Kaugummi unterm Pult

Kurzgeschichte zum Thema Lernen

von  RainerMScholz

Proseminar am Father Dick Thomé-College, Kansas, in German Literatorture:

Guten Tag, verehrte Studenten und Stipendienverwalter, heute möchten wir die folgende Paraphrase versuchen zu entschlüsseln und gehen dafür in vier Schritten vor. Den ersten Teil des Satzes sehen sie am oberen Rand der Tafel.

1.) Nach dem Essen sollst du rauchen...

Was mag uns der Autor mitteilen, ist er ein Vertreter der healthdestroying Tabaklobby. Will er uns etwas zu essen verkaufen und uns der Fettleibigkeit aussetzen, wieso uns, wer ist dieses you, oder will er uns etwas schenken, sind wir bedürftig, vielleicht obdachlos. Das sind nur ein paar wenige Denkanstöße, mit denen sie sich beschäftigen sollten.

2.) ...oder eine Frau gebrauchen,...

Das klingt für heutige Verhältnisse sexistisch und chauvinistisch. Aus welcher Epoche könnte der unbekannte Autor stammen, denn wahrscheinlich ist es ein Autor, und keine Autorin, nicht wahr. Machen sie sich über das Umfeld und den möglichen Leserkreis Gedanken.

Dann 3.) ...hast du beides nicht zur Hand,...
Wieder diese Verdinglichung, und die Betonung auf das Haptische. Das erinnert schon stark an, sagen wir, Nietzsche, um ein Klischee zu bemühen, oder vielleicht Günter Grass, wenn ihnen dieser Autor etwas sagt, immerhin Literaturnobelpreisträger, wie sie wissen sollten. Oder Genet, was ist da los? Wobei dieser Autor eindeutig pernodtrinkender Franzose ist, das sagt ja schon alles, wenn nicht vieles; und sie sitzen hier in Deutscher Literatur, wie ihnen bekannt ist.

4.) ...bohr´ ein Loch und fick´ die Wand.
So, jetzt haben wir den parabolischen Schluss, die plebejische Essenz der Tinktion in anagnoristischer Aversie, die auf einsamer Gegenseitigkeit beruht, jedenfalls was die eine Hälfte der Menschheit betrifft. Vielleicht machen sie sich ein paar Gedanken über die Sommerferien, die sie meinem Nachfolger vorlegen mögen. Hermeneutisch ist dazu alles gesagt und ich verweise auf die Grundlagen des habituellen Umkehrschlusses, den wir letztes Semester durchnahmen, nicht wahr.

Allright, dear students and studentesses and the others from beyond the Ufer, haha, für mich als Dozent ist hier Feierabend, wie der Deutsche sagt, ich kehre dem mittleren Westen der USA den Rücken, was eindeutig einen antithetischen Eskapismus darstellt, wenn sie mir zu folgen vermögen, der nur das vollzieht, was ich in meiner Lehrtätigkeit, um nicht von Leertätigkeit zu sprechen, als subalterner Insubordinario mental bereits längst vollzogen habe.

Auf Wiedersehen.



© Rainer M. Scholz



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Kommentare zu diesem Text


 AchterZwerg (27.07.24, 06:07)
Wie schade, dass dieser Mann der Elite-Universität den Rücken kehrt!
Sein Nachfolger wird ihn kaum toppen können - ebenso wenig wie diesen amüsanten Text. Obwohl ich als alte Joggerin richtigstellen möchte:


Nach dem Essen sollst du rauchen oder tausend Schritte laufen!

nä?

 RainerMScholz meinte dazu am 28.07.24 um 14:13:
1000 Schritte laufen - welch eine Zumutung. Mir wäre es schon recht, dass, wenn ich dann wirklich `mal mitgehen muss, Restaurants Sofas neben den Esstischen platzierten; dann hätte ich noch gerne jemand, der mir den Nachtisch bringt und den Fernseher näher rollt.
Gruß + Dank,
R.
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