Alle 216 Textkommentare von Willibald
30.09.18 - Kommentar zum Text Nuntius ad certam partiam von AlexxT: "Wieso den nominativ Masc bei "quidam"? Beziehst du es auf nuntius? Kommentar geändert am 01.10.2018 um 07:06 Uhr"
30.09.18 - Kommentar zum Text Nuntius ad certam partiam von AlexxT: "Bilibaldus comiti Graeculo s.p. Man erinnere sich. Rolf Peter Sieferle wählte für seinen umstrittenen Essay-Text "Finis Germania". (Da könnte denn von ihm bei "finis" der Genitiv gemeint sein.) Und diese Konnotation rechtes Endzeit- und Lagerdenken ist charmant in der möglichen lateinischen Botschaft. ww Kommentar geändert am 30.09.2018 um 17:38 Uhr Kommentar geändert am 30.09.2018 um 17:44 Uhr"
30.09.18 - Kommentar zum Text Nuntius ad certam partiam von AlexxT: "Hm, vielleicht doch besser zwengs dem klassischen Latein den Plural "partes", ne, doch besser den Singular "factio" und dann statt "pro" nur den Dativ: pro factione...factioni? Und "finis Germaniae" (statt "mors mundi" wäre auch nicht schlecht: man denke an Rolf Peter Sieferles Büchlein... greetse ww Kommentar geändert am 30.09.2018 um 16:05 Uhr"
17.09.18 - Kommentar zum Text Am Ende von LotharAtzert: "Ich las, o Lothar, haarige, irgendwie dichte Sätze von Atzert, kraulte dabei versonnen den haarigen Nacken des schnurrenden Panthers - - mit den Augen in Deiner, den Fingern in dieser, der anderen Welt, doch beide verbunden, verschmolzen wie Wischi und Waschi und Lethe. Lichtvolle Wörter dies, nein Worte, von Willi. Frei von finsterem Grimme und Grolle. (Frei auch von Galle und Rumpel und Rempel.) Ob Totenrichter wohl mitliest? Kommentar geändert am 18.09.2018 um 11:28 Uhr"
17.09.18 - Kommentar zum Text Richtigstellung 2 - Luther von tueichler: "Tja, so schön der Interpunktionseinfall, so bedenkenswert vielleicht doch handwerkliche Schwierigkeiten, scheint mir, mit den Schnittstellen, die aber bei Komik weitgehend funktionieren müssen: Die Verhörsituation ist mit dem "hier" und dem historisch orientierten Haupttext trotz unterschwelligen Aufweichungen gegeben. Da ist halt eine Präsentation des Gliedes und seiner Beschaffenheit nur schwer zu integrieren. Bei aller Bereitschaft zu Kipplogik im Witz. Dann hat das "stehen" mit einer versuchten und missglückten Beischlafszene nur selten etwas zu tun. Da das meist in eher beschaulich-gemütlicher Liegelage sein Auskommen sucht. Die erektile Dysfunktion kann einen vielleicht schon zum Aufstehen der Verzweiflung bringen, aber doch recht oft in die/der deprimierte(n) Liegelage festnageln (sic). Umgekehrt hat "stehen" im sexuellen Frame gerade nicht die De- und Konnotation der Impotenz, ein "Steher" ist eher recht situationsmächtig und fern von Niedergeschlagenheit. Sogar die evangelische Jugend hat sich in diesem Steher-Referenzrahmen zu bedienen versucht, als sie Kondome anzupreisen versuchte, die sowohl auf Virilität wie auch auf Sicherheit im Verkehr abhoben. https://www.zeit.de/news/2017-03/17/kirche-kirche-stoppt-kondome-mit-luther-spruechen-17145406 Möglich wäre eine völlig absurde, die Nonsensekomik nutzende Vertextung, möglichst ohne jede Erwähnung des Gerichts- und Disputationsgremiums., in Monty-Python-Manier. Gleich mit einem Otto Waalkes und seinem Dänentext, so überlege ich gerade. Nun ja, greetse ww p.s. Und ein Kalauer verträgt auch nicht das ausführliche prägende Setting mittels Reichstagsanhörungsurteilsfindungsversammlung, scheint mir."
17.09.18 - Kommentar zum Text Epochentypische Gedichte. Symbolismus. Rainer Maria Rilke: Der Panther von EkkehartMittelberg: "Doppelte Optik in Rilkes Panthergedicht? Salute in die Runde der Aficionados... Nehme vergnügt von Ekkehard und James und anderen den Gedanken auf, dass der Text verdeckt und offen ein Spiel treibt, indem er Wahrnehmungen und Standorte fließend anbietet und im Panther menschliche und animalische Perspektive überlappen lässt. Ich begründe die These von der Ähnlichkeit der Situationen (innerhalb und außerhalb des Käfiggitters) vielleicht ein bisschen anders – angeregt von den klugen Gedanken meiner Vorleute. Und nicht zuletzt auf den gutgemeinten, aber nicht recht glücklichen Rat hin, den Konjunktiv in der Interpretation nicht zu vernachlässigen. Konzentriere mich dabei auf das latente lyrische Ich: einen Beobachter und Menschen vor und hinter dem Gitter. Und auf den Konjunktiv im Text ("Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe/und hinter tausend Stäben keine Welt.").. Setting und Konfiguration Im Original - man vergleiche Ekkehards Wiedergabe - gibt es einen Untertitel („Im Jardin des Plantes, Paris“) nach der Überschrift "Der Panther", der vielen vielleicht gar nicht auffällt oder nach der Lektüre entfällt. Mit dieser Lokalisation ist das setting schärfer skizziert, eine Art Zoo, natürlich auch mit botanischem Garten, eine von Menschen ausgestellte, parkähnlich bearbeitete Natur mit Mensch, Flora und Fauna. Eine Großstadt wie Paris: anskizziert metonymisch steht sie auch für Kultur und Zivilisation, vielleicht einen Höhepunkt der Zivilisation, den Ideal- und Realtypus. Darin, in dem Park und der Stadt, vermutlich ein Ich, das dem Panther zusieht und sich in ihn einfühlen kann. Der Blick und der Konjunktiv Eine besondere Art der Einfühlung ist das. Offensichtlich ist das lyrische Ich fähig, den „müden Blick“ bis ins Bewusstein des Tieres weiterzuverfolgen. Dass der Blick nichts mehr „halten“ oder „festhalten“ kann, ist wohl auf dessen Gefängnissituation zurückzuführen. Das, was sich (scheinbar) bewegt, sind die Stäbe, die nicht aufhören. Und hinter den Stäben scheint – so die Perspektive des Panthers und das lyrische Ich kennt diese Perspektive – keine Welt zu sein. Der Konjunktiv in „gäbe“, der Modus der eingeschränkten Gültigkeit, hat hier eine irreale Färbung, wir wissen, wir sind ja selber außerhalb des Käfigs, dass es sehr wohl eine Welt außerhalb der Gitter gibt. Der Konjunktiv nimmt also die Negation in „keine Welt“ zurück. Andererseits lässt sich die Einfühlung in den Panther auch als eine latente Bestätigung des Pantherblickes lesen. Ich kann mich täuschen, eine Formulierung mit „als ob“ und Konjunktiv muss nicht unbedingt eine irreale Färbung haben, es kann auch eine vorsichtige Behauptung sein, die sich an die subjektive Perspektive anbindet, die nicht unbedingt unrecht haben muss: Ein Satz wie "mir ist, als ob es keine Rettung gäbe" legt nahe oder lässt zumindest offen, dass es keine Rettung gibt. Der Konjunktiv ist sozusagen redundant. Er unterstreicht die negative Formulierung von "keine Rettung". Dort, wo wir die Passage "und hinter tausend Stäben keine Welt" so lesen, dass es sehr wohl eine Welt hinter diesen Stäben gibt, dort hat sich unsere Prämisse einer existenten Welt zum Generator der "irrealen Lesart" aufgeschwungen. Bei "Du schaust so, als ob du mich lieben würdest" ist die Liebe fraglich, aber nicht ausgeschlossen. Dass es hinter den Stäben wirklich keine Welt gibt, ist rein sprachlich nicht ausgeschlossen. Nur unser Weltwissen narkotisiert (bis zu einem gewissen Grad) diese Isotopie. Und unsere Prämisse, dass die tausend Stäbe in "Wirklichkeit" ja nicht existieren. Dazu noch ein nicht linguistisch-grammatisches, sondern ein "ethologisches" Argument: Dort, wo die Stäbe nicht mehr sind, steht latent ein beobachtendes Ich. Wenn es das Innere des Panthers kennt, dann vielleicht, weil es die Gefangenseinsituation nachempfinden kann. Klar doch: Wie kennen die ursprüngliche Heimat des Panthers, wir verstehen den Verlust der angestammten Wildbahn als Voraussetzung für die Irritation und Depression des Tieres. Das kann aber noch intensivere Gründe haben als nur die Einfühlung in eine nachvollziehbare, aber letzten Endes fremde Situation des Tieres. Der Gefangene - die doppelte Optik des Gedichtes Aber, aber, aber. Wie sicher ist die Prämisse, dass es gar keine tausend Stäbe gibt und das es eine gitterfreie Welt gibt? Antwortversuch mit einem kleinen Salto Mortale vorwärts: Das lyrische Ich schaut hinter Stäben und durch Stäbe auf eine gefangene, animalisch schöne Kreatur. Der Bewohner der Welt außerhalb des Käfigs ist vielleicht der Bewohner, in welcher man Tiere einsperrt und ausstellt, er ist aber auch gleichzeitig in seinem vitalen, seinem animalischen Kern von der Parklandschaft und der Stadt und der Zivilisation eingeengt und gefangen. Eine reduzierte, eine wenig vitale Welt. Und somit eben nicht die ursprüngliche oder "eigentliche Welt". Und ähnlich wie eine Teilunwahrheit eine Aussage falsch machen kann, ist in dieser Perspektive die uns bekannte und von uns bewohnte Welt eben "keine Welt". Und somit - diese Interpretationshypothese sei gewagt - sieht der Beobachter sein animalisches, sein vitales Ich im und mit dem Panther in einer Gefängniswelt. Damit kippt die These vom irrealen Konjunktiv plötzlich. Die vom Potentialis schiebt sich vor. Und somit sind jetzt mindestens zwei Lesarten möglich. Die Welt des Beschauers als Gefängnis und/oder kein Gefängnis. Fragt sich, ob in der letzten Strophe sich nicht auch der Beobachter im Pupillen-Bild „gesehen“ „sieht“. Einmal als ein Bildstimulus, der nicht weiter wichtig für den Panther ist und in dessen Depression versiegt. Dann weil er, der Beobachter, in einem vitalen Sinn nicht existiert, allenfalls in der reduzierten Existenz des Stadtmenschen, der sich - zweifellos auf eine sehr sensible, sehr empathische Weise im Panther einen Idealtypus von wildem Tier und Natur gönnt und sich mit „seiner“ Existenzform konfrontiert sieht. Mit der Schwundstufe von Welt unterhalb der Natur. Manche würden wohl den Begriff der "Schwundstufe" zurückweisen. Aber den gewissen Verlust mit zugestehen. Der Panther Im Jardin des Plantes, Paris Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe so müd geworden, daß er nichts mehr hält. Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe und hinter tausend Stäben keine Welt. Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte, der sich im allerkleinsten Kreise dreht, ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte, in der betäubt ein großer Wille steht. Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille sich lautlos auf-. Dann geht ein Bild hinein, geht durch der Glieder angespannte Stille - und hört im Herzen auf zu sein. von Rainer Maria Rilke Aus: Neue Gedichte (1907) P.S. Hier ein bisschen Material zum Aufschlusswert von "als ob" + Indikativ "als ob" + Konjunktiv I "als ob" + Konjunktiv II Auch die literarische Qualität des Grass-Werkes kritisierte Kempowski: Die paar Ausschnitte, die er gelesen habe, finde er "bieder und altmodisch - so, als ob die Zeit an ihm vorübergegangen ist und es Arno Schmidt nie gegeben hätte". (Quelle: Der Spiegel ONLINE) Mit Blick auf die Scheingesellschaften hatte Bass schon im Februar 2000 in einem Memo an Andersens Enron-Team geschrieben: "Es sieht so aus, als ob die ganze Sache keine Substanz hat". (Quelle: Der Spiegel ONLINE) (habe?, hätte?) Italienischer Fußball wirkt derzeit wie in die dunklen Sechziger Jahre des Catenaccio zurückgefallen, so als ob man Ferraris kauft, um mit ihnen durch verkehrsberuhigte Zonen zu tuckern. (Quelle: Der Spiegel ONLINE) Es komme ihm vor, als ob die "Reise zwischen Alltagsleben und Kunst auf einer Möbiusschleife stattfindet". (Quelle: Der Spiegel ONLINE) Herren Anfang sechzig stehen auf den Stühlen und recken die Fäuste empor, dauergewellte Mitdreißigerinnen zappeln wie von der Spinne gestochen, biedere Schwaben johlen, als ob die Welt morgen zu Ende ginge. (Quelle: Der Spiegel ONLINE) Doch auch hier werde so getan, als ob dies möglich wäre: "Es gibt einen Paragrafen über Abgeordnetenkorruption, der so speziell formuliert ist, dass er niemals zur Anwendung kommen wird." (Quelle: Der Spiegel ONLINE) "In Italien ist es so, als ob Leo Kirch in Deutschland Bundeskanzler wäre", kommentieren Beobachter die Stellung Berlusconis. (Quelle: Der Spiegel ONLINE) Was Kaweh Niroomand, dem Manager des Volleyball-Bundesligisten SC Charlottenburg, nach drei Jahren gemeinsamer Arbeit zur Trennung von Trainer Brian Watson einfiel, klang nicht so, als ob da ein schwerwiegender Verlust zu beklagen sei. (Quelle: Der Spiegel ONLINE) Und die singen und spielen die beiden mit so viel feinem Humor, komischem Pathos oder - je nachdem - zurückhaltendem Ernst, dass die Zuschauer im wenig gefüllten Saal bald lachen oder gebannt mitfiebern, als ob sie die Geschichten miterlebten. (Quelle: Der Spiegel ONLINE) Und als ob diese Oase an sich nicht schon Wunder genug wäre, sonnt sich ganz oben auf den Felsen noch ein mümmelndes Murmeltier, ein Viscacha. (Quelle: Der Spiegel ONLINE) Also: In der deutschen Grammatik sind selbst explizite Konjunktivsätze (Konjunktiv II) mit als ob/wie wenn nicht notwendig mit der Irrealis-Lesart verknüpft. Vielmehr liegt so etwas vor wie ein hypothetischer Vergleichssatz: Er sieht so aus, als wäre er krank/wie wenn er krank wäre. (Buscha 1995, S.14) Max war knallrot im Gesicht - als ob er sich furchtbar aufgeregt hätte. (Oppenrieder 1991, S. 364) In diesen beiden Sätzen ist keineswegs ausgeschlossen, dass eine Krankheit vorliegt, beziehungsweise eine heftige Aufregung. Salute und Valeat an den geneigten Leser willibald wamser Kommentar geändert am 18.09.2018 um 11:25 Uhr"
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