Zweierlei Maß

Text

von  Saudade

Das heißt also, nur die, die einen umschwärmen, dürfen gegen die eigenen moralischen Werte verstoßen, da wird geschwiegen, jedoch macht das jemand, den man nicht mag, dann wird gewettert.

Das heißt also weiter, dass "alles vergessen ist", was war, wenn geschmeichelt wird. Nein, das ist keine Frage, eher eine Feststellung.

Und, wo bleibt das Rückgrat? Ich frage bescheiden und zaghaft.

Ich behaupte, die Eitelkeit wird in Zukunft alles bestimmen, restlos alles. 

Mit anständigen Werten kommt keiner mehr weit.

"Du bist so super!" oder "So toll!", niemals, absolut niemals eine Gegenrede. Das ist unglaubwürdig, aber wird durchgezogen, beinhart. 

"Jede Zelle meines Körpers ist glücklich" im Sesselkreis getanzt. Menschen, die nicht so betucht sind, werden nur noch als Sozialprojekte angesehen, der Himmel rückt schließlich näher, man erwartet, nicht erhofft, sich dort ein "Absolvo te!"

Worte wie "arm" und "reich" als Reizwörter. Man ist immer, immer, immer, gegen "reich", schlussendlich ist man selbst "gut", ein guter Mensch, da muss man dagegen sein. Das wird überall betont. Gefliessentlich verschweigt man das eigene Golddepot, die ETFs, Bitcoins und Immobilien. Es muss tatsächlich betont sein, man habe kein Geld. Eh nicht, für DAS nicht. Somit nicht gelogen. Den 14-tägigen Urlaub verschweigt die Person. Toskana, natürlich.

Aber "arm" ist gleichzeitig das Erwecken des Kampfgeistes gegen "reich". In Wahrheit wird nicht darauf geachtet, ob man eigentlich ein Arschloch verteidigt, das ist nebensächlich, arm muss es sein und dass es liebe Reiche gibt, gibt es nicht. Da fühlt man sich dann überlegen, tarnt es als gute Tat. Ein Stricherl auf das Gutkonto beim Herrgott.

Offensichtliche Eitelkeit, den Kategorischen Imperativ ignorierend, wo ist die Kamera? Das Opfer tritt in den Hintergrund, der Retter im Blitzlichtgewitter der Eitelkeit. 

Wie im Kindergarten: "Du bist so schön!" - "Nein, na geh, hör auf, du bist viel schöner!" - "Nein! Du!" Kicher, kicher. 

Nein, solche Texte bewirken nichts, es bleibt, es wird, es wird schlimmer. 

Aber, gar nichts sagen, ist auch schlimm und unerträglich.


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