Situation Rimbaud

Gedanke zum Thema Abgrenzung

von  toltec-head

Die Literatur ist ein Subsystem des Gesellschaftssystems Kunst, das wie alle Gesellschaftssysteme gleich gestrickt ist, wenn auch mit einem etwas anderen Code. Prinzip der Arbeitsteilung eben: Während die allermeisten brav in der Wirtschaft knechten müssen, sind ein paar wenige frei gestellt, für die Kunst zu "knechten", heißt: sich zum Affen machen, dem man Zucker gibt.


Ich, Rimbaud, will diesen ganzen Klein-Klein-Kot nicht mehr, sondern eine Literatur, die mit dem Prinzip der Arbeitsteilung bricht, eine transgressive Literatur, die unter Umgehung der Literatur als Institution, direkt von Seele zu Seele spricht und die man als Ausgestoßener fabriziert und liest. "Je suis nègre" heißt daher: Als Fabrizierender, als Leser außerhalb des Kunstsystems stehen.


Frage: Wodurch unterscheidet sich unsere heutige Situation von der Situation Rimbauds?


Antwort: Dadurch, dass diese längst durchschaut ist als eine weitere nach Anschlussfähigkeit haschende und Anschluss in vielfältiger Form erlangende Strategie keines Ausgestoßenen, keines Negers, sondern der mit sich selbst kommunizierenden, "weißen" Literatur. Man könnte unsere heutige Situation also in Anlehnung an den Buchtitel von Norman Mailer als White-Negroe-, als Faux-Nègres-Situation bezeichnen. Transgression als Staatserhalt wie in der Politik. Da ausbrechen zu wollen - ist da wirklich jemand noch so dumm? Höcke als Literatur wird keinen Riefenstahl-Effekt mehr erzeugen. Ästhetik, ja Stil, als ultimatives Argument gegen die Faschismus-Einordnung.


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Kommentare zu diesem Text


 DanceWith1Life (16.08.24, 18:01)
noch kein Kommentar, ehrlich. ok, ich warte, handysapiens aller Länder, äußert euch.

 toltec-head meinte dazu am 16.08.24 um 18:08:
<3 unterwegs von Händi

 DanceWith1Life antwortete darauf am 16.08.24 um 18:12:
eigentlich ein zeitgenössischer Sammelbegriff der die wesentlichen Aufmerksamkeitsdefizite auf den Punkt bringen will, diese kreieren nicht nur Unfälle, sie sind auch völlig unbeeindruckbar, von der Hautfarbe, Religion, politischer Meinung oder Genderzu- oder Nichtzugehötrigkeit ihrer Nutzer.

 toltec-head schrieb daraufhin am 17.08.24 um 09:44:
Klingt zumindest irgendwie rechts oder?

 IngeWrobel (17.08.24, 14:54)
Ich hatte gehofft, dass irgendwie die Brücke geschlagen wird zum Österreichischen "... jezz bin i Neger woan ..." was heißt = ich bin pleite. 
Sollte sich Rimbaud tatsächlich aus dem kommerziellen Kunstbetrieb herausnehmen, wäre er nämlich nach kurzer Zeit mittellos. (Immer vorausgesetzt, dass das ab einem Bekanntheitsgrad noch möglich ist.) Hier schließt sich für mich der Kreis bezüglich Rimbauds Situation und des Lesers Spekulation. 

Deine "Antwort" hat freilich mit Rimbaud nichts mehr zu tun. Und über die angeführten Personen von Mailer bis Riefenstahl verschwende ich normalerweise keinen Gedanken – geschweige denn Worte. Es tut mir weh, Rimbaud in einem Text zusammen mit diesen Namen zu finden. 

Schade, denn die ersten beiden Absätze fand ich durchaus nachdenkenswert. Mein Fazit: "Geld regiert die Welt!" Das ist platt aber nach meiner Erfahrung zutreffend. 

LG von Inge

 toltec-head äußerte darauf am 18.08.24 um 12:28:
Being Inge...

<3
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