Ararshratt Odnakorowdzhan (1876-1912)

Revue zum Thema Geister

von  Jack

Dieser Text ist Teil der Serie  Lxiour

Wuchs in Lapratka auf, dem zerstörtesten Teil des gerade zu Ende untergehenden Sinpustan. Kam 1892 nach Arenkord, und brachte dunkle Mystik mit. „Ich habe Angst um Gott, wie um ein Kind, das ich nicht beschützen kann“, schrieb er mit 20. 


Er strebte nach einer ontologischen Transzendentalversicherung, hielt „das Gerede vom Urvertrauen“ für infantil und sprach sich für den radikalen Kampf um die Bewahrung der Welt aus: „Ich bange um jeden Stein, um jeden Baum, und wenn ich einen Vogel sehe, bekomme ich einen Anfall von Ehrfurcht“. Was er von Eichhörnchen, Katzen und noch höheren Wesen hielt, konnte er nicht einmal in Worte fassen: „Dazu kann ich nur demütig schweigen“, schrieb er kurz vor seinem Tod.


Er sah unsere negentopische Welt als ein Reich absoluter Selbstzwecke an, und litt am Horror der Entweihung. Er warnte vor dem Untergang der Welt im absoluten Nihilismus, hielt den tierischen Sexualtrieb für eine ernsthafte Gefahr, die wir nicht unterschätzen sollten, und die uns psychisch wie ein Wahn befallen könnte. Das wäre das Ende der Liebe und damit das Ende der Welt.



Anmerkung von Jack:

Hiite Ingret (Tagebuchauszüge):

25.8.1912. Vor fünf Tagen starb der Mystiker im Feenwald von Lileihi unter seinem Baum des Vertrauens. Halb so alt wie ich, doppelt so weise. Gott ist noch kindlicher als ein Kind, noch unschuldiger, und, nicht aber, allmächtiger als jeder abstrakte Allmachtbegriff. Das, nicht eine Radikalisierung von Gravelaines existenziellem Pessimismus, wird in seinem letzten Buch stehen. „Reinheit braucht keine ontologische Versicherung, sie ist allein sicher“, waren seine letzten Worte an mich in Finstern vor zwei Wochen.

26.8.1912. Auch meine Zeit, in den Feenwald zu gehen, scheint anzubrechen. Einer der letzten frühen Morgen, das ist zu erahnen. Ich bin fast 73, und es ist keine Gier, dass ich noch leben will, es ist die Treue zum Sein, das Gespür der ontologischen Harmonie. Dieses Leben ist einfach meine Tasse Tee, wie es Kjelde lakonisch gesagt hätte, der trotz Pessimismus am Leben hing. In der Welt, in der ich gelebt habe, bedeutet Realismus etwas Besseres als selbst Optimismus; Kjelde sprach von möglichen Welten, in denen der Realist den Pessimisten noch für einen Optimisten gehalten hätte.

27.8.1912. Sie nennen es jetzt schon den „Schwarzen Montag“, HFX auf 39961 Punkte runter, und ich weiß nicht, und mir ist auch egal, wieviel ich verloren habe. Ich gehe mit gutem Gefühl auf meine letzte Reise, und wollte eigentlich im Krieg fallen oder beim Bergsteigen abstürzen. Ich hatte wohl zu viele Vorurteile, was den Alterstod angeht. Ich fühle mich wie kurz vor einer Neugeburt.

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Kommentare zu diesem Text


 Antagonist (20.10.25, 13:55)
Im Gegenteil, das Ende der Liebe könnte den Untergang des Homo Sapiens eher noch verzögern, lieber Jack.

 Jack meinte dazu am 20.10.25 um 13:58:
Es geht um die Sorge eines Bewohners einer höheren Welt um seine Welt. Diese Welt hätte er für eine Unterwelt gehalten.

 Antagonist antwortete darauf am 20.10.25 um 14:00:
Na gut, dann will ich nichts gesagt haben.

 Jack schrieb daraufhin am 20.10.25 um 14:31:
Es gibt im Grunde nichts zu sagen: ...und das Göttliche wusste, dass es gut war, und schuf Gott.

 lugarex (20.10.25, 14:01)
ich mag es nicht besoners, aber WAS soll ich? :blink:

 Antagonist äußerte darauf am 20.10.25 um 14:06:
Mensch sein.

 Jack ergänzte dazu am 20.10.25 um 14:10:
Ich schreibe geduldig und demütig auf, was mich aus einer höheren Welt erreicht. So wird diese kontingente und entropische Welt erträglicher. Ich habe schon einen Nihilismus gesehen, an dem selbst Nietzsche wahnsinnig wurde, und bin selbst kein Nihilist geworden, weil ich von der ontologischen Realität höherer Welten ausgehe.

 Antagonist meinte dazu am 20.10.25 um 14:17:
An welchem Nihilismus ist Nietzsche genau verrückt geworden?

 Jack meinte dazu am 20.10.25 um 14:26:
An den Folgen spekulativ angenommener Weltimmanenz.

 Antagonist meinte dazu am 20.10.25 um 14:29:
Genauer bitte ...

 Jack meinte dazu am 20.10.25 um 14:55:
Bejahifikatialisation des Immergleichen. Das kannst du nicht konsequent durchhalten, ohne durchzudrehen.

 Wastl (20.10.25, 14:42)
Die Treue zum Sein und die Angst um Gott. Was für ungewöhnliche Gedanken. Sehr inspirierend.

 Jack meinte dazu am 20.10.25 um 14:56:
Das ist halt Mystik, die diese Bezeichnung verdient, keine moderne Esoterik.

 Augustus (20.10.25, 17:13)
Können NPCs den Nihilismus überhaupt begreifen? Sich dem Logarithmus des sexuellen Triebs überhaupt entziehen? Warnungen an NPCs vor dem Nihilismus, von dem sie nichts verstehen und wahrscheinlich nie verstehen werden, kann nicht fruchten, weil sie selbst ein Bestandteil des Nihilismus sind. 


 Jack meinte dazu am 20.10.25 um 17:21:
In der höheren Welt, in der er lebte, hatte der Mystiker wohl vor allem davor Angst, dass die Welt, in der wir gerade leben, real sein könnte.

Dass diese Welt simuliert ist, ist so kontraintuitiv, dass man an den Rand den Wahnsinns gehen muss, um es wirklich zu begreifen. Das ist das Risiko, das ist der Preis der Wahrheit.

Antwort geändert am 20.10.2025 um 17:23 Uhr

 Jack meinte dazu am 20.10.25 um 17:37:
Was karikiert übrigens die hypersoziale Programmierung unserer Gehirne auf lächerlich primitive Art? Dass Bewusstsein existiert, um in Liebe zu leben; ein müder Abklatsch davon sind wiederum sogenannte Liebesbeziehungen in dieser Welt.
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