Aus dem Fenster-Guck-Gedanken eines Spießers

Monolog zum Thema Verständnis(los)

von  eiskimo

Bei den jungen Leuten nebenan gibt es offenbar keinen, er kochen könnte. Nee!Geschweige einen Fahrradschlauch flicken. Sie haben keine Zeitung, aber wohl irgendwelche  Netflix-Abos .. und jede Menge Social Media. Ab und zu sieht man die zwei Mädchen Joggen. Yoga könnte auch sein. Politisch aktiv ist keiner. Was mit Kirche? Auch nicht. Ihre Meinung sagen sie mit Tattoos und ihren Klamotten – reicht doch als Positionierung. Tolerant sind sie jedenfalls. Bei ihnen wird auch in der Wohnung geraucht. Was auch immer. Und sie grillen gerne.

Außer fürs Grillen nutzen sie den Garten gar nicht. Ein großer Garten. Er verkommt ein bisschen. Dabei gibt es Obstbäume und  Sträucher mit leckeren Beeren. Nicht einmal die verarbeiten sie. Dafür liegen da drei Fahrradleichen, die langsam zuwachsen. Vor dem Haus parken dafür regelmäßig E-Scooter. Die sind natürlich praktischer. Überhaupt: Flexibel Sein ist alles. Keine Verpflichtungen an der Backe, die einen auf ewig einengen.

Wobei: das mit dem Müll kriegen sie ganz gut hin. Die Pizza-Kartons werden klein gemacht und ordentlich einsortiert in die Tonne für Papier. Okay, die quillt schon mal über, weil die Amazon-Verpackungen ja auch dazu kommen. Großstadtprobleme halt.

Ob sie wählen gegangen sind?  Wenn, dann wohl die Linke. Da wird doch keiner den Merz wollen. Mal ernsthaft! Oder Pistorius. Wehrdienst – das wäre ja zurück ins letzte Jahrhundert. Das wäre das Letzte. Schon wegen der Reisepläne. Thailand ist soo krass! Und in Neuseeland waren sie auch noch nicht.

Nee, irgendwie kommen sie schon klar, diese jungen Leute. Irgendwie passt es schon. Wie sagte das der eine noch: Das Leben ist zu kurz, um sich zu allem ´en Kopf zu machen.



Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 Quoth (21.04.25, 09:08)
Ja, die Jugend von heute! Stimmt: Es sind die Klagen eines Spießers: Genusssüchtig, oberflächlich, bequem ... Zu Vieles wird von Dir nur vermutet, könnte also auch Projektion sein ... Aber viele Kritikpunkte teile ich, vor allem den am Verkommenlassen eines guten Gartens und seiner Früchte, das regt mich auch auf. Schönste Äpfel im Garten - und im Supermarkt Golden Delicious aus Argentinien kaufen. Furchtbar!

 eiskimo meinte dazu am 21.04.25 um 10:15:
Du hast die Klagen des Spießers sehr gut zurecht gerückt - Projektionen, Blicke aus der Distanz, vielleicht sogar Neid...
Trotzdem auch Deine eigene kritische Sicht.
Danke!

 Saudade (21.04.25, 09:58)
Das ist genau falsch. Studien haben ergeben, dass die Jungen wieder zu den alten Werten zurückgehen: Halbtagsjob für die Frau, Kinder, Herd, Haus und Garten, die klassische Ehe.
Dass die Dinge moderner geworden sind, ist normal. Die Welt sehen ist etwas Schönes, öffnet den Horizont.
Ich sag dir was, Wien war in den 80' grau, fad, konservativ. Erst die Jugendszene hat es bunt gemacht und dann die 90' haben es aufgebrochen, alles wurde bunt und fröhlich. Jetzt zählt Wien zu den lebenswertesten Städten der Welt, nämlich immer ganz oben. Also, es ist nicht immer alles so wie es zu scheinen mag. Aber, denk daran, wie über die Jugend die letzten 60 Jahre geredet wurde. :)

 eiskimo antwortete darauf am 21.04.25 um 10:26:
Was Du über die Rückkehr in alte Geschlechterrollen sagst, mag stimmen. Auch, dass Alte fast grundsätzlich über die Jungen ablästern. "Bunt und fröhlich" aber ist mir zu einfach ausgedrückt. Das ist, wie Du sagst, eine "Szene".
Und: Es ist nicht immer alles so wie es scheinen mag.

 Saudade schrieb daraufhin am 21.04.25 um 10:32:
Toleranz heißt das Zauberwort.

 eiskimo äußerte darauf am 21.04.25 um 12:27:
Kindergeburtstag setze ich dagegen. Und die Frage: Wann kommt die Verantwortung fürs Ganze?

 Saudade ergänzte dazu am 22.04.25 um 00:15:
Meinst du das eigentlich ernst, eiskimo? Die Generationen davor waren es doch, die den Planeten geschröpft haben und ausgebeutet und jetzt sind die Jungen die Bösen? Finger hoch zeig! Nein, so spielt das nicht. Sicher nicht. Wo war die Verantwortung davor?
Die bösen Jungen! Genau die haben Umweltorganisationen gegründet, setzen sich ein, lassen sich verhaften, bekommen SLAPP-Klagen in Millionenhöhe von Konzernen, damit sie nicht aufzeigen wie der Regenwald abgeholzt wird, und und und. Aber der Text zeigt den Depperten, der Mülltrennung nicht kennt, verschweigt 100.000 andere, die für eine bessere Zukunft auf die Straße gehen. Nein, eiskimo, so funktioniert das nicht. Im Übrigen, hier wohnen nur "Alte", Stammersdorf eben, der Müllraum sieht aus wie Sau, es wird Tag und Nacht Lärm gemacht, ständig gegrillt, die Gärten sehen wie G'stettn aus und jeder fährt einen fetten Benziner auf Leasing. Und jetzt...? Ich sage: Nicht jeder ist so wie die da.

Antwort geändert am 22.04.2025 um 00:26 Uhr

 eiskimo meinte dazu am 22.04.25 um 07:36:
Sehr gut Deine Gegenrede. Und gute Beispiele, wie es auch geht.  Aber: Ich kenne Stammersdorf nicht, ich hatte nur die WG vor Augen, wie sie dann in meinem Text vorkam. Meine Beobachtungen.
Aus  dieser Erfahrung heraus nun zu verallgemeinern und  DIE Jugend mit Verantortungslosigkeit gleichzusetzen, ist falsch. Völlig klar. Differenzieren tut Not, wie so oft.

 Saudade meinte dazu am 22.04.25 um 12:41:
Stammersdorf ist der erzkatholische Teil von Florisdorf, ein Teil eines Bezirks. :)

 AZU20 (21.04.25, 11:39)
Warum auch? LG

 eiskimo meinte dazu am 21.04.25 um 12:29:
Ja, warum auch sich zu allem ´en Kopf machen... wenn man am Ende doch nichtt aktiv wird.
LG

 Lorolex meinte dazu am 21.04.25 um 14:25:
Moin eiskimo,

in der Jugend heutzutage ist leider selbst das "Kopf machen" schon zweideutig und sie nehmen zu Oft das Schlechtere!

LG Kai
Zur Zeit online: