Abgeschoben

Gedicht zum Thema Alter

von  Martina

Mutter, ich weiß,
ich hab' für dich kaum Zeit,
schau mich nicht so traurig an,
der Weg ist auch ziemlich weit,
ich tu doch schon, was ich kann.

Aber schau,
dir geht's doch gut hier,
dein Zimmer ist doch schön groß,
hier ist immer etwas los.
Meine Güte, es ist schon wieder vier!

Du verstehst,
die Arbeit raubt mir alle Kraft,
und dann helf ich noch meiner Frau,
die mit den zwei Kindern,
auch nicht grad' das meiste schafft.

Aber dir geht's doch gut,
du wirst versorgt,
die Pfleger sind so nett,
sie bringen dir das Essen,
und machen dir dein Bett.

Ich könnte es auch nicht besser machen,
so, ich muss gehn,
muss nach dem Rechten sehn.
Könntest du zum Abschied
nicht wenigstens versuchen etwas zu lachen?

Hoffentlich werde ich nicht so,
wie es bei dir und Papa war,
alte Menschen
werden im Alter
schon recht sonderbar.


Anmerkung von Martina:

...dieses Gedicht gewann mit beim Acheron Lyrikpreis...

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Kommentare zu diesem Text

steinkreistänzerin (46)
(19.04.06)
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Nunny (73) meinte dazu am 19.04.06:
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 Martina antwortete darauf am 19.04.06:
Ja, das wäre echt traurig, liebe Nunny...aber wer weiß, was noch auf uns zukommt...Lg Tina
altma14 (85) schrieb daraufhin am 30.12.06:
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 BrigitteG (19.04.06)
Hm. Ich sehe das etwas anders, Martina. Ich verstehe schon, was Du sagen willst, aber ich denke an andere Aspekte:

die meiste häusliche Pflegearbeit wird heutzutage von Frauen durchgeführt, ein Großteil dieser Frauen reibt sich auf, steht rund um die Uhr zur Verfügung, und der Anteil an Depressionen bei pflegenden Frauen ist nach durchgeführten Untersuchungen erschreckend hoch. Das ist das eine.

Das andere: wenn ich mich früher schon gut mit meinen Eltern verstanden habe, dann würde ich vielleicht freiwillig pflegen, ich weiß es nicht. Aber - ganz hart gesagt, ich habe mir meine Eltern nicht ausgesucht (im Gegensatz zu meinem Partner). Ich habe die Verpflichtung, mich um meine Eltern zu kümmern, wenn sie alt sind, aber gibt es eine Pflicht zur Liebe?

Konkret gesagt: mein Vater ist seit Jahren demenzkrank und im Altenheim (100 km entfernt, in dem Ort, in dem ich aufgewachsen bin). Sein Charakter war vor der Demenz sehr rechthaberisch, intolerant, dogmatisch, und er ging damit allen Verwandten auf den Geist. Ich hätte mit ihm schon damals, als er noch gesund war, niemals in unserer Wohnung zusammenwohnen wollen. Warum soll ich verpflichtet sein, ihn jetzt zu pflegen? (Ganz abgesehen davon, dass ich 40 Stunden die Woche außer Haus arbeite) Ich sorge dafür, dass er alle Versorgung und ärztliche Versorgung im Altenheim bekommt, die er braucht, er wird dort nicht vernachlässigt, es sind freundliche Räume, ich mache seine Abrechnungen mit der Krankenkasse und gelegentlich besuche ich ihn (auch wenn ein Gespräch kaum noch möglich ist).
Und deswegen fällt mir so viel ein zu Deinem Text. Liebe Grüße, Brigitte.

 Martina äußerte darauf am 19.04.06:
Liebe Brigitte...das mit deinem Vater kann ich schon verstehen, würde es wohl nicht anders machen. Mit diesem Text, meinte ich hauptsächlich die. wo die Eltern alles für die Kinder taten, und die Kinder sich eben nicht so gut drum kümmern. Ich hoffe einfach, das meine Kinder sich um mich kümmern werden, so wie man es sich wünscht. Aber sicher kann man sich ja nie sein. Ach ja, wir werden sehen..bis dahin habe ich hoffentlich noch eine Menge Zeit Und du auch Lg Tina
SweetAngel (28)
(15.05.06)
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