Wien

Text

von  Saudade

Ich mag das Wort "Großstadtdschungel", das befriedigte ungemein, tröstete, kein Mogli gewesen zu sein und ohne Baghira und Balu aufgewachsen sein zu müssen. Das Wort suggerierte, dass die Stadt ihren Charme hatte und dennoch Gefahren verbarg, Abenteuer bereitstellte. 


Als Erwachsene sehe ich das Wort tatsächlich mit Wohlwollen. Vieles ist grün hier, mehr als viel.

Darauf waren wir stolz und sind es noch immer. Nach jedem Grätzel folgt ein Park, klein, aber Oho!

Der Donaukanal, die Alte Donau, der Wiener Prater, das Gebiet um die Liesing wird jetzt renaturiert, die kilometerlange Donauinsel, Schönbrunn, Heldenplatz, Burggarten, Volksgarten, vieles mehr, machten und machen Freude. 

Manche Balkone gleichen Miniaturgärten, für Fassadenbegrünung bekommt man Förderungen, so auch für Dachgärten (bis zu EUR 2.000). 

Die Bewohner mancher Häuser pfeifen auf feuerpolizeiliche Vorschriften und stellen Pflanzen zu Gangfenstern, in die Gänge, auch vor Eingänge. Zumeist sagen Vermieter nichts, warnen sogar nur kurz vor, wenn eine feuerpolizeiliche Begehung stattfindet, dass kurz weggeräumt werden sollte. 

Die Betonung liegt auf "kurz". 

In den Außenbezirken wohnen die Füchse und Dachse. Besonders geht es ihnen in Schönbrunn gut. Dem Tierpark säumt ein Wäldchen, da kommen die Wildtiere und schlüpfen durch die Gitterstäbe in den Zoo, holen sich Obst und Gemüse. Zumeist werden doppelte Portionen bereitgestellt, weil das so ist. Auch in Grinzing und Döbling ist Wien mit Weinbergen und Wald beglückt. In Stammersdorf sind Weinberge und der Marchfeldkanal. 

Turmfalken leben im Stephansdom, fliegen in den nahen Stadtpark und holen sich ihre Mäuse. Feldhamster und Ziesel machen ehrgeizigen Bauprojekten Probleme, dies landet schon beim EuGH, der für die Tiere stimmt (Einhaltung der FFH- Richtlinie). Dies, zumeist, wird leider teuer umgangen, um das Negative nicht zu beschönigen zu wollen. 

Betonschandflecke (wohlgemerkt Neubauten) kommen erst nach der Verschandelung dahinter, dass die Sonne bei 37 Grad etwas unangenehm ist. Dann werden schnell ein paar Kübelpflanzen hingestellt, die in kürzerster Zeit kläglich verrecken

(siehe Hauptbahnhofgegend).

Aber, geht man um die Ecke, so macht das Belvedere wieder alles gut. 

Wer es sich leisten kann, der pachtet oder kauft sich ein Gärtchen, der Reichtum lebt in der Villa mit prächtigem Garten. 

Idioten gibt es natürlich auch, das muss betont werden, die Kleindemos gegen die Begrünungen starten, da Bäume ihnen die Parkplätze wegnehmen. Zumeist verlieren sie und als Rache lassen sie ihre Hunde neben den Baum scheißen und räumen es nicht weg. Das tut den Jungbäumen nicht besonders gut.


Die Stadt Wien zählt zu den grünsten Städten der Welt. Besteht aus 53 Prozent Grün und jährlich werden 4.500 Bäume gepflanzt. Die Stadt Wien hat allein 2020 ihr Budget um 8 Millionen Euro aufgestockt, um die Stadt zu begrünen. 



Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 Maroon (12.08.25, 09:17)
Hmm, mit dem ersten Absatz machst du es potentiellen Lesern aber nicht leicht, in deinen Text hineinzufinden. Ich empfinde ihn als sehr sperrig.

Ansonsten ist die Beschreibung Wiens aus 'Dschungelsicht' recht anschaulich und gelungen, obwohl ich die 'Abenteuer' vermisse ... ;)

lg
Maroon

 Saudade meinte dazu am 12.08.25 um 09:21:
Wie wäre es mit "Abenteuer Begrünung einer Großstadt"? Ein spannendes Projekt.
Der erste Absatz ist Liebe. Pure Liebe.

Antwort geändert am 12.08.2025 um 09:21 Uhr

 Maroon antwortete darauf am 12.08.25 um 09:35:
Gegen Liebe ist kein Kraut gewachsen. Gut so! ;)

lg
Maroon

 Saudade schrieb daraufhin am 12.08.25 um 09:36:
❤️

 niemand äußerte darauf am 12.08.25 um 10:34:
@ Saudade
Ich finde Deinen Text gelungen. So zwischen dem Schwärmen, der eigenen Illusion und dem nüchterneren Blick auf eine Realität.
Man merkt die Liebe im ersten Teil, die Liebe zur eigenen Stadt,
aber die "Liebende" ist nicht dumm um alles nur in einem verklärten
Licht zu schildern. So zwischen Herz/Seele und Verstand das Ganze.
LG Irene

 Saudade ergänzte dazu am 12.08.25 um 12:52:
Es ist nicht alles Gold was glänzt. Das ist es leider nicht.
Zur Zeit online: