Vorrede
Ich verwende in diesen Zeilen
das generische Maskulin
ich meine damit ALLE
und weil's mir lesbarer schien.
Caput I
Im Jahre fünfundzwanzig war's
der Monat war gekürzt
da wurde ein neuer König gekrönt
der alte hat sich selbst gestürzt.
Der alte König war klein und verhuscht und
trotz Doppelwums, Machtwort und Phrasen
kamen aus seinem Herrschermund
nur farblose Seifenblasen.
Der neue König hieß Friedrich, nicht groß,
sondern kam lang und von rechts gepoltert
mit Fanfarenklang und lautem Getön'
und ist bei der Krönung gestolpert.
König Olaf kam auf das Altenteil und
durfte acht Knappen anheuern
die schreiben ihm Reden und fahren ihn aus
bezahlt von des Volkes Steuern.
König Friedrich dagegen schenkte dem Volk
fünfhundert Milliarden Gulden
aber das war kein Vermögen, das waren doch
fünfhunderttausend Millionen Schulden.
Caput II
Nun suchte man im ganzen Reich
in allen Ständen und Gilden
und auch in den Parteien Leut'
um eine Regierung zu bilden.
Übrig blieben zweieinhalb Parteien,
die hatten gut gelernt
und vorsoglich aus ihren Wappen
das „C“ und das "S" schon entfernt.
Man suchte sehr schnell und war sich bald einig
und fand sechzehn neue Minister,
manche von ihnen kamen sogar
aus dem Kreise der Philister.
Vizekanzler und Herr der Finanzen
wude ein Mann der PeDe
der schüttet die vielen Gulden aus wie Frau Holle im Winter den Schnee.
Er ist sehr bemüht um sein Tun und Gewerke
denn es hat ihm noch niemand verklickert:
Der Schnee ist nur Wasser und sehr schnell
im Nirgendwo versickert.
Der Mann für die innere Sicherheit
kam aus dem Reich Bayern, kaum kompetent
denn er hat in vorigem Amte schon
die Kleinkutschenmaut völlig verpennt.
Deshalb hat er nun eine neue Passion:
Grenzschließungen, laut und enthemmt;
Es wär' besser,, er beschränkte sich
aufs Geodatenmanagement.
Auch für Energie und Digitales
fand man zwei adäquate Minister
entschlackte damit die Bürokratie
und umging das Lobbyregister.
Keine Anmeldung mehr, keine Transparenz.
keine Offenlegung sowieso,
nicht mehr wie früher durch die Hintertür,
geh'n die beiden jetzt von vorn ins Büro.
Ein Relikt überlebte aus Olaf's Zeit:
der wack're Boris ist
kriegstüchtiger Feldherr noch immer
ganz oben auf seinem bellizistischen Mist.
Nicht vergessen darf man den zweiten Mann
im Staat : Es ist eine Frau,
dezidiert designiert vom König,
nur warum, weiß keiner genau.
Vielleicht weil ihr Thymos schwarz ist.
die Lippen rot, das Haar golden.
Die Farben der deutschen Fahne.
Oder wollte man sie nur ordentlich besolden.
Pausa
zum Erholen und Mutfassen
mein Lieblingsgedicht von Heinrich Heine
Das Fräulein stand am Meere
Und seufzte lang und bang,
Es rührte sie so sehre
Der Sonnenuntergang.
Mein Fräulein! sein Sie munter,
Das ist ein altes Stück;
Hier vorne geht sie unter
Und kehrt von hinten zurück.
Caput III
Es sitzen um den König herum
noch drei andere Bünde, die klagen
und können parlieren, wie sie woll’n.
und haben doch nichts zu sagen.
Die Drei tragen farbige Wappen
grün und rot und blau gefärbt.
Das Blau müßte eigentlich braun sein
vom Tausendjährigen Reich geerbt.
Die Grünen sind schon lange verdorrt
samt ihren Sonnenblumen.
Sie stricken auch keine Pullover mehr
und bekommen nur noch Krumen.
Sie ließen sich einst fotografieren
vor Plakaten gegen den Krieg.
Dann kauften sie bei Rheinmetall
Waffen für den Sieg.
Die Roten sind nun wieder rot,
sie waren eine Zeit vordem
von einer Dame regieret,
die war sehr vornehm und schön.
Sie trug gerne rote Roben,
das war ihr einziges Rot
bis sie den braunen Gesellen
die Hand zum Kusse bot.
Die Braunen sind zwar von gestern,
jedoch sehr laut und erfolgreich.
Sie verfolgen beharrlich ihr großes Ziel:
Zurück ins Dritte Reich.
Fatal ist mir das Lumpenpack,
Das, um die Herzen zu rühren,
Den Patriotismus trägt zu Schau
Mit allen seinen Geschwüren.
Den vorigen Vers schrieb Heinrich Heine
vor zweihundert Jahren wurde der schon zensiert.
Jetzt bin ich in Spannung, ihr tumben Zensoren,
ob ihr wieder mit schwarzer Tinte schmiert.
Caput IV
Aber einerlei, wer grade König ist
oder seine Minister und Schranzen;
sie sind die Hampelmänner nur
von den Akteuren der Depandancen.
Das sind die Palazzos aus Marmor und Glas
rund um den Reichstagssaal
mit ihren Beratern und Lobbyisten,
schier unendlich ist ihre Zahl.