Cur Deus Homo?

Predigt zum Thema Neuanfang/ -orientierung

von  eiskimo

Warum wurde Gott Mensch? Nicht ganz abwegig, diese Frage am Ostersonntag 2025:

Um durch den Kreuzestod seines Sohnes die Menschen freizukaufen von ihrer Schuld. Eine Art Lösegeld für die ganze Palette von Verbrechen und Verfehlungen hier ... zwischen Guantanamo und Sumy.


9k=



Anmerkung von eiskimo:

nur so ein ganz kurzer Gedanke beim Spaziergang an diesem langen arbeitnehmerfreundlichen Wochenende. Um es ein bisschen zu vertiefen mit Erläuterungen, die ich dazu im Netz (nicht im Nest!) gesucht habe, heute, an Ostern:

Zu den versklavenden Mächten gehört auch der Tod. Die Angst, dass wir "dann weg sind" wird nach Aussagen der Bibel zu einer Macht, die unser ganzes Leben beherrscht und die uns unfrei macht ( Hebräer 2,14f).

Wer aber durch den Glauben an das, was Christus da geleistet hat, so etwas wie eine Ewigkeitsperspektive bekommt, der muss nicht mehr krampfhaft versuchen, maximal viel Leben ins Diesseits zu pressen und der kann gelassener mit Fehlern, Versagen und Verzweiflung umgehen – gerade auch angesichts des Todes. Der Tod verliert seine alles durchdringende Macht.

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 Graeculus (20.04.25, 12:07)
Befremdlich, daß Gott wegen unserer Sünden ein Menschenopfer braucht, und dann auch noch das seines eigenen Sohnes. Eine sehr archaische Vorstellung von Gott.

Und dann stellt sich mir noch die Frage, wie häufig Jesus diese Last auf sich nehmen muß in einem Universum, in dem es doch letztlich extrem viele von intelligenten und zweifellos sündhaften Wesen besiedelte Planeten geben muß. Eilt Jesus seit Jahrmillionen von Kreuzigung zu Kreuzigung?

 Zora meinte dazu am 20.04.25 um 12:16:
Beim Theologen Paul Tillich liest sich das ein bisschen anders. Empfehlenswert.

 Moppel antwortete darauf am 20.04.25 um 12:19:
ich empfinde es wie Graeculus und hatte damit in meinem christlichen Glauben immer ein Problem.
Ich denke, es ging um die Ursünde, Eva...

 Graeculus schrieb daraufhin am 20.04.25 um 12:26:
Zora, teile uns Deine oder seine Antworten auf meine beiden Fragen mit, aber belasse es nicht bei raunenden Andeutungen über andereswo zu findende theologische Antworten.
Dabei bin ich mir ziemlich sicher, daß Herr Tillich sich mit der zweiten Frage, d.h. wie sich dieser Menschenopfer-Mythos aus geozentrischer Ära in die heutige Kosmologie fügt, überhaupt nicht befaßt hat.

 eiskimo äußerte darauf am 20.04.25 um 13:07:
@ Graeculus
Ich bin kein Theologe, aber m.E. haben wir nicht mit einem "archaischen" Gott zu tun. Der nämlich würde zürnen und die sündigen Menschen bestrafen und verdammen.
Mir scheint der Hintergrund von Ostern vielmehr menschenfreundlich. Dass Gottes Sohn stellvertretend für alle die Sühne leistet, macht Gottes Vergebung möglich und weist einen Weg, frei zu werden.
Voraussetzung wäre, dass Menschen überhaupt ein Gewissen entwicklen und ihr Tun hinterfragen.

 Graeculus ergänzte dazu am 20.04.25 um 13:22:
Daß Gott seine Gnade bzw. Vergebung an die Darbringung eines Menschenopfers knüpft, das ist das Archaische.
Und das ist in der Tat uralt. Götter wollten immer durch Opfer besänftigt werden. Manche, die übleren unter ihnen, durch Menschenopfer.

Daß ein Gott mit einer menschlichen Frau ein Kind zeugt, ist dem Kenner der Antike wohlvertraut. Und manche dieser Kinder müssen auch sterben. Das 16. Buch der Ilias enthält davon eine ergreifende Schilderung (Zeus angesichts des Todes seines Sohnes Sarpedon).
Aber daß einer dieser relativ milden antik-heidnischen Götter die Opferung seines eigenen Sohnes zur Bedingung seines Wohlwollens macht, da hätte es einen zivilisierten antiken Menschen vor Entsetzen geschüttelt.

Und dann bleibt da noch das Problem, wie dieser aus geozentrischer Zeit (Erde und Menschen im Mittelpunkt des Universums) stammende Mythos mit der modernen Kosmologie (Tripstrillionen von Sternen und Planeten, Sonne und Erde randständig) vereinbar ist. Wie ich sagte: Eilt Jesus von Kreuzigung zu Kreuzigung?

 Graeculus meinte dazu am 20.04.25 um 15:25:
Falls Du mal etwas Zeit für Lektüre hast, empfehle ich Dir Voltaires Erzählung "Mikromegas". Da wird schon im 18. Jhdt. der Gedanke anschaulich gemacht, daß der Mensch sich zwar für groß, wichtig und im Zentrum der Welt stehend hält, er nach kosmischen Maßstäben aber alles andere ist als das.

 eiskimo meinte dazu am 20.04.25 um 22:22:
Danke für den Tipp - ich habe den "Micromégas"  sogar im Schrank, aber nur kurz angelesen und vergessen. "Candide" dagegen ist mir sehr haften geblieben.
Da Voltaire sehr bibel- und religionskritisch war, wird er wohl auch zum Thema Ostern eine sehr dezidierte Meinung gehabt haben.
Zur Zeit online: