Von wegen Pech

Geschichte zum Thema Glück

von  Omnahmashivaya

Da stand sie nun am Bahnhof, wie bestellt und nicht abgeholt, schmollend und mit einer dicken Erkältung.
Der blöde Zug hatte mal wieder Verspätung, wie so oft.
Während sie ins Bergische Land zu ihren Eltern fuhr, um dort die Ostertage zu verbringen, würden ihre Freunde und Freundinnen ihr Unwesen auf netten Partys treiben. Sie hatte sich so auf die freien Tage gefreut, wollte wieder feiern und leben, aber nun machte ihr die Erkältung und der Stapel Lernkram einen Strich durch die Rechnung. Aber das war ja nichts Neues. Es passierte ja immer irgendetwas Unangenehmes, wenn freie Tage oder interessante Veranstaltungen vor der Türe standen. Damit hatte sie sich so langsam aber sicher abgewöhnt. Fettnäpfchen pflasterten ihren Weg, das würde sich wohl nie ändern.
Als der Zug endlich kam, stieg sie ein und setze sich ans Fenster. Ir Blick schweifte über die vorbeiziehende Landschaft und sie dachte über alte Zeiten nach, als die Welt noch in Ordnung war. was heisst in Ordnung. Aber damals war sie einfach glücklicher. Weniger Stress, weniger Arbeit, weniger Ärger. Ein richtig schönes Leben war das.Damals...
Aber nun vegetierte sie als Workaholic und Powerstudentin dahin. Erfolg ist immerhin auch etwas, dachte sie sich. Nur hoffentlich würde sie den auch mal haben...
Sie dachte so über ihr Leben nach, über das, was schon schief gelaufen war, dachte an ihren Traumprinzen, der sich am Wochenden wohl wieder eine neue Perle erobern würde, während sie röchelnd wegen der Erkältung im Bett liegen würde. Sie war wütend und ärgerte sich, dass nichts lief, wie sie es gern gehabt hätte. Jetzt setze sich auch noch ein Schalke Fan zu ihr in den Vierersitz. Hätte er nicht so eine Fahne gehabt und vor sich hingegröhlt, hätte sie ihn geduldet. So ging das aber absolut nicht. Sie wechselte einfach den Platz und setze sich ein Abteil weiter in den Wagon. Noch nichtmals seine Ruhe hatte man. Nach einigen Station setze sich ein junger Mann zu ihr und musterte sie. Fast wäre sie ausgerastet, was es denn so zum glotzen gäbe. Da fiel ihr plötzlich das Lächeln des jungen Mannes auf. Mit großen rehbraunen Augen schaute er sie an. Eine Locke fiel ihm dabei ins Gesicht. Alex! Auch das noch. Nervös rutschte sie auf dem Sitz herum, spürte wie ihr die Röte ins Gesicht stieg und quetschte ein "Hallo" heraus. Alex war ihre erste große Liebe. Sie hatte ihn Jahre nicht gesehen, weil er nach München gezogen war. Nun wollte er, so wie sich das anscheinend gehört, seine Eltern im Bergischen Land besuchen und saß nun zur gleichen Zeit am gleichen Ort. Gutes Timing. Jahrelang hatte sie gehofft ihn mal wiederzu sehen, weil sie ihn nie ganz vergessen konnte. Leider war sie damals viel zu schüchtern. Das hatte sich zum Glück über die Jahre geändert und nach einer kurzen Aufwärmphase konnte sie auch jetzt wieder munter drauflos schnattern. Natürlich verging die sonst so lange Zugfahrt wie im Fluge. Er fragte sie ob sie zum Osterhasenball käme, aber sie konnte ja leider nicht zusagen. Sie ärgerte sich schon wieder über ihre Erkältung. Mit ihrer rot angelaufenen Nase glich sie wohl eher einem skandinavischem Rentier, als einer jungen Dame von 24 Jahren. Nichts desto Trotz, sie tauschten ihre Handy- und ICQnummern aus und gingen am Bahnhof getrennte Wege. Sie konnte es immer noch nicht ganz fassen, Alex endlich wiedergesehen zu haben. Das machte das üble Wochenende wett, bügelte das vollkommen aus.
Sie hatte richtig gute Laune. Selbst ihr Traumprinz schrieb ihr eine SMS, aber das war ihr so gut wie egal. War sicherlich eh nur einer freundlich gemeinte Standart SMS, die er Jeder schrieb. Das hatte sie doch gar nicht nötig... Nach halbwegs schönen Ostertagen fuhr sie wieder nach Hause. Immerhin riefen Studium und Arbeit. Sie chattete jedoch jede freie Minute mit Alex und er saß am darauffolgenden Wochenende im Flieger zu ihr. So hatte das verschnupfte frustrierte Lernwochenende auch richtig gute Seiten. Immer wenn man nicht damit rechnet, läuft einem das Glück über den Weg...

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Kommentare zu diesem Text

bauxta (28)
(14.04.06)
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 NormanM. (06.07.09)
Schön, wenn alles so eine wendung hat. So ein glück hätte ich auch mal gern.

Lg Norman
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