träume

Text

von  niemand



sitzt er doch, dieser poet und spricht. verstehe rein gar nichts, aber die menschen sind begeistert, besonders seine verlobte, die sich an ihn schmiegt, als wäre er ein göttliches wesen. seine verse sprechen so anders, auf keinen fall himmeln sie blau. plötzlich verlangt er eine erfrischung, sein mund scheint trocken zu sein, obwohl er bei jedem wort eine kaskade feiner speichelperlen verströmt. man reicht ihm ein großes glas eines bekannten koffeingetränkes. sein blick saugt sich an der oberfläche der flüssigkeit fest. trink, denke ich, dann ist alles schneller vorbei. als verstünde er meine stumme bitte, neigen sich seine lippen dem getränk immer mehr zu. doch er trinkt nicht, er verschwindet kopfüber im glas, welches ich plötzlich in meiner hand halte. er ist tot, schreit die menge und blickt mich entsetzt an. ich halte das glas in meinen händen und die flüssigkeit verschwindet, nicht ohne auf dem boden eine weiße tablette hinterlassen zu haben. erste hilfe, denke ich, unter den rufen des entsetzten publikums. rette ihn, belebe den meister, schreien sie. herzmassage, mund zu mund beatmung. wie soll ich der tablette eine herzmassage verpassen, wie sie von mund zu mund beatmen, geht es mir durch den kopf. kaltes wasser, ja eiskaltes wasser, das könnte helfen. verwirrt renne ich zum wasserhahn und gieße eine ladung kraneberger über das mutierte genie. doch nichts tut sich, die tablette schwimmt nur auf der oberfläche. kau sie, ruft mein unterbewußtsein, kau sie, zermalme sie zur pulver. wie in trance beiße ich in die bitteren pille und falle in eine art ohnmacht. als ich aufwache, liegt das publikum in tiefem schlaf. einige personen schnarchen ziemlich laut. da taucht, wie aus dem nichts, der scheinbar verschiedene, überschreitet, mit leichtem schritt eine linie, welche sich zwischen ihm und den zuhörern, unbemerkt von mir, gebildet hat. der poet geht, gestützt auf den arm seiner ihn anhimmelnden verlobten, in eine art nebelwand hinein. er winkt mir zu abschied, einem abschied welchen ich nicht begreifen kann. schaut doch alle, rufe ich in die liegende und schnarchende menge hinein, doch diese scheint das nicht zu interessieren.



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Kommentare zu diesem Text


 ginTon (25.01.25, 21:16)
interessanter Text. sowohl inhaltlich als auch formal, gefällt mir...

 niemand meinte dazu am 26.01.25 um 11:32:
dankeschön ;)  formal ist es allerdings der notwendigkeit geschuldet
weil ich nur eine hand zur verfügung habe, für mindestens sechs wochen und dadurch auf  das einfingersysthem zurückgreifen muss.
mit lieben grüßen, irene

 Moppel (25.01.25, 22:50)
ich denke, es werden am 23.02. noch mehr als nur der Poet im seinem eigenen Glas ertrinken, liebe Irene... ;)

 niemand antwortete darauf am 26.01.25 um 11:34:
da könntest du durchaus recht haben, liebe monika ;) 
mit liebem dank und gruß zurück, irene

 AchterZwerg (26.01.25, 12:21)
Das nenne ich ein echtes Happy-End.
Das Publikum schnarcht, der Poet geht - und wird gleichwohl geliebt! :)

Neidvoll-lachende Grüße
der8e

 niemand schrieb daraufhin am 26.01.25 um 17:29:
... :D   :P   ;) 

mit einem dankenden Schmunzler zurück, Irene
P.S. ich habe den Kniff bezüglich meiner Tastatur
nun raus. Was lange währt, scheint gut zu werden :)
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