Novemberwettern

Gedanke zum Thema Sorgen

von  Klemm

Lufttemperatur: 6°C. Luftfeuchtigkeit: hoch. Als ich das Haus verlasse, um ein paar Einkäufe zu erledigen, sitzt ein Mensch in der Hocke vor meiner Haustür. Hockt da unbeweglich, ein Straßenpfeiler, barfuß. Seine Füße sind schwarz, sein Gesicht ist auf den Asphalt gerichtet. Als ich eine Stunde später mit vollen Einkaufstüten zurückkomme, hockt er noch immer so da. 


Zur selben Zeit macht sich eine schizophrene Frau mit mittelgradiger geistiger Behinderung auf den Weg zu ihrer Werkstatt. Gestern Nacht waren die Stimmen wieder besonders laut. Die Frau fürchtet sich vor den anderen in der Werkstatt, sie glaubt, dass sie sich gegen sie verbündet haben. Die Frau hasst ihre Aufgabe in der Werkstatt: putzen. Aber sie muss hin. Ihr Bürgergeld ist an den Besuch der Werkstatt gebunden.


In dutzenden Vororten sitzen dutzende verrentete Damen und Herren, vielleicht einsam, und wettern. Lufttemperatur: bald unter 0°C.


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Kommentare zu diesem Text


 Mondscheinsonate (04.11.24, 14:59)
*meinekatzerüberschieb*, ganz warm.

 Klemm meinte dazu am 04.11.24 um 16:22:
:)

 Saira (04.11.24, 19:25)
Der November bringt nicht nur kühle Temperaturen und graue Tage mit sich, sondern auch eine besondere Art von Melancholie, die in der Luft liegt.
 
Dein Gedanke lässt uns auf Menschen blicken, die täglich mit existenzbedrohlichen Alltagssorgen zu kämpfen haben. Dazu gehören auch Obdachlose und arme Rentner. Sie haben nicht viel oder sogar nichts, und der Winter steht vor der Tür.

 Klemm antwortete darauf am 04.11.24 um 20:01:
Ja. Ich sehe täglich Obdachlose in fürchterlichen Zuständen, die Kälte macht es schlimmer.
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