die wirken in ihm seit je ziemlich gut
den obergeist kennt jeder, weingeist heisst er -
vor allzuviel sei man(n) bloss auf der hut
obwohl: ein hut hat meistens eine grösse
da passt ja nun echt wirklich schon was rein
drum gibt der mann sich kaum auch je ne blösse
und schenkt sich dementsprechend fröhlich ein
das können sicher viele nicht begreifen
die trocken und vertrocknet sind wie was
und sich auf mineralwasser versteifen
denn immerhin ist das ja gleichfalls nass -
nur stimmung will sich dazu schwer gesellen
die schlägt doch nur mit weingeist richtig wellen...
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ein geisterhaus ein geisterhaus
in thailand sieht schon klasse aus
oftmals und auch richtig groß
es wohnen aber darin 'bloß'
in so einem schrein erdgeister
- 'san phra phum thailändisch heißt der -
den erbaut man als ersatz
für bebauung an dem platz
oder ort wo sie sonst wohnen
um vor groll sich so zu schonen
den die geister gern empfinden
seh'n sie ihre wohnstatt schwinden
insgesamt gibt es wohl neun
sollen sogar brüder sein
doch zumeist bewohnt den schrein
der bekannteste davon
welcher heißt „chaiyamonkhon“
und darinnen wachsam sitzt
als geist der das haus beschützt...
https://de.wikipedia.org/wiki/San_Phra_Phum
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ein schöngeist trat vorm abendbrot
beim gang durchs dorf in hundekot
um nicht zu sagen hundeschiss
der ihn aus seinen träumen riss
und nicht nur klebte nein auch stank
so sehr daß er mit brechreiz rang
welcher obsiegte was na klar
dann gleichfalls unästhetisch war...
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einst geisterte wer was ihn tierisch verdross
ganz planlos und blind durch ein vorhängeschloss
des vorhänge war'n zudem blickdicht geschlossen
sonst hätte sich licht wohl ins schloss schon ergossen
doch leider war's nacht und auch sonst gab's kein licht
denn strom floss im schloss wegen stromausfall nicht
er stieß alle naselang schmerzhaft wo an
was wem der nichts sieht widerfahren leicht kann
und hatte die nase die schnauze den hals
gestrichen längst voll von dem rumgeistern als
sein wecker ihn klingelnd - der hatte erbarmen -
dem alptraum entriss und des schlafgottes armen...
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