Caput IX

Gedichtgedicht

von  Hannes

Dieser Text ist Teil der Serie  Teutschland - Ein Heinrich Heine Albtraum

Caput IX

Ich atmete tief die milde Luft,
frühmorgens war ich noch allein.
Doch im ersten Biergarten schon
kehrte ich durstig ein.

Das war die „Harlachinger Einkehr“,
das Gasthaus „Menterschwaige“ sodann,
ich war schon etwas fröhlich,
als ich in „Hinterbrühl“ ankam.

Der nächste Halt war die „Waldwirtschaft.“
Da spielt man nachmittags Jazz.
Zur Musik gab es dann schon wieder
einen Liter dunkelgebrauten Schatz.

Oder zwei, ich wurde schön müde,
saß lang über dem Fluss ohne Hast,
bat den Wirt mit schwerer Zunge
um Logis als Nächtigungsgast.

Am nächsten Morgen ging's weiter
mit munterem, fröhlichem Schritt.
Ich nahm mir gegen die trockene Kehle
noch ein, zwei Halbe mit.

Ich kam bis zum Georgenstein,
dem gischtumtosten Felsen im Fluss.
Da schaute ich etwas seltames,
von dem ich berichten muß :

Auf dem Felsen saß Jungfer Europa und träumte
von Frieden und Einigkeit.
Ich hab’ sie geweckt. Sie war überrascht:
Rundum nur Kriege und Selbstsucht und Streit.

Sie hatte Jahrzehnte geschlafen
und das mit offenen Augen.
Als sie noch ein junges Ding war,
hegte man Hoffnung, sie könnte was taugen.

Da schaffte sie mit Schwung und Elan
Französchen und Deutsche als Freunde herbei,
auch die kleinen Beneluxer
waren euphorisch bei allem dabei.

Sie erschuf auch die Montanunion,
grub nach Kohle und Eisen für Stahl.
Thyssen-Krupp und RAG fanden es prächtig,
für viele war es nur Plage und Qual.

Es rauchte und stank aus den hohen Schloten.
Unter Tage malochten Tausende Kumpel
mit gutem Lohn, aber kurzem Leben.
Die Staublunge  blieb auch lange im Dunkel.

Der Gewinn der Konzerne stieg steil nach oben.
Gastarbeiter kamen von fern und nah
aus Italien und der fremden Türkei.
„Nur für ein paar Jahre“, doch sie blieben dann da.

Das war Jungfer Europa’s größtes Geschenk,
denn bald gab’s hier Pizza und Döner.
Nicht nur Eisbein mit Sauerkraut.
Und der Urlaub dort billiger, schöner.


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Kommentare zu diesem Text


 harzgebirgler (23.09.25, 13:12)
es braucht seine zeit zu verdauen
das blinde lädierte vertrauen
doch europa wird's letztlich schon packen
und ihr'n corpus nachhaltig entschlacken.

 Moppel (23.09.25, 20:38)
ähm....

 TassoTuwas (24.09.25, 09:41)
Oh Hannes,
ich hab mal zusammen gerechnet.

Auf Wiesn-Preisen basierend hast du in zwei Tagen ein ganzes Bürgergeld versoffen!

Aber a Gaudi woas
LG TT

 Hannes meinte dazu am 24.09.25 um 10:33:
Grias di, TT !
Gaudi nur bis zum Georgenstein, jetzt wird's dann heftig.
Aber man gönnt sich ja sonst nix.
Außerdem:
Man kann das Leben nur ertragen betrunken oder als Clown.
Ich hab' mich für beides entschieden.
Der
Hannes
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