Die weibliche Affirmation

Erörterung zum Thema Zärtlichkeit

von  Jack

Dieser Text ist Teil der Serie  Versuche und Irrtümer

Es soll weder eine logo- euro- und phallozentrische Zuschreibung noch ein patriarchaler Zwang stattfinden: das Wesen des Weiblichen kann auch aus der Empirie erschlossen werden. Die Frau ist grundsätzlich lebensbejahend und hedonistisch (sinnlichkeitsbejahend), passiv idealistisch (liebbar) und aktiv sensualistisch (verführerisch). Die erste weibliche Affirmation ist somit die Affirmation der Sinnlichkeit.

Sinnlicher Genuss und Selbstgenuss korreliert mit der natürlichen Neigung zur Körperpflege und sinnlicher Verzärtelung. Es muss angenehm sein, eine Frau zu berühren, so wie die Frau sich selbst gern mit Genuss berühren will. Das männlich-idealistische Ideal des Schönen wird aufgeweicht durch die weibliche Neigung zum Angenehmen; nicht der Zwang zum sterilen Idealismus, sondern ein Kompromiss zwischen Logos und Eros macht das Weibliche aus: Die Frau ist schön angenehm und angenehm schön.

Das Angenehme für sich selbst und andere beschränkt sich nicht auf die Sinnlichkeit: die Frau muss auch angenehm handeln; es muss angenehm sein, sich in ihrer Nähe zu befinden. Die meisten Männer empfinden heute genau das nicht: die Frauen sind unangenehm anstatt soft, schwierig anstatt nice, anastatt zärtlich antagonistic, anstatt zart rude. Viele Frauen rauchen, saufen, sind tätowiert, groß und übergewichtig; nicht alles davon ist gleichermaßen selbstverschuldet, aber es bedingt sich gegenseitig.

Die zweite weibliche Affirmation ist die Affirmation der Weiblichkeit: „Ich bin eine Frau“. Das bedeutet eben nicht, weibliche Privilegien zu fordern, ohne die Weiblichkeit zu leben. Ein Mädchen verprügelt man nicht, weil ein Mädchen keinen verprügelt. Prügelnde Mädchen zu schlagen ist keine Schande, sich gegen sie nicht zu wehren, macht einen Jungen zur Pussy.

Was ist Weiblichkeit? Ein positives Selbstverhältnis ist vor allem ein positives Verhältnis zur Schwäche. So bedeutet Weiblichkeit Zartheit: die Selbstaffirmation als schwach und verletzlich. Daraus folgt die Zärtlichkeit, die kostbare Fähigkeit, andere als verletzlich wahrzunehmen, und ihre Schwächen bejahend, nicht angreifend anzunehmen. Das bedeutet nicht, dass echte Frauen schwache Männer mögen. Aber jeder Mensch ist (nicht ausschließlich, aber auch bzw. einschließlich) schwach, denn jeder war Kind, und wer nicht innerlich tot ist, hat kindliche Anteile in seiner Persönlichkeit, und es sind gerade diese Persönlichkeitsanteile, die den Vitalitätsfluss vom Es zum Ich generieren.

Das Mütterliche gehört zum Weiblichen dazu, aber ist nicht das Ideal des Weiblichen; den anderen anzunehmen, wie er ist (in seiner Kindlichkeit und Schwäche), ist nicht bloß mütterlich, sondern genauso mädchenhaft (an der Person des anderen interessiert, zärtlich-verspielt, kindlich-empfänglich); die dritte Affirmation ist die Affirmation der Empfänglichkeit. Dies bedeutet neben der Annahme des anderen auch sich lieben und beschützen zu lassen (die Emanze schreit: „I´m a strong and independent woman!“), sich ansehen und schönfinden zu lassen (die Feministin brüllt: „That´s male gaze!“); schließlich ist die Frau für den Mann attraktiv, weil sie gerade nicht männlich ist. Nun kann man das Weibliche philosophisch-idealistisch als leer definieren (wie Otto Weininger: Mann ist Sein, Weib ist Nichts), oder aber das Weibliche empirisch ergründen, was auf ein bestimmtes Frauenideal hinauskommt, welches eben nicht sozial konstruiert und beliebig ist.



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 Augustus (24.08.25, 11:34)
Frauen hatten früher schön zu sein, nie für den Selbstzweck, sondern aus dem Grund dem Mann stets den wertvollen Besitz, der in seiner Machtsphäre lag, zur Schau zu stellen. 
Diamanten-, Rubinen-, Saphiren-, Topas-, bestückte Halsketten etwa zierten den schmalen Hals der Frau, um nicht ausschließlich ihre Schönheit zu bejahen, (um den Mann als Kenner und Genießer der Schönheit zu identifizieren bzw.. sich als ein solcher auszuzeichnen) sondern um ihren Wert (Schönheit + Wert des umgehängten Schmuckes) noch weiter zu erhöhen. Der damit hohe zur Schau gestellte Wert der Frau mündete als Prestige des Mannes, was zu seinem höheren Ansehen bei den anderen beitrug. Diese Aufwertung der Frau fiel automatisch wieder dem Mann zugute. Die Schönheit zu besitzen, um der Mehrung willen seines Prestiges, war der vereinte Grund, wonach die beiden Willen strebten. 

In der Modere wandelt sich das Besitzdenken, weil die Frau sich nicht mehr besitzen lässt, die wird selbst zum Besitzer. Die Fahrt im Karussell der Schwänze zeigt das Besitzdenken der Frau. Sie nimmt sich das ehemals von Männern ausgeübte Besitzdenken, opfert dafür Schönheit und Zärtlichkeit, um dem Mann ebenbürtig werden zu können.
Gebildete Frauen von heute sind gebildete Männer von gestern; besitzgreifende Frauen von heute sind besitzgreifende Männer von gestern. Selbständige Frauen von heute sind selbständige Männer von gestern usw… 

Da der Mann nunmehr aber diese Errungenschaften bereits vor vielen Jahrtausenden innehatte, (die die Frau erst in den letzten Jahrzehnten in den Genuss gelangt) stellt sich vielmehr die Frage nach dem Mann und seinen Visionen für die Zukunft. Er allein hat Visionen für die Zukunft, die Frau schaut wie seit jeher nach dem Mann, wohin er geht, damit sie diesen Weg ebenfalls nachgehen kann; (sie tritt quasi in bereits bestehende Spuren des Mannes) ihr droht sonst Gefahr sich zu verlaufen.

Kommentar geändert am 24.08.2025 um 11:37 Uhr

Kommentar geändert am 24.08.2025 um 11:37 Uhr

Kommentar geändert am 24.08.2025 um 11:40 Uhr
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