Ein grader Rücken

Kann auch entzücken. Und den hat Merz am Mittwoch und heute gezeigt. Was da in den letzten Tagen los war, seitdem er sein Entscheidungsgesetz mit Mehrheit von AfD und FDP durchgesetzt hat, das war schon beeindruckend. Skandal im Sperrbezirk. Skandal um Friedrich. Meine Güte ging da die Post ab und es wurde jedem Zuschauer klar, dass es SPD und Grünen nicht um Inhalte ging, sondern nur um die Diffamierung von Merz. Wahlkampf eben.

Wahlkampf sicherlich auch von ihm. Er wollte den Wählern zeigen: „Wir handeln!“, obwohl weder der Beschluss vom Mittwoch noch dieser heute irgendetwas kurzfristig verändert hätte. Dafür hat Merz jetzt von denen, die sich das Bundesverdienstkreuz verdienen möchten, das Hakenkreuz ans Revers geheftet bekommen. Aber er bleibt stehen, tritt heute wieder an. Das bringt die linke Community völlig aus der Fassung, denn ein grader Rücken ist so was von unwoke.

Trotz Demos von Omas gegen Rechts, die gestern als Omas gegen Merz liefen ( sind die schon dement oder hat man die von einer kommunistischen Plattform gestoßen?) Trotz Verwüstung von CDU-Wahlkampfbüros und persönlichen Drohungen tritt er an. Respekt Sauerland.

Gegen den Spott, beinahe Hass von fast allen Parteien, inklusive der AfD, von der er sich klar abgegrenzt hat. Selbst die Linken keifen: „Wir leisten Widerstand gegen die Faschisten“ und meinen damit die CDU? Das ist in der Tat ein guter Karnevalswitz von denen, die die Erben der Mauerschützen und Stasischergen sind.

Auch die Kirchen speien gegen Merz. Ja genau, DIE Kirchen, die damals die Waffen der Nazis segneten und Hunderttausende von Kindermissbrauchs- und Misshandlungsfällen nicht aufklären wollen und nicht dazu stehen.

Sogar Muddi Merkel meldet sich zu Wort. Für einige in der CDU, alles alte Merkelianer, hat ihr Wort scheinbar noch Macht. Elf stimmen heute gegen Merz, gegen das Zustrombegrenzungsgesetz.

Schon damals fand ich Merkels Gratulation zu Merzens Kanzlerkandidatur süffisant: „ Ich gönne es ihm.“ Ja, sie war eben immer schon ein liebes Mädchen. Das hat auch Kohl zu spüren bekommen.

Skandal im Sperrbezirk. Heute gibt es auf die Zwölf. Und das nicht zu knapp. Denn es ist kurz nach Zwölf und alle wissen das. FDP will vermitteln und schlägt einen Beschluss zur Rücküberweisung in die Innenausschüsse vor. Ruhe in den Stall bringen. Die Pferde in Zaum kriegen.

Daraufhin wird die Sitzung unterbrochen. Die Gespräche will man plötzlich jetzt führen. Beinahe drei Stunden wird gesprochen. Ich gehe zwischenzeitlich mit dem Hund eine Stunde um den See spazieren, mache das Bad, mein Mann holt was beim Hassan. Und immer noch nix. Meine Güte!

Ernüchterung, als sie alle zurück sind und ich Kirchererbsenfallafel kauend vorm TV sitze. Die Chose geht genauso weiter. Woran der Wähler erkennen kann, dass auch die Politik in diesem Land genauso weiter gehen wird wie bisher, wenn Grün oder SPD wieder (mit)regieren würden. Man spürt die Verzweiflung der FDP, die alles gegeben hat. Am Ende der wiederum hitzigen, beleidigenden Debatten steht der Vorschlag von den Grünen, dann doch lieber das Gesetz wieder in den Innenausschuss…Poh, was für eine linke Bagage. Denn nur, um wieder mal zu blockieren, wieder mal die Pausetaste gedrückt zu halten, die sie es drei Jahre lang getan haben.. Letztlich wird abgestimmt und das Gesetz kommt nicht durch. So what.

Was lernt der Wähler nun daraus? Dies war die beste Wahlkampfveranstaltung ever, alle anderen sind eigentlich überflüssig. Wenn die demokratische Mitte nach drei Stunden Beratung nicht mal einen Konsens für etwas findet, was schon einmal Gesetz war, um die Migration zu begrenzen, nicht mal diesen winzigen Schritt gehen kann, dann sieht es verdammt schlecht aus mit unserer Demokratie. Dann lachen sich die Hühner blau.

Merz hatte seinen schon schnaubenden, vollblütigen Hengst mit wunderschönem graden Rücken gesattelt. Er ließ ihn Gott sei Dank nicht als Brauereipferd vor den Karren Rotgrün spannen und deren Fässer mit labberigem Linksgesöff ziehen. Er hat Veltins. Und dennoch das Turnier verloren.

Doch nach dem Turnier ist vor dem Turnier. Und es sieht nicht so aus, als wolle er aus seinem Hengst einen Wallach machen.