Wie aus einer Schleuder geschossen flog Langerich durch die Luft und plumpste auf den Boden, nicht ohne einen leichten Schmerz in der Hüfte zu verspüren. Alles um ihn herum war seltsam, kleiner und irgendwie verwachsener, dichter als gewohnt. Aus den Büschen, die ihn umgaben, erklang ein Gemurmel und steigerte sich langsam zum Geschnatter, ähnlich einer Schar Gänse, welche ihm alltäglich, bei seinen Spaziergängen, begegnet sind. Eine kleine, spitze Mütze ragte plötzlich aus dem Gebüsch. Ihr folgte eine zweite und dritte und bald schaute er auf ein dutzend kleiner, bunter Zipfelmützen. Ein nicht grade großes Männchen sprang aus dem Dickicht, kam näher und sah ihn an. Wer bist du denn, fragte Langerich den Zwerg, dieser jedoch blickte ein wenig hochnäsig auf das lange Geschöpf, welches ihm nicht besonders zu gefallen schien. Knöpfelzopf, rief eine scheinbar weibliche Stimme, sei nicht so unhöflich und stell dich bitte vor. Der kleine Zipfelmützenträger grantelte ein wenig in sich hinein und sagte dann. Ja, das bin ich. Soso, das bist du, sprach Langerich und blickte auf eine ihn plötzlich umlagernde Menge kleiner Gestalten. Und wo bin ich hier? Im Zwergpfützelland, ganz in der Nähe des Zwergweitdenkeldorfes, rief einer aus der Gruppe. Ist das gut, oder schlecht, fragte Langerich in die Runde. Guuuut, sehr gut, riefen alle und blickten selbstbewußt auf das lange Geschöpf, welches vor ihnen auf dem Boden lag. Wir sind die mit dem Weitblick, sprach Knöpfelzopf, dessen Runzelkopf eine Bewegung in Richtung Himmel machte. Wir sehen alles was über unsere Büsche ragt. Langerich richtete seinen Blick auf das kleine Gestrüpp und verkniff sich eine Bemerkung. Habt ihr noch niemals höher geblickt, fragte er und bemerkte sofort, dass es nicht sehr passend war. Helft mir doch bitte aufzustehen, rief er in Richtung Knöpfelzopf. Dieser nickte zustimmend und sofort begann die Gruppe mit einem Ziehen und Zerren. Nach einer Weile gelang die Aktion und Langerich stand in voller Größe vor ihnen. Knöpfelzopf behagte die Höhe von Langerich überhaupt nicht. Na, ja, höher ist ja nicht gleich besser, murmelte der Zwerg in seinen Bart. Was siehst du denn, wenn du so lang bist, rief einer aus der Menge in Richtung Langerich. Ich kann sehr weit blicken, sprach Langerich. Gibt es denn noch mehr als unser Zwergpfützelland, fragte der kleine Mann. Nun, ich könnte dich auf meine Schulter setzen, dann…. Wage das ja nicht, rief Knöpfelzopf, so was mögen wir hier überhaupt nicht. Keiner blickt hier mehr als über unsere Büsche, so wahr ich Knöpfelzopf heiße. Unsere Sicht ist einmalig und soll es auch bleiben. Eigentlich wollen wir dich hier auch gar nicht haben. Nein, das wollen wir nicht. Ein paar der Zwerge schienen damit nicht einverstanden zu sein, aber der Blick von Knöpfelzopf wies alle in ihre Schranken. Knöpfelzopf war hier wohl jemand, das stand außer Frage. Bis morgen darfst du noch bleiben, aber dann bist du fort, sonst.... Langerich erkannte die Aussichtslosigkeit seines Angebotes und setzte sich an den Rand der Büsche. Die ganze lange Nacht vernahm er ein Murmeln, ein Rascheln, welches von einem Geruch frischer Farbe überlagert wurde. Als Langerich am frühen Morgen die Augen öffnete, blickte er in eine Gruppe Zipfelmützenträger. Jeder davon trug ein Schild in der Hand. „Wir wollen keine Langeriche im Zwergpfützelland“ prangte es darauf in großen, grünen Lettern. Hau ab, rief Knöpfelzopf und seine Zwergenwangen färbten sich grün und grüner. Langerich wurde klar, dass hier nichts zu machen sei, dabei wollte er doch nur…. Ach, was, dachte Langerich und machte sich langsam auf den Weg. Die Luft wurde auch langsam frischer und ein leichter Wind kitzelte Langerichs Nase. Es war gar nicht so übel aus dem Mief der Zwergbüsche herauszukommen, dachte Langerich und pfiff ein fröhliches Liedchen. So langsam konnte er wieder wie gewohnt frei atmen.
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