da starb sie leise. lange schon vorher war sie krank gewesen, aber anfangs wollte es keiner von ihnen richtig wahrhaben. dann wurde es immer schlimmer mit ihr. sie wurde blasser und blasser, schwächer, durchsichtiger. bis der zeitpunkt kam, an dem sie keine kraft mehr hatte. sie war müde, nur noch müde. als sie dann einschlief, wußte sie daß es endgültig zu ende war.
dass es keinen neuen anfang, kein morgen, kein erwachen mehr geben würde. es war zeit für sie zu gehen. sie holte sich kraft aus den alten abschiedsritualen, hielt sich fest daran an dem was nun zu tun war. aus rotem wachs formte sie sich etwas, eine kleine gestalt einen gegenstand, damit sie etwas in der hand hatte. sie hatte sonst nichts persönliches mehr von ihr zurückbehalten. schon zu lebzeiten war sie nicht übermäßig groß gewesen. sie versuchte möglichst maßstabgetreu eine kleine liebe nachzubilden und es gelang ihr einigermaßen. dann holte sie das schwarze kästchen und legte sie hinein. sie polsterte alles mit schwarzen lackschnipselteilchen aus. woher sie kamen und wer sie kleingeschnitten hatte, das wußte außer ihr nur er. sie band das schwarze kästchen mit lederbändern zu, verschnürte es fest. dann wartete sie, bis es nacht wurde. sie nahm die kleine liebe, die laterne und ihren spaten mit und ging hinauf zu der lichtung. sie hatte eine kleine liebe zu begraben. der vollmond sah ihr stumm dabei zu, als sie weinend damit begann die gefrorene erde zu bearbeiten. sie legte die kleine liebe in ihr grab und beklagte sich bei den sternen über den verlust. dass sie uns nichts behalten ließen, daß wir alles was wir hatten hergeben mußten, dass nichts bestand hatte. sie fragte nach, warum das loslassen so schwer war, warum abschiednehmen sein mußte, aber sie bekam keine antwort auf ihre fragen. nur ein kaltes glitzern von ihnen. sie hielt keine gedenkrede, ein erläuterndes schlusswort fiel ihr keines ein. sie hatte sich nichts vorzuwerfen. es war einfach nichts zurückgeblieben, keine hinterlassenschaften, nur sie. deshalb streute sie die weißen rosenblätter des vergessens über die ihre kleine liebe. danach häufte sie schwere erde darüber. sie wollte für immer ihre ruhe haben von ihr. bevor sie sich auf den rückweg machte, verteilte sie die restlichen blütenblätter vor sich auf dem weg. der wind fuhr hinein, nahm sie mit sich. der wind trocknete ihr sanft die tränen auf ihrem gesicht. ihre traurigkeit, sie würde auch verfliegen mit dem wind,
irgendwann.
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