Der ganz normale deutsche Mensch

Fabel zum Thema Heimat

von  Graeculus

... versichert, wenn gefragt:


- ich bin kein Ehebrecher,

- ich konsumiere keine Pornographie,

- ich bin nicht gewalttätig, schon gar nicht innerhalb der Familie,

- ich nehme keine illegalen Drogen und trinke Alkohol nicht unmäßig,

- ich hinterziehe keine Steuern und

- ich bin ein aufrichtiger Mensch - wehe, wer das Gegenteil behauptet!


Auffallenderweise versichern Fachleute, daß alles dies in Deutschland Massenphänomene seien. Mit Ausnahme der Aufrichtigkeit.


Da muß es sich dann wohl um Migranten handeln.


Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 Regina (02.10.24, 08:18)
Da es eine Fabel ist, brauchst du keine Statistiken zu zitieren, die deine Aussagen über das Selbstbild des Durchschnittsdeutschen bestätigen.

 Beislschmidt meinte dazu am 02.10.24 um 08:59:
Könnt ich jetzt nicht von mir behaupten, Gott sei Dank.
😀😃

 Graeculus antwortete darauf am 02.10.24 um 10:09:
Mit Ausnahme der Aufrichtigkeit oder inklusive?

 Beislschmidt schrieb daraufhin am 02.10.24 um 13:21:
Wer nicht schon mal gelogen hat, ist kein Mensch.

 Graeculus äußerte darauf am 02.10.24 um 16:17:
An Regina:

Ich habe noch nie gehört, daß ein Psychologe, Soziologe o.ä. etwas Gegenteiliges gesagt hätte. Insofern mag es hier so stehenbleiben. Wer's nicht glaubt, ist ein Optimist.

 Graeculus ergänzte dazu am 02.10.24 um 16:20:
An Beislschmidt:


Wer nicht schon mal gelogen hat, ist kein Mensch.

Das relativiert natürlich Deine andere Aussage:


Könnt ich jetzt nicht von mir behaupten, Gott sei Dank.

Im Ernst, "Mit all dem habe ich nichts zu tun und bin dabei ganz aufrichtig"-Aussagen stoßen bei mir auf Skepsis. Zumal sich solche Verhaltensweisen ja durch alle sozialen Schichten ziehen.

 EkkehartMittelberg (02.10.24, 10:39)
Wie kann man feststellen, wie es mit der Aufrichtigkeit international bestellt ist?

 Graeculus meinte dazu am 02.10.24 um 16:27:
Es gibt psychologische Tests dazu, die nicht auf - notorisch unzuverlässigen - Eigenbehauptungen beruhen. Dabei versteht sich, daß es sich dabei um ein menschliches, kein spezifisch deutsches Problem handelt. Es ist allerdings so, daß das, was relativ freimütig eingestanden und was strikt geleugnet wird, kulturabhängig ist.
So mag der Ehebruch in Frankreich eher als Kavaliersdelikt gelten, die Gewalt gegen Frauen in Pakistan/Afghanistan.

Gemerkt habe ich mir das Ergebnis, daß ein 'normaler Mensch' 60- bis 80mal pro Tag lügt. Vermutlich zählt dann ein freundliches "Guten Tag!" gegenüber einem Menschen, dem man die Pest an den Hals wünscht, schon als Lüge.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 02.10.24 um 22:58:
Ich vermute, dass sich aufrichtige Äußerungen weniger nach nationaler Zugehörigkeit unterscheiden als nach erlernter Konfliktvermeidung. Nach meiner Beobachtung verschanzen sich "unverbildete" Menschen weniger hinter Diplomatie oder ablenkenden Witzen. Ich glaube, die meisten aufrichtigen Äußerungen gehört zu haben, als ich als Schüler im Baugewerbe arbeitete.

 Graeculus meinte dazu am 02.10.24 um 23:31:
Auch ich möchte die nationale Zugehörigkeit nicht allzu sehr betonen; aber ich schreibe als Deutscher über Deutsche.


Ich glaube, die meisten aufrichtigen Äußerungen gehört zu haben, als ich als Schüler im Baugewerbe arbeitete.

Das ist eine bemerkenswerte Beobachtung. Als Student habe ich mal in einer Großhandlung für Schrauben gearbeitet; aber ich kann mich an keine Beobachtung in dieser Richtung erinnern - ich war wegen der harten körperlichen Arbeit abends nicht mehr imstande, noch ein Buch zu lesen. Das immerhin verstehe ich seitdem.

Antwort geändert am 02.10.2024 um 23:31 Uhr

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 02.10.24 um 23:52:
Noch ein anderer Aspekt. Stelle dir vor, dass sich ein umfassend gebildeter und schöner Mensch und gleichzeitig ein ungebildeter Kretin in Aufrichtigkeit versuchen. Ich vermute, dass Letzterer gefährlicher lebt.

 Graeculus meinte dazu am 03.10.24 um 22:28:
Weil er sich schlechter gegen die zu erwartende Kritik verteidigen und er mangels eines guten Aussehens keine Sympathiepunkte sammeln kann?
Er könnte freilich auf Menschen stoßen, welche die "Armen im Geiste" favorisieren. Es wäre ein Versuch, aber ein riskanter.

Es ist schön, ich liebe es, wenn Menschen einfach aufrichtig sind. Aufrichtig und zuverlässig.

 Soshura (02.10.24, 12:48)
Alle sechs Anstriche, im Zusammenhang betrachtet, sind in sich schlüssig. Ob das normal ist, wie hoch die Gesamtaussagekraft ist, wer Fachleute sind, ab wann Massenphänomene als solche gelten, ob sich obige Normalität deutscher Menschen von der migtantinischen unterscheidet ... Ähm, gehören Migranten ins Fabelreich?

aufrichtig schmunzelnde Grüße ;)

 Graeculus meinte dazu am 02.10.24 um 16:32:
Wenn z.B. jede dritte Frau in ihrem Leben einmal Objekt von Gewalt wird und - s.o. - Menschen im Durchschnitt 60- bis 80mal pro Tag lügen, dann muß man wohl von Massenphänomenen sprechen.
In Spanien hat man Kokain in größerer Menge im Abwasser nachgewiesen.
Und so weiter.

Ich nehme nicht an, daß sich in diesen Hinsichten Migranten von Biodeutschen unterscheiden. Nur schaut man als Biodeutscher mit größerer Aufmerksamkeit auf die Fehler bei Migranten.
In diesem Sinne sprach der bekannte jüdische Rabbi sein Gleichnis vom Splitter im Auge des anderen und dem Balken im eigenen.

 Soshura meinte dazu am 02.10.24 um 17:29:
Um den Anfängen sich zu erwehren, muss ich einen Splitter erkennen.  Und das geht nunmal am Besten, wenn man den Balken des Bösen im Auge behält. Man weiß ja nie, ob da nicht doch noch bissel Glyphosat reingewaschen werden kann. Also im Abwasser.

Ansonsten können fünf aufrichtige Aussagen, was etwas nicht ist, ausreichend lügenfreie Grundlagen für Definitionsdiskussionen sein. In alle erdenklichen Richtungen. Oder vielleicht die These, dass das naturverschmutzungstechnische Potential des Antropozäns auch das Gewaltproblem lösen könnte. Ganz nebenbei. Da juckt es noch nicht mal, ob Du das als Massenphänomen im geschlechtsdifferenten Sinne bezeichnen möchtest.

 Graeculus meinte dazu am 02.10.24 um 22:57:
Wer trägt denn den Balken und wer den Splitter? Da hilft möglicherweise ein Spiegel.

Welche dieser Verhaltensweisen geschlechtsdifferent sind, ist eine interessante Frage. Ob dabei die Frauen besser wegkommen?

 Soshura meinte dazu am 02.10.24 um 23:55:
Stets zu Diensten. Ihre innenverspiegelte Milchglasbrille zum Nulltarif. Unisex macht Blindheit geschlechtsneutral. Ein kleines Kind hält sich gern die Augen zu und ruft dabei, dass Du es nicht zu sehen kannst. Das geschieht, glaube ich, sogar, bevor und während es "ein Gefühl" für das sogenannte Ego ausbildet. Ein amüsanter Irrtum. Ob da das Kind im Hinblick auf die Lüge gut wegkommt?

 Graeculus meinte dazu am 03.10.24 um 22:30:
Das habe ich schonmal bei einer Katze beobachtet. Sie versteckte sich hinter einem herabhängenden Handtuch und bedachte nicht, daß ihre Pfoten zu sehen waren - sie fühlte sich verborgen, weil sie selbst nichts sehen konnte.
Das wird bestimmt auch bei Kindern funktionieren.

 Soshura meinte dazu am 04.10.24 um 17:32:
Ich vermute, dass, wenn Du vermutest, dass dies bei Kindern funktioniert, ich zumindest in gewissen Teilen auch ein Kind geblieben bin. Gelernt ist eben gelernt, von den Besten, versteht sich. Ich finde das übrigens ... mmh ... nicht schlecht ;) ...  vermutlich, hilft es sogar in irgendeiner Hinsicht. Was wären Voraussetzungen für eine veränderte Strategie?

 Graeculus meinte dazu am 04.10.24 um 23:49:
Bei Kindern habe ich das noch nicht beobachtet, nur bei einer Katze. Daß Du tief in Deinem Herzen eine Katze bist, ist ein schöner Zug von Dir - ich liebe Katzen.

 Teichhüpfer (02.10.24, 15:17)
Viele gibt es davon nicht, aber der Kulturschock, den gibt es. Passt Du dich den Gepflogenheiten an, dann verstehst Du die auch.

lg Teichi

 Graeculus meinte dazu am 02.10.24 um 16:33:
Den Kulturschock gibt es. Die Defizite der eigenen Kultur sollte man darüber freilich nicht vergessen.

 Aron Manfeld (02.10.24, 16:24)
Es gibt von Kurt Tucholsky den famosen Aufsatz über Hermann Hesse, lieber Grace, namens "Der deutsche Mensch", welchen Du hier noch einbauen könntest.

 Graeculus meinte dazu am 02.10.24 um 16:34:
Kenne ich nicht - werde ich mal nachschauen. Danke.

 Graeculus meinte dazu am 02.10.24 um 22:48:
Jetzt gelesen. Mal abgesehen von dem hier nicht passenden Hesse-Bezug hebt Tucholsky eher auf die Psyche der Deutschen bzw. ihrer Literatur ab. Ich möchte auf etwas anderes hinaus. Aber ich habe bei diese Gelegenheit ein gutes Gedicht von Tucholsky gefunden, das ich brauchen kann.

 diestelzie (02.10.24, 16:56)
Irgendwie hatte ich ja schon immer das Gefühl, nicht zu den normalen Menschen zu gehören. Jetzt weiß ich auch wieso .

Ist sicher ein ernstes Thema, ich musste allerdings herzhaft schmunzeln.

Liebe Grüße
Kerstin

 Graeculus meinte dazu am 02.10.24 um 22:52:
Normal in diesem Sinne ist es wohl, all das oder einiges davon zu tun und es unaufrichtig zu bestreiten; in diesem Sinne bist Du wohl tatsächlich eher nicht normal.

Einen herzlichen Gruß Richtung Nordosten!
Wolfgang

 hehnerdreck (02.10.24, 20:09)
Aha, da scheint ja wieder mal jemand auf Mission zu sein. 

Kommentar geändert am 02.10.2024 um 20:12 Uhr

 Graeculus meinte dazu am 02.10.24 um 22:50:
Ist etwas inhatlich falsch an meinem Text, oder stört dich nur seine Tendenz?
Da momentan alle über Migration schimpfen, muß ich mich ja da nicht auch noch einreihen.

 Citronella meinte dazu am 02.10.24 um 23:07:
Meinst du das Schicksal von Ann-Maria Kyrath und hunderten Anderer, über die du dich nicht auch noch aufregen möchtest?

 Graeculus meinte dazu am 02.10.24 um 23:27:
Dies ist kein Text zur Verharmlosung oder gar Verherrlichung von Verbrechen, sondern einer gegen Selbstgerechtigkeit. Dieser Aspekt fehlt mir etwas, da so viele die Verbrechen beklagen, daß meine Stimme nicht nötig ist: Sie sind ohnehin in aller Munde.

 Citronella meinte dazu am 02.10.24 um 23:37:
Also: Weitergehen, hier gibt's nicht zu sehen, und um die wahren Probleme werden sich schon Andere kümmern?

Na dann gute Nacht!

 Graeculus meinte dazu am 02.10.24 um 23:47:
Weitergehen, hier gibt's nicht zu sehen

Wer sagt das? Ich nicht. Aber dürfen denn alle nur noch über ein Problem sprechen?
Außerdem: Hältst du die von mir angesprochenen Probleme nicht für wahre?

 hehnerdreck meinte dazu am 02.10.24 um 23:49:
Nun, es erscheint mir wie ein Teil von etwas zu sein, wie ein Teil von einem Manifest gegen Fremdenfeindlichkeit. Und das ist völlig legitim, das kann man machen, ohne dass man sich wie jemand fühlt, der beim unerlaubten Griff in die Keksdose erwischt wird. Nur, ich finde, das gehört eher in den Bereich der politischen Haltungstexte. Aber da Du so raffiniert warst, es so kompliziert zu umschreiben, dass es schwer ist, darin eine Werbung für etwas zu finden ... deshalb: Kompliment für Deine Intelligenz.

 Graeculus meinte dazu am 02.10.24 um 23:52:
Änderungen an der Zuordnung sind Sache des Webmasters; das ist nicht meine Aufgabe.

Citronella möchte ich einen Vorschlag machen: Wie wäre es, wenn wir uns die Aufgaben hier bei kV aufteilten? Ich schreibe über Ehebruch, Pornographie, Gewalt in Familien, Drogen, Steuerhinterziehung und Selbstgerechtigkeit, Citronella schreibt über die wahren Probleme. Deal?

 Graeculus meinte dazu am 02.10.24 um 23:56:
Aber nochmal, hehnerdreck: Mein Text ist kein "Manifest gegen Fremdenfeindlichkeit" (puh! ein Manifest!), sondern eine Sottise über Selbstgerechtigkeit.
Jetzt magst du mit dem Finger auf mich zeigen und mich selbst selbstgerecht nennen.

 hehnerdreck meinte dazu am 03.10.24 um 00:13:
Meine beabsichtigte Polemik gegen Deinen Beitrag war bei weitem nicht so schlimm gemeint, wie ich jetzt den Eindruck habe, dass sie bei Dir angekommen ist. Insofern tut es mir leid.

 Citronella meinte dazu am 03.10.24 um 10:24:
Ich schreibe über Ehebruch, Pornographie, Gewalt in Familien, Drogen, Steuerhinterziehung und Selbstgerechtigkeit, Citronella schreibt über die wahren Probleme.

Jeder sollte in jedem Alter über das schreiben können, was ihn am meisten beschäftigt. Ich gestehe: Ehebruch, Pornographie, Drogen und andere von dir aufgeführte Themen sind für mich längst nicht so relevant wie der fortschreitende Verfall unseres Landes, auch wenn dies für dich kein wahres Problem zu sein scheint.

 Graeculus meinte dazu am 03.10.24 um 22:35:
Der "Verfall" unseres Landes. Ständig geht etwas zugrunde, und etwas Neues entsteht, wobei eines das andere voraussetzt.
Die Klage der alten Leute über den Verfall des Bisherigen ist mindestens 4000 Jahre alt!
Ist es heute besonders dramatisch?
Ich denke, daß die Generation meiner Großeltern (2 Weltkriege, 1 Hyperinflation, 1 Weltwirtschaftskrise mit folgender Massenarbeitslosigkeit) eine besonders dramatische Phase zu bestehen hatte.
Heute, da es immer noch weitaus wahrscheinlicher ist, durch einen Autounfall als durch ein Migrantenmesser zu sterben, sehe ich das nicht so.

Aber ja, jeder alte Mensch hat das Recht, wenn auch vielleicht nicht die Berechtigung, über seine Lage zu klagen.

 Graeculus meinte dazu am 03.10.24 um 22:37:
An hehnerdreck:

Kein Problem. Wer austeilt, sollte auch einstecken können.

 S4SCH4 (02.10.24, 20:17)
Der Text zeigt einen Faible für normale Wohn- und Schlafzimmergegebenheiten im Heimatland. :) 

Es fällt dabei aber selber auf: Das Thema (Heimat) ist mir derzeit menschenleer bis eingespielt; auch eine Erkenntnis. 

Um es abzurunden: Die Normalität spielt gerne mit dem Feuer, damit es warm wird in der Bude. So betrachtet schönes Bild, dein Text.

 Graeculus meinte dazu am 02.10.24 um 22:54:
Ja, ließen sich die Dächer der Häuser abdecken und könnte man hineinsehen, dann bekäme man einen interessanten, aber nicht sehr angenehmen Eindruck - so sagte es mal jemand.
Falls der Sinn darin besteht, daß es "warm wird in der Bude", dann liegt es vielleicht an den gestiegenen Heizkosten. Aber das wäre eine zynische Sichtweise.

 diestelzie meinte dazu am 03.10.24 um 07:38:
Unter jedem Dach wohnt auch ein "ach...". 😀

 Graeculus meinte dazu am 03.10.24 um 22:36:
Das ist ein schöner Spruch! Den kannte ich nicht.
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram