... der Vergleich des schwer Primitiven, mit dem Schwierigsten überhaupt, ist natürlich sinnbefreit, aber, wenn es guttut, besonders vor Vollmond folgt immer ein gestörtes Verhalten, dann soll es eben so sein. Ich zucke mit den Schultern, wenn man sonst nichts im Leben geschafft hat, muss man eben irgendwas brabbeln, um im Mittelpunkt stehen zu können und der leidliche Versuch zu beleidigen, ging ins Leere. Ich habe noch alle meine Synapsen, sogar mehr, denn die bauen sich auf während des Lernens, während man ziemlich viele verliert, durch das Dauersaufen. Tja, Pech gehabt, jeder ist des Lebens eigener Schmied.
Ich würde am Liebsten die Biografie über "Dostojewski" von Andreas Guski lesen, aber die Post brachte mir neue Strafrechtbücher, die mir ein schlechtes Gewissen wegen meiner schlechten Klausur verschaffen. So trinke ich noch meinen Kaffee aus und dann ...
Heute stand ich im Oberlandesgericht vor der großen Festtreppe, die von Justizia bewacht wird, hätte über diese in den dritten Stock zu Fuß gehen können, aber die Ehrfurcht ließ mich erstarren, ich nahm den Aufzug.
Dort gehen die Prüflinge hinunter, wenn sie ihre Prüfung geschafft haben, dann gibt es schöne Fotos von den Angehörigen. Ich nehme an, mein Vater wird dann nicht mehr dabei sein, seine Werte werden von Monat zu Monat schlechter. Vielleicht auch ein Grund, warum ich fast gar nicht mehr schlafen kann. Ich denke in der Nacht über ein Leben ohne meinen Vater nach, kann mir das nicht vorstellen.
Die Wahrheit ist, wir hatten nie ein inniges Verhältnis, schlussendlich ließ er mich Kleine alleine mit der Besoffenen, erklärte mir am Telefon, er hätte jetzt "eine neue Familie", als ich ihn eines Nachts anrief und bat, er möge mich doch holen, die Frau dreht durch und ist nur noch besoffen.
Aber, je älter ich werde, desto wichtiger wird er mir, ich weiß nicht warum. Nein, ich habe keinen Zugang zu ihm gefunden, nie, er und meine Schwester sind ein Herz und eine Seele, ich, nur ein Kind von drei (eigentlich vier, es gibt noch eine Stiefschwester). Ich zucke mit den Schultern. Bei Liebe geht es nicht um das Geliebtwerden, sondern um das Lieben.
Aber nein, er zeigt Liebe nicht, liebt aber, ruft lieber meine Schwester an und sagt: "Ich mache mir Sorgen um die Kleine, ißt sie eh genug?" Mir sagt er das nicht. Er sagt auch: "Die Kleine kann doch nicht alleine bleiben!" Aber ja, Papi, das kann sie, hat keine Probleme damit. Ich schweige, offiziell weiß ich von nichts.
Nein, ich stieg nicht die Festtreppe rauf, auch nicht runter, aber ich dachte das, als ich davor stand. Diese Treppe wird mein Altar, zu dem ich nicht von meinem Papi geführt werde. Ich muss gestehen, der Tag war nach diesen Gedanken endgültig gelaufen, obwohl er erst angefangen hatte.