Autistisches Mädchen

Text zum Thema Kinder/ Kindheit

von  Gabyi

Als Kind war ich ein autistisches Mädchen. War immer allein und interessierte mich auch nicht für die anderen. Die waren ebenfalls nicht an mir interessiert. Die Vorlieben waren einfach zu unterschiedlich. Ich wollte Rollschuhlaufen, sie nicht. Ich ging in die Bibliothek, sie nicht. Ich hatte einen Freund, die anderen Mädchen nicht. Ich wurde von meinem autistischen Vater verprügelt, sie nicht (von ihrem).
Ich wollte gern einen Fellsessel haben, aber meine Eltern kauften mir keinen. Geh arbeiten, sagten sie und als ich es tat, knöpften sie mir das Geld ab für ein Jugendbett, welches eigentlich von ihnen gekauft werden sollte. Denn Elter kaufen ihrern Kindern normalerweise die nötigen Möbel. Meine nicht. Ich musste stattdessen aus meinem Kinderzimmer ausziehen, damit meine Mutter es an Kurgäste vermieten konnte. Als ich am Ende der Saison mein Zimmer samt Möbeln wieder hatte, wackelte das Bett. Ich hatte in der Zwischenzeit auf dem Fußboden auf einer Luftmatraze geschlafen. So war das in meiner Kindheit.


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Kommentare zu diesem Text


 Anfank (21.09.25, 15:45)
Du bist sozusagen das ewig unzufriedene Gegenprojekt zum Glücksversprechen der Bundesrepublik Deutschland, liebe Gaby?

 Gabyi meinte dazu am 21.09.25 um 15:50:
Glück ist relativ und überbewertet, lieber Anfank.

 Anfank antwortete darauf am 21.09.25 um 15:53:
Glück ist, gebraucht zu werden.

 Gabyi schrieb daraufhin am 21.09.25 um 15:57:
Ich will nicht gebraucht werden. Da nutze ich nur ab und das möchte ich nicht.

 Gabyi äußerte darauf am 21.09.25 um 16:08:
Danke, AlmÖhi, für die Empfehlung :).
LG
Gabyi

 niemand ergänzte dazu am 21.09.25 um 16:38:
@ Aron
Glaubst Du an das Glücksgezwitscher der Bundesrepublik?

@ Gabyi
Du hast recht den Begriff "gebraucht werden" abzulehnen.
Es ist immer von Vorteil für andere. Du hast hier sehr gut das Wort
"ausgenutzt" durch ein "abgenutzt" ersetzt.   ;)

 Jack meinte dazu am 21.09.25 um 19:55:
Glück ist weder überbewertet noch in der hypersozialen Anpassung zu finden.

 AlmÖhi (21.09.25, 21:17)
Meine familiäre Prägung hat mich auch ziemlich aus der Gemeinschaft rausgehauen - bis heute. (Wenn auch nicht nur die.)

Andererseits ist es eine ziemlich offene Frage, was die anderen Kinder so zu Hause erlebt haben, besonders wenn sie sich plötzlich oder auch dauerhaft weitgehend in sich selbst zurückgezogen haben. 

Bis heute ist das Leben von Kindern ein gesellschaftliches Tabu, eine Black Box. Wir nennen uns nicht umsonst das "Tätervolk". Täter erhalten unseren Schutz und unsere Solidarität, nicht nur vor Gericht. Aktuellstes Medien-Beispiel: Theveßen. Die anderen Funktionäre solidarisieren sich und vervielfachen das Raushauen von Haßbotschaften gegen die Amerikaner. Zum Glück habe wir die Amerikaner noch als Schutzmacht, so daß Theveßen seine Position los ist - allerdings ersetzt durch den nächsten Hetzer.

Mein ganzes Leben ist durch den sadistisch-narzißtischen Mißbrauch durch meinen Vater schwer beeinträchtigt. Aber bis heute wurde der Täter außer von mir selbst nie beim Namen genannt. Nur einer der Psychotherapeuten, die ich als junger Mann aufsuchte, murmelte einmal "Mieses Spiel, was der da treibt". Eine kurze Erleuchtung, die aber nicht zur Erlösung wurde. Bei der Randbemerkung blieb es. Der Therapeut ging gleich wieder zu seiner Strategie über - mich für mein Desinteresse an gesellschaftlichem Status (Studium, Partnerschaft usw.) zu beschämen. Ach ja, das Privileg ein weißer Mann zu sein!
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