Er hatte eine ziemlich große Nase, die immer drohte, in seiner Tasse stecken zu beiben. Er war nett und freundlich zu uns Kindern, kaufte uns manchmel “Schleckerkuchen” vom Bäcker, die er bezahlte und wir holten und machte all seinen Enkelkindern immer Geschenke zu Weihnachten. Mein kleiner Bruder bekam einen Legobaukasten mit Legosteinen, mit denen mein Opa an seinem Lebensende Häuser baute in rot und weiß. Ich bekam eine Armbanduhr von ihm von Dugena, die leider ein Freund von mir veruntreute und irgendwo liegen ließ und vergaß. Das nehme ich ihm immer noch übel. Genauso wie die Tatsache, dass er meinen Belichtungsmesser für die Camera einfach verlor. Er war eben ein Turnbeutelvergesser, auch wenn er dazu eine ganz andere Meinung hat. Aber zurück zu meinem Opa. Er hatte ein Biedermeiersofa, in dessen Holzlehne er seinen Kautaback lagerte, Priem sagte er dazu. In seinem Zimmer lag getrockneter Waldmeister, wahrscheinlich um die Luft zu reinigen. Und er hatte einen Taubenhof, auf dem die Tauben von Dach zu Dach und um die Wette flatterten und die er mit Inbrunst fütterte. Ich holte aus dem Getreide-Rundsilo die entsprechenden getrockneten Maiskörner, zehn Pfund davon. Er sagte zu uns manchmel: “Töv ma too, ick kümm mit de Pantüffel” aber er tat es nie. Und er schickte uns zum Blinden Straßburger, der einen Hökerladen hatte, zum Blifedder (plattdeutsch Bleistift) kaufen, weil er seinen Lottoschein ausfüllen wollte. Er hatte früher einen Malerbetrieb geführt und sein Vater war Kunstmaler in Hemmelmark bei Prinz Heinrich von Preußen gewesen. Er heiratete eine Frau, meine Oma, die ein Ergebnis einer Mesalliance eines Adeligen mit einem Dienstmädchen war und deswegen zur Adoption freigegebem wurde. Er hatte neun Kinder, sechs Mädchen und drei Jungen. Drei starben und eines davon war an Kinderlähmung erkrankte Zwei davon waren Zwillinge, von denen einer ein Junge war, der starb. Er hatte im ersten Weltkrieg in der Schlacht bei Ypern gekämpft, seine jüngste Tochter wurde 1917 geboren und die älteste im Jahr 1900. Mein anderer Opa kam aus Ostpreußen, den habe ich leider nie kennengelernt. Er wurde im zweiten WK von einem Russen erschossen.
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