Die globalen Finanzmärkte und der Internetliteraturforenautor

Gedanke zum Thema Geheimnis

von  toltec-head

Wenden wir Paolis Formel zur Weltrettung ("Nur arbeiten, wenn man Lust dazu hat, höchstens aber die Hälfte") auf die Literatur selbst an, verschwänden mit einem Mal alle diese großen Literaturmalocher, alle diese großen Kapitalisten der Sprache und ihr spezifischer Wille zur Macht, die Obsession des Im-Bücherschrank-mit-Gesamtausgabe-Stehen-Wollens und mit diesem großen Verschwinden verschwänden auch die ganzen Türhüterpositionen des Literatursystems. 


Nicht schlecht, oder? Adieu die ganzen Literaturonkel à la Grass oder Walser. Adieu die ganzen Malocherfressen à la Reich-Ranickie oder neoliberale Literaturyuppies mit blondgefärbten Strähnchen à la Volker Weidmann.


Aber sehen wir weiter. Es verschwänden Gestalten wie Paoli selbst, der ja nie einfach nur ein glücklicher Arbeitsloser war, sondern Insasse des Funktionssystems Literatur, wenn auch mit der etwas exzentrischen Position eines angestellten Philosophen an einem Theater. Oder auch DFG-Exzellenz-Cluster-Führer wie Joseph Vogl, die scharfsinnig in immer neuen Joseph und seine Brüder Tetralogien die globale Krisen des Finanzmarktkapitalismus kritisiern. Diese ganzen umgekehrten Streber, deren Funktion in Wirklichkeit nur ist, die normalen Streber gewissermaßen zu entlasten, so wie früher die Zwerge an den absolutistischen Höfen die vormaligen Herrscher.  


Gut. Sehr gut sogar.


Aber sehen wir doch noch ein bisschen weiter. Was bliebe denn am Ende? Hm... Denkt man den ganzen Paoli Vorschlag zur Weltrettung auf die Literatur übertragen konsequent bis zum Schluss durch - es blieben: Internetliteraturforen. Es bliebe die Literatur der Leute, die einfach nur so zum Spaß schreiben. Es bliebe der ganze Schwachsinn, den wir hier aus kV so kennen. Es wäre alles 10.000 x schlimmer als Grass und Walser. Es wäre tatsächlich die absolute Katastrophe, das Ende. Die ganze Literatur nur noch Sammlung von Blümchengedichten von Omas und Aphorismen von Opis.


Woraus also folgt, dass Internetliteraturforen der Beweis für die Güte und absolute Notwendigkeit des globale Finanzmarktkaptilasmus sind. Unbedingt Joseph Vogl sagen. 


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Kommentare zu diesem Text

Daniel (50)
(13.09.23, 16:30)
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 AchterZwerg meinte dazu am 14.09.23 um 07:57:
. :D <3 :P

 Quoth antwortete darauf am 16.09.23 um 10:33:
Du träumst dich wohl gerade in die Rolle eines Zwergs an einem absolutistischen Hof ... :D

 AchterZwerg schrieb daraufhin am 16.09.23 um 15:49:
Die habe ich doch schon! *stolzmalguck

. :P

 eiskimo (13.09.23, 17:04)
Solange die Omas und Opis dabei kreativ sind und sich noch geistig betätigen.... 
Mir gefällt im Übrigen der Schwachsinn. Es kommen da auch öfters Texte vor, die herrlich kurz sind. Paoli minus Lebensalter, sozusagen.

 Quoth (16.09.23, 10:50)
 Volker Weidmann ist als Dichtungs- und Klebstoffexperte, genau der richtige, um die Malocherfressen zu versiegeln und den Finanzmarktkapitalismus zum erschöpfenden  Orgasmus, nämlich zum Kaptilasmus zu führen!  8-)

Kommentar geändert am 16.09.2023 um 10:55 Uhr
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