Der Nachtfalter...

Text

von  Saudade

... wird nicht lange leben, denke ich, während die Katzen ihn sitzend, aus 30 cm Abstand beobachten. Er bewegt sich nicht, die Katzen auch nicht. Sie starren ihn nur an. 

Emil wird das zu langweilig, er steht auf. Mathilde starrt weiter. Das Insekt nützt Emils Unaufmerksamkeit und versucht sich fliegend aus der Falle zu befreien, donnert jedoch nur gegen den Hängeschrank in der Küche. Mathilde steht auf und prankelt gegen den Falter, der kriecht zum Küchenlicht und bewegt sich nicht. Emil hat sich weggedreht, er überlässt Mathilde die Jagd. Die hat sich wieder auf ihren Hintern gesetzt und starrt. Emil weiß, dass er das Insekt in drei Sekunden erledigen könnte, jedoch auch, dass dann sämtliche Putzmittelflaschen fallen werden. Emil ist seiner Macht bewusst, das merkt man beim Spiel mit Mathilde, da legt er sich immer hin und schmeißt sich nicht mit vollem Gewicht auf sie.

Emil kommt zu mir und setzt sich neben mich, schnurrt. Mathilde hat sich nun parallel zum Falter an der Wand gesetzt und wartet. Emil küsst meine Schulter. Emil schnorrt Essen. Emil schnorrt immer durch Schmusen. 

Mathilde starrt noch immer. Ein Ohr bewegt sich hin und her, sie hört Emil schnurren. Der Falter lässt sich theatralisch auf die Küchenablage fallen. Mathilde wackelt mit dem Kopf hin und her, Flaschen sind dazwischen. Sie überlegt, wie sie den Falter schnappen kann, hüpft von einer Seite auf die nächste. Keine Problemlösung in Sicht. Mathilde hebt die Pfote und winkelt sie an. Dann setzt sie sich auf alle vier Pfoten. Emil schnurrt noch immer neben mir. 

Mathilde kann warten. 


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