Der Dompteur (Mi, 12.06.2024)

Elegie

von  Hamlet


Jahrzehnte zu spät kommt mein Daimon,

der tot schon erschien meiner Hoffnung,

mit Wucht aus der Erde hervor.


Hätt’ ich die Mädchen bekommen,

von denen ich immer nur träumte,

wäre ich längst schon erwacht.


Dann hätte ich auch schon gesehen,

dass nicht nur das schönere Mädchen,

sondern das Zähmen beglückt.


Frauen wie raubende Katzen

verzaubern zu kuschligen Kätzchen,

habe ich immer gewollt.


Es war auch die Mutter ein Raubtier,

das Vater nicht schaffte zu zähmen,

sodass ich nun such’ ihr Revier.


Was viele der Väter nicht schaffen,

versuchen oft Söhne zu meistern,

wenngleich es manch einer nicht weiß.


Verstorben bevor ich sie kannte,

such ich die schönere Wildnis,

in der ich den Tiger mir bann’.


Doch da ich der Mutter zu früh,

zu früh ihres Schutzes entfremdet,

kränkelt’ ich oft vor mich hin.


Jahrzehnte zu spät kommt mein Daimon,

der tot schon erschien meiner Hoffnung,

mit Wucht aus der Erde hervor.


Doch fehlte die wichtigste Nahrung,

wie Wasser der Pflanze zum blüh’n,

so ward ich zum Weiß, das vergraut.


So konnt’ ich den Frau’n meiner Sehnsucht

höchstens verkrüppelt begegnen,

sodass ich Vergebliches mied.


Als Lehrer mit Kindern und Teenies

lern’ ich mich tasten an Tiere,

die ich so fürcht’ und verehr’.


Tagtäglich mit niedlichen Welpen

erschrecken sie nicht mehr als Raubtier,

da es als Herrn mich erkennt.


Es ist wie die Stunde beim Fitness:

Der Anfang ist hart bis zur Hälfte,

wonach uns das Ende verstärkt.


Es ist auch das Glück des Don Juans,

die wildeste, weibliche Schönheit

im spielenden Kampf zu bezähm’.


Ich habe gesucht bei den Weibern

die verwilderte Mutter zu retten,

wenngleich nur symbolisch, zu spät.


Jahrzehnte zu spät kommt mein Daimon,

der tot schon erschien meiner Hoffnung,

mit Wucht aus der Erde hervor.




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