Machtstrategien: vergiftete Komplimente
Betrachtung zum Thema Schwäche
von dubdidu
Kommentare zu diesem Text
hm. Ich verstehe die Argumentation. Ich kann mir jedoch Situationen vorstellen, in dem beide Personen sich der ironischen Bedeutungsebene solcher Sätze bewusst sind. Beide würden wahrscheinlich darüber lachen. Der eine weil er eine ironische Spitzfindigkeit losgeworden ist, der andere der sie aufgenommen hat, diese seine Schwächen kennt und deshalb über sich selbst lachen kann - würde wohl mitlachen. Voraussetzung ist hier das Verständnis von der Handhabe der Ironie als führende Feder des ausgesprochenen Gedanken.
Abgesehen von diesem Ausnahmefall stellt deine Beobachtung die Regel, die, wenn die Person schon Belohnungen verteilt in Form von Komplimenten, möchte sie sich durch den hinzugefügten Stich, der unterschwellig schwingt, im Rahmen der Schadensfreude sich selbst belohnen. Dies muss nicht bewusst erfolgen, sondern erfolgt oft arbiträr; der Einfluss auf die Gedanken und damit auf das beobachtbare und die entsprechende Interaktion mit dem Beobachteten - kann auch auf ein insgesamt gesellschaftliches Problem hin deuten, wenn dies in vielen Haushalten oder unter Freunden vermehrt auftritt und nicht in Einzelfällen.
Abgesehen von diesem Ausnahmefall stellt deine Beobachtung die Regel, die, wenn die Person schon Belohnungen verteilt in Form von Komplimenten, möchte sie sich durch den hinzugefügten Stich, der unterschwellig schwingt, im Rahmen der Schadensfreude sich selbst belohnen. Dies muss nicht bewusst erfolgen, sondern erfolgt oft arbiträr; der Einfluss auf die Gedanken und damit auf das beobachtbare und die entsprechende Interaktion mit dem Beobachteten - kann auch auf ein insgesamt gesellschaftliches Problem hin deuten, wenn dies in vielen Haushalten oder unter Freunden vermehrt auftritt und nicht in Einzelfällen.
Ich glaube, es ist nicht so schwierig, Ironie von Machtgehabe zu unterscheiden, auch wenn es einigermaßen üblich ist, Machtgehabe unter einer scheinbaren Ironie zu verdecken.
Das sehe ich nicht so. In Deiner Deutung kann man jede Kritik als Sich-über-jemanden-Stellen und Machtgehabe verstehen. Was in einem gewissen Sinne sogar zutreffen mag.
Das vergiftete Kompliment ist eine geistreiche, ironische Form von Kritik. Nicht so plump.
Die Grenze zur Beleidigung ist fließend, und in manchen Fällen ist die Beleidigung auch gar nicht mehr verdeckt. So etwa in diesem, den ich einmal gehört habe: "Gut siehst du aus! Bist du schon lange tot?"
Kommunikation ist so herrlich vielfältig, und wenn sie Machtstrukturen spiegelt, dann ist das so, weil es diese gibt. Schade, richtig schade ist es um die Sprache selbst vor allem dann, wenn sie zu keiner Verständigung führt, wenn man aneinander vorbeiredet. Beim vergifteten Kompliment ist das nicht der Fall.
Übrigens: Guter Text! Jedenfalls der Teil, den ich verständlich fand.
No hard feelings!
Das vergiftete Kompliment ist eine geistreiche, ironische Form von Kritik. Nicht so plump.
Die Grenze zur Beleidigung ist fließend, und in manchen Fällen ist die Beleidigung auch gar nicht mehr verdeckt. So etwa in diesem, den ich einmal gehört habe: "Gut siehst du aus! Bist du schon lange tot?"
Kommunikation ist so herrlich vielfältig, und wenn sie Machtstrukturen spiegelt, dann ist das so, weil es diese gibt. Schade, richtig schade ist es um die Sprache selbst vor allem dann, wenn sie zu keiner Verständigung führt, wenn man aneinander vorbeiredet. Beim vergifteten Kompliment ist das nicht der Fall.
Übrigens: Guter Text! Jedenfalls der Teil, den ich verständlich fand.
No hard feelings!
Antwort geändert am 24.07.2025 um 13:14 Uhr
So tolerant, dass ich vergiftete Komplimente für geistreich hielte, wäre ich auch gerne! Es muss an meiner eigenen Leichtgewichtigkeit liegen, dass mir Abwertungen als Mittel der Selbstaufwertung stets plump und durchschaubar erscheinen.
Siehst Du, das war doch schon ein vergiftetes Kompliment! Geht doch. Dabei habe ich nichtmal den Eindruck, daß hier eine Machtstruktur im Spiel ist.
Aber nochmal, und das ist mir wichtig: "Abwertung als Mittel der Selbstaufwertung", das kann man jeder Art von Kritik attestieren.
Selbstverständlich ist das vergiftete Kompliment eine Art von Kritik. Aber was jeder Kritik eigen ist, kann ja nun nicht das speziell Schlimme an ihr sein.
Ich ziehe es vor, sie als geistreiches (weil doppelbödiges) Spiel anzusehen. Im Idealfall - ich meine mich an literarische Schilderungen zu erinnern - findet sie sogar als gepflegte Bosheit unter Gleichgestellten statt
Aber nochmal, und das ist mir wichtig: "Abwertung als Mittel der Selbstaufwertung", das kann man jeder Art von Kritik attestieren.
Selbstverständlich ist das vergiftete Kompliment eine Art von Kritik. Aber was jeder Kritik eigen ist, kann ja nun nicht das speziell Schlimme an ihr sein.
Ich ziehe es vor, sie als geistreiches (weil doppelbödiges) Spiel anzusehen. Im Idealfall - ich meine mich an literarische Schilderungen zu erinnern - findet sie sogar als gepflegte Bosheit unter Gleichgestellten statt
Lach usw ich bin auch erst sehr wenigen Menschen begegnet, denen das bewusst genug ist. Weil einfach mal per se davon auszugehen, dass Graeculus‘ Antwort frei davon ist, nun ja, wäre ganz im Sinne des Textes oder? Lach, es gab Zeiten, da nannte man sowas Teufelskreis, lustiger Tag heute mit durchwachsenen Texten
das kann man jeder Art von Kritik attestieren.
Dance, ich finde, Graeculus hat ja hier keine vergifteten Komplimente gemacht, er hat sie exemplifiziert. Dadurch fehlt die manipulative Qualität.
Verstehe, ich ging mehr von Kommunikation im allgemeinen aus, dir ging es mehr um eine spezifische Form derselben.
Ah, ok, danke für die Klärung!
Fraglich ist, ob sich die Person dessen bewusst ist, dass sie sich machtstrategisch verhält. Handelt es sich um kühle Manipulation oder einen verzweifelten Versuch, den Kopf über Wasser zu halten?
Sonst genügt es, autenthisch zu bleiben, dann strahlt die üble Absicht auf den Adressaten zurück. Odr?
Ich nehme es so wahr, dass Manipulation ein Ausdruck von Entfremdung von der Fähigkeit ist, die eigene Not als solche spüren zu können.