Pflichtgedicht III.
von J. B. Weber, 2025
An wen soll ich die Stimme richten
die meiner Hand den Text diktiert?
Soll sie mir dienen und verdichten
was in meinem Kopf passiert?
Soll sich mein Herz nun ehrlich zeigen,
was es fühlt und hofft, begehrt?
Oder soll ich lieber schweigen,
ist das dann nicht auch verkehrt?
Wen könnte ich dazu befragen
hier sitzend ruhig im Wiesengrund?
Ich entscheid mich nicht zu klagen,
Prokrastiniere Stund um Stund.
Die Sonne sinkt nun still herunter,
die Wolken glühn im Abendrot.
Ein leichter Text – vielleicht ein bunter –
wär meine Rettung in der Not.
Da wär man sicher, könnte hoffen
auf Zuspruch und vielleicht Applaus,
es blieb gewitzt das Ende offen,
Gespräch entstünde wohl daraus.
So sei für heut mein Pflichtgedicht,
nicht meisterhaft, doch wohl bedacht;
denn schrieb ich es jetzt nieder nicht,
hätt schlaflos mich die Nacht umwacht.