Unter Feiglingen

Gedankengedicht zum Thema Misshandlung

von  Sermocinor

Fern meines jungen Verstandes,

Verboten nicht gefolgt,

meinen Lebensgebern,

seit Stunden bekannt.

 

Mein Blick auf die Uhr –

nur noch eine Stunde,

das Spiel mit Freunden,

doch Freude nicht gebend.

 

Auf dem Rückweg, suchend nach Straßen,

keine ist lang genug,

Gedanken aus Blei,

mein Blick schweift erneut zur Uhr.

 

In wenigen Minuten schon,

zurück an den Ort,

wo die Nacht verbracht wird,

meine Angst - nun umklammernd, vollkommen.

 

Zitternde Hände öffnen den Ort,

endloses Schreien beginnt –

wie jedes Mal am Morgen,

eilend zum Bett.

 

Die Decke schnell über den Kopf,

meine Hoffnung,

keine Fragen quälend,

mit Tränen bezahlt.

 

Das lederne Band,

sonst die Hose hält,

zur Schlaufe geformt,

seine Sprache nie verstanden.

 

Meine Augen sehen,

durch meinen eigenen Regen,

das Unvermeidliche,

schon wieder – warum?

 

Das tägliche Ritual beginnt,

von Wut erbarmungslos getrieben.

Wären meine Tränen farbig, zu gering –

nur wenige Narben könnten verborgen werden.

 

Ist hier vielleicht jemand,

Blicke nicht abgewandt,

vernommen mein leises Weinen?

 

Nur ein kleines Geschenk erbeten,

Wärme und Schutz auch für mich.



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