Alle 600 Textkommentarantworten von Willibald

17.04.19 - Kommentarantwort zum eigenen Text  Als Willibald=Thrasybulus einmal barocke Kling=Sonette gelesen hatte, gerne auch welche geschrieben hätte. Und verzagen wollte.: "Salute, kundige Gefährten! (1) Das Motiv von möglichst tiefem Liebesgenuss angesichts der Vergänglichkeit, das in manchem Barock-Sonett in seiner Schönheit und Rhetorik auftaucht, ist hier variiert. Im Willi-Sonett ist das vanitas-Script magisch mit der Beseitigung von Schreibhemmungen verknüpft. Eine Art Selbstermutigung im solioloquen Dialog mit der Muse. Ein "Dennoch unverzagt". (2) Traditionsspiel Traditionelles, traditionelle Lyrik ist spätestens seit der Moderne um 1900 so etwas geworden wie Spielmaterial. Allerdings erkennt eben nur bedingt jemand, dass und ob ein kreatives Spiel mit vorgegebenen, versatzstückartigen Elementen vorliegt. Und dann noch eine Schwierigkeit: Oft ist gar nicht klar, ob nun ein Spiel mit der Überlieferung vorliegt, in dem es um Adaption, um Imitatio geht. Oder eher um eine Komisierung, ein Verlachen, eine Vernichtung der Tradition. Mir ging es oft so wie als Kind im Fasching: Man verkleidet sich als Hexe, ist plötzlich eine Frau und jagt mittelalterlich wüst durch die Gegend, spooky eben. Und ab einem bestimmten Punkt, macht das nicht nur einen komischen Spaß, sondern man steckt mitten drin. Und beobachtet plötzlich sich selbst, wie man Eigenes durch gar nicht mehr so fremde Formate wahrnimmt und sich dabei selbst – verfremdet zwar, aber doch intensiv erleben kann. So ähnlich denn auch das barock-komische Sonett. Immer ein bisschen verzweifelt-unfreiwillig-komisch, wenn man zu Selbsterläuterungen greifen tut. Aber. Die Genitivhäufungen ( „der Sonnen Blinken“, „deiner Wangen Glanz“), das einsilbige „Feur“, das reihende „Furcht, Blöd- und Schüchternheit“) ist erstmal Verkleidung und Kleidung aus der Kleiderkammer des Barock. Dann gibt es da die strenge Form und ihren Nutzwert: Die beiden Quartette enthalten oft eine Antithese, hier die situationsmächtige, poesiekompetente Muse und kontrastiv die etwas professoral-gichtig-dünnblütige Eule. Die aber doch – in bescheidenem Maße das „Feur“ der Poesie anfliegt. Dialektisch bleibt dann doch eine Art Synthese latent im Text spürbar: Es gibt eine Poesie unter dem Höhenflug. Sonette als hohe Formen beschäftigen sich gern mit sich selber und haben von daher in der Selbstreflexion auch eine komische Fallhöhe. Aber sie müssen nicht gänzlich kollabieren. Vielmehr ist es oft so, dass sie ab einer gewissen Dauer Stabilität, Schmunzeln, Vergnügen und eine gewisse Ernsthaftigkeit verbreiten. Hier ist der jambische Flügelschlag i so eine Selbstthematisierung. Und dann gibt es eine Abwehr von Waldkauz und Gehemmtsein als Feinde poetischen Mittelfluges in den Imperativen. Konsequent dann die Adhortatio in „So gleite in das Klinggedicht“. Wohl wirklich eine Conclusio und die Wiederaufnahme der beiden Quartette und die gewisse Überwindung der Schreibhemmung. Das Ding endet dann – wie in einem Shakespeare-Sonett mit einem Couplet – und nimmt die selbstkritische zögerliche Skepsis auf. Eine fröhliche Bejahung des Dilettantismus(es). Und im Schlusswort bei Apoll (fast schon Dionysos) die Lizenz für Unvollkommenheit: epikuräisch-hedonistisch, weg von der Askese und Strenge. Daher dann auch – ächz – das manchmalige Abweichen vom sechshebigen Alexandriner im eingespielten Sonett . (3) Spaß und Freude bei Ror Wolf Ror Wolf ist Dir vielleicht bekannt, er schrieb zum Beispiel Sonette über Fußball. Er selbst versteht seine Sonette als, „Verkupplungsversuche von strenger Kunstform und rabiatem Inhalt, von abgeschrittenem Versmaß und krachendem Jargon.“ Rammer-und-Brecher-Sonett 4 Das ist doch nein die schlafen doch im Stehen. Das ist doch ist das denn die Möglichkeit. Das sind doch Krücken. Ach du liebe Zeit. Das gibt’s doch nicht. Das kann doch gar nicht gehen. Die treten sich doch selber auf die Zehen. Die spielen viel zu eng und viel zu breit. Das sind doch nein das tut mir wirklich leid. Das sind doch Krüppel. Habt ihr das gesehen? Na los geh hin! Das hat doch keinen Zweck. Seht euch das an, der kippt gleich aus den Schuhn. Ach leck mich fett mit deinem Winterspeck. Jetzt knickt der auch noch um, na und was nun? Was soll denn das oh Mann ach geh doch weg. Das hat mit Fußball wirklich nichts zu tun. (4) Bonustrack: Harig und unser Bernd Hutschenreuther Ludwig Harig: „Das Spiel an sich“ Der Wille ist gewiß die Kraft und Überwindung des innren Schweinehunds, den Luther schon beschrieben. Er ist der Antriebsschwung der Energie geblieben für Körper in Kontakt, für jede Form von Bindung. Geschwächter Wille führt zu Abkehr, zu Erblindung für das Zusammenspiel. Einander sich zu lieben erfordert Aufgalopp: Fort mit den schlechten Trieben! Dem Nächsten spürbar sein ist Sache der Empfindung. Es herrscht im Mannschaftsspiel ausschließlich, ja extrem Hinwendung an das Du. Es gibt nichts außerdem. Der Auftritt eines Stars bleibt pure Episode. So ist nicht personell die Mannschaft das Problem, jedoch der Doppelklang von Wille und System, mentaler Habitus und triftige Methode. Ludwig Harig: Das alte Lied (veröffentlicht 1989) Es ist das alte Lied: ein Ziehen und ein Reißen geht durch den morschen Leib. Das Alter naht mit Schrecken. Es kracht in Arm und Bein, in Hüften und in Becken, in Lenden, Zehen, Kreuz. Und was den festen Steißen einst stolze Haltung gab, verrottet im Verschleißen. Ich sitze im Fauteuil (1), gehüllt in weiche Decken; was will, ans Bett gelehnt, der alte Wanderstecken von Reisen in die Zeit, ins Leben mir verheißen? Und auch der Sessel kracht in allen seinen Fugen. Ihn hält zusammen, was die Knochen nicht vertrugen: des Nagels Krallenfuß, die zähe Hand des Leims. Daß etwas übrigbleibt, ist nichts als Kinderglauben. Es modert das Gebein, es rosten alle Schrauben, es hält am Ende nur die Klammer meines Reims. (1) Fauteuil: Lehnsessel Bernd Hutschenreuther: SONNET. LXXV.Doc Ich hackte ihren Namen in die Tasten der Strom fiel aus, da war der Speicher leer, ich schrieb noch einmal alles in den Kasten, da kam ein Virus, da ging gar nichts mehr. Du dummer Freund, sprach SIE, der Trübsal bläst, kein Speicher hält kein Bit für Ewigkeit, und ich verschwinde auch, wenn du verstehst, mein Name ist nur Zittern in der Zeit. Nicht doch, sprach ich, soll'n andre Files verschwinden im Plattencrash, doch dir soll Leben sein, durch meinen Vers wird man dich ewig finden, dein Name geht ins Hauptverzeichnis ein. Und kommt auch alles in den Schrott noch heut, steht unsre Liebe auf im Web erneut. p.s. Fleming ist ein toller Dichter. greetse ww"

16.04.19 - Diskussionsbeitrag zum Text  Memento Mori von  Dieter_Rotmund: "Erfreuliche Wirkung eines vorsichtigen Kommentars ohne die oft angebrachte, aber manchmal zwanghaft anmutende Heiterkeit in diesem Genre. nachdenklich. ww. Antwort geändert am 16.04.2019 um 12:45 Uhr"

22.03.19 - Kommentarantwort zum eigenen Text  Stelzvogels Seminar "Kreatives Schreiben".: "Lieber W.W., Ich trete also ein. Wie bitte? Ich höre englische Laute! Wo ich doch extra in ein Germanistik-Sem. eingekehrt bin, um diesen scheiß Anglizismen zu entkommen. Na gut. Old school. Ich hätt gesagt: wie Bergengruen. "Klingt ein bisschen wie Eugen Roth." Nee, mein Lieber. Wenn der so gedichtet hätte, säße er heute noch auf den Resten seiner Erstauflagen. "...Schaut in die Runde wie ein Autofahrer..." Ähem. Als ich letztens nachts und bei Regen unterwegs war, habe ich stur geradeaus durch die regennasse Windschutzscheibe (nicht durch die regenn. Brille) geschaut und selbstverständlich angenommen, dass die Scheinwerfer geradeaus leuchten. Und verbeugt hab ich mich auch nicht. Wäre auch, genau wie hier, überflüssig gewesen. Worin unterscheidet sich der Mensch vom Tier? Er macht Haidokus über Tiere. Okay. Stimmt. So wie diesen. Aber warum lacht der Mann darüber? Steht da nicht irgendwo, dass der Lehrer eingenickt ist? Kann die Stelle nicht mehr finden. Wahrscheinlich ist es wieder aufgewacht. Wenn nicht - platt, äußest platt! Hatte schon gehofft, dieses Lehrstück käme ohne pennenden Pädagogen aus. Dann hats eben nicht sollen sein. was willst du mir mit diesem Text mitteilen? Dass in einem Germ.Sem. Autorennamen fallen und Verse geschmiedet werden? Oder bin ich zu undedarft, um deine geheime Botschaft zu erkennen? Viell. sagst du es mir mal, möglicherw. hinter vorgehaltener Hand? Müssen ja nicht alle gleich mithören. Am Schreibstil mangelts dir nicht, du schingst eine lockere Feder. Aber am Plot. Sollte dich jemand für den LiteraturNobelPreis vorschlagen, sag ihm, ich hätte dich schon vor ihm entdeckt. Dein Stil ist nach wie vor erfrischend. Allerdings, ich weiß immer noch nicht, warum man in 1 Grm.Sem. soviel Englisch quasselt... In aller Freundschaft wunderkerze Diskurs der Kunstverständigen Kunstszene Wunderkerze: Nobelpreisverdächtig jetzt, nach meinem wohlmeinenden Eingriff in diesen Thread. Hihi. Der Tanner ist wohl doch oder doch nicht eingenickt. Was weiß man. Willibald: Dio mio! Das ist interne Fokalisation. Erlebte Rede und so was. Der pennt nicht. Die ihm bekannten Dichter sind in der Schreibsituation präsent. Weil sie - "old school" - vom saloppen Begriff "alte Schule" in seiner "Erinnerung" aufgerufen werden. Wunderkerze: Höhö, darum geht es gar nicht mehr. Einfach mal lustige Schlenker einbauen. Die Studentin könnte überlegen, welche Unterwäsche sie anzieht.... Die Studenten sind mit one-night... Willibald: (unterbricht Wunderkerze) Was soll das im Seminar jetzt? Da gibt es für das Lesersensorium in den Kranich-Haikus eine Selbstreferenz auf die gewisse Komiknähe traditioneller Features wie den Haiku ... Wunderkerze: Puh. Schon wieder sowas Englisches. Muss man nicht so eng sehen mit dem Eros, ist ja nur eine Anregung, und mich langweilt halt manches. Sex sells. Außerdem nochmal: Was soll dieses Englischzeug in einem siebten Semester Germanistik. Pöhhh. Willibald: Der genannte Typ hat sieben Semester Germanistik im Text. Und das erste Semester "Literarisches Schreiben". Sowas machen sie in Hildesheim und in Leipzig, wenn jemand schon sein normales Studium fast fertig hat. Und die jungen Leute kennen den Begriff "old school" als gängigen Begriff. "Traditionelle Literatur" oder "altbackene " "großväterliche Literatur" könnte man auch sagen, klar. Aber warum? Aus sprachpflegerischen Gründen? Literatur mit "Schnorres"? Wunderkerze: Ach was, "Schnorres". Ich ballere gerne angestauten Frust wuchtig ins gegnerische Tor. Und du übst dich breitarmig ausholend in Torwartposen. Der Neuer ist ja ja gar nicht so neu, schon 32 Jahre alt ist er. Willibald: Nun denn, jetzt also zum Osterhasen. In der frühen Phase des Christentums, als man von Assimilierung und Anverwandlung noch mehr hielt als von strikten Verboten und Abhauen der Donareiche und Verfluchung von Quellnymphen, hatten die weisen Kirchenväter akzeptable Kompromisse in der Hasenfrage gefunden. Der Mensch, immer wieder sinnlichen Begierden erliegend, im kurzen Erdendasein von zahllosen Ängsten befallen und von bösen Feinden gejagt, bis er in der Kirche sichere Zuflucht gefunden hat, im Dom des Glaubens, dem heiligen Bezirk jenseits des Profanen, äh. Ja, es gab sogar die kirchlich lancierte Vorstellung, der Hase und seine Fruchtbarkeit samt den Eiern verbildliche das wiedererwachende Leben der Frühlingsnatur, die Auferstehung aus der Mühsal des Winters - was allerdings nur ins Abendland passt. Dann allerdings auch eine zunehmende Ambivalenz. Der Hase als abschreckender Lüstling und Rammler, als vorbildlicher Artvermehrer oder einfach Wildbret mit Pfifferlingen und Rahmsoße und Pfeffer. Wunderkerze: Pfifferlinge beim Hasenbraten? Nein. Aber sonst sind wir beinander. Klare Kante und fröhliche Unbekümmertheit beim Texten und Kritisieren! Ein Chor tritt auf: Man beugt sich nicht, was uns auch droht, wir werden keine Knechte. Man bricht mit Gästen gern das Brot und wahret seine Rechte, treibt nicht mit heiligen Dingen Spott, man ehret fremden Glauben und lässt sich seine deutsche Sprach von keinem Neurer rauben."

08.03.19 - Diskussionsbeitrag zum Text  Grundsätze einer Befreiung der Literatur aus der Bedeutungslosigkeit von  Leitmotivation: "Man denke (aber) an " universalia in singulis" und begutachte dann aus der Distanz die These von der notwendigen ästhetischen Distanz mit " angemessener" Bescheidenheit. Greetse ww"

13.02.19 - Kommentarantwort zum eigenen Text  Germanisch-Tschechischer Zauber.: "Du hast slowakische Verwandtschaft? Beste Grüße ww"

13.02.19 - Kommentarantwort zum eigenen Text  Germanisch-Tschechischer Zauber.: "Gottsdonner. Der Mythos hält uns in seinen starken Armen. Beste Grüße ww"

13.02.19 - Kommentarantwort zum eigenen Text  Germanisch-Tschechischer Zauber.: "Velmi vám děkuji, drahá Lotta, za požehnání a všechno. Mäuschenerinnerungsselig ww"

12.02.19 - Kommentarantwort zum eigenen Text  Go to hell, Sergeant Snyder! (2) - Resilienzprosa 1981.: "Sehr gerne, danke. Aber bitte keine Attribute bei Willibald. Beste Grüße ww"

11.02.19 - Kommentarantwort zum eigenen Text  Go to hell, Sergeant Snyder! (2) - Resilienzprosa 1981.: "Danke für die Rückmeldung, Lothar. Und wir hören den irischen Vater, der seinerzeit sagte: "Diese Jahre werden zeigen, dass du Benjamin W. bist, ein wahrer Ire mit dem Trinkvermögen deines Vaters und der Resilienz deiner Mutter. Nimm also getrost deinen Posten ein. Schüttele, wenn es sein muss, das Faultier ab und überfordere nicht deine Milz. Sei voll Gottvertrauen und meide, soweit es geht, das Laster. Fahr nicht am Wochende nach Amsterdam." Beste Grüße ww Antwort geändert am 11.02.2019 um 21:09 Uhr"

11.02.19 - Kommentarantwort zum eigenen Text  Go to hell, Sergeant Snyder! (2) - Resilienzprosa 1981.: "Danke Dir, niemand, für die Rückmeldung. Das mit dem Deutschen ist wirklich schwierig, aber ich stöpsele halt mal das so hin: Our Monk Snyder walks up to a Döner-Vendor (Verkäufer) and says: „Make me one with all.“ "Mach mir einen mit allem/Mach mich eins mit Allem/dem All/dem Ganzen." ("me" kann im Englischen Akkusativ oder Dativ sein.) Change: Wechselgeld/Veränderung kommt aus dem Inneren. Antwort geändert am 11.02.2019 um 19:07 Uhr"

Diese Liste umfasst nur von Willibald abgegebene Antworten bzw. Reaktionen auf Kommentare zu Texten. Eigenständige Textkommentare von Willibald findest Du  hier.

 
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Willibald hat übrigens nicht nur Kommentare zu Texten geschrieben, sondern auch  3 Antworten auf Kommentare zu Autoren,  13 Antworten auf Gästebucheinträge und  70 Antworten auf Kommentare zu Teamkolumnen verfasst.

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