Angriffsfolgen

Ich wurde 1943 in Detmold geboren weil es dort bei den Großeltern sicherer war als in Hamburg, dem Wohnsitz meiner Mutter. Mein Vater war den ganzen Krieg als Arzt an verschiedenen Fronten. Danach zogen wir nach Flensburg, wo er einen Job als Krankenhausarzt in der Diakonissenanstalt bekam. Ärzte wurden überall gesucht nach dem Krieg.
Später in den Fünfzigerjahren eskalierten Angriffe auf Jugendliche von anderen Jungen im Umfeld der Pilkentafel wo wir in einer schmalen und steilen Gasse nah am Hafen wohnten. Ich traute mich kaum noch draußen zu spielen. Eine brutal auftretende Jungen-Gang hatte quasi die Macht ergriffen und verprügelte andere Jugendliche ohne einen ersichtlichen Grund – vermutlich nur um Aggressionen abzubauen. Es fand ein ewiger Machtkampf um die Vorherrschaft im Viertel statt, in den auch Unbeteiligte mit hineingezogen wurden. Das hat mich zeitweise in meinem ganzen Leben geprägt, mich oft zu einem ängstlichen und sehr vorsichtig agierenden Mann gegenüber anderen Menschen gemacht. Daran musste ich als Erwachsener lange arbeiten, wobei ich mir psychologische Hilfe holte und an Persönlichkeitsentwicklungskursen teil-nahm.