Das Bild im alten Weiher

Monolog zum Thema Wahrheit

von  Martina

Jetzt schaute sie schon geschlagene 30 Minuten auf die Wasseroberfläche dieses alten Weihers. Es herrschte Windstille, so dass sich alles ganz glatt darin spiegelte. Die ganze Welt!

Sie erkannte die Bäume mit ihren bizarr geformten Ästen und die wandernden Wolken. Seltsame Gebilde wurden von ihnen erschaffen und in den Weiher gekippt. Man könnte meinen, der Himmel läge ihr nun zu Füßen. Auch ihr zartes Gesicht konnte sie sehr gut erkennen. Dennoch, sie fühlte sich selber fremd. Wer konnte ihr schon was über sich selbst verraten? Die Männer gaben ihr Komplimente. Fanden sie hübsch und sexy. Aber das sagten sie auch zu solchen, die es in ihren Augen gar nicht waren. Es diente doch nur dem Zweck, ihnen in die Hände zu fallen. Nein, ihnen konnte sie nicht trauen. Und die Frauen? Die sagten nie etwas. Wahrscheinlich war sie nur eine Konkurrenz, denn sie erntete stets kühle, abwertende Blicke.

Doch wo konnte sie jenes finden, das keine Gestalt besaß, alles was man nicht fassen und sehen konnte? Wo war all das innere Gut, das man nicht sichtbar nach aussen kehren konnte?
Deshalb stand sie hier am Weiher, und besah sich ihr Spiegelbild bis ins kleinste Detail. Aber es sagte ihr nichts. Es war nichts weiter als ein Bild. Ein Bild, welches sie nicht mal sonderlich berührte. Etwas, an dem sie einfach achtlos vorüber gehen würde, wenn es ihr irgendwo anders begegnen würde. Der Gedanke erschreckte sie... Genauso musste sie doch auch auf andere wirken, oder nicht?!
Wütend warf sie einen Stein in das Wasser! Nun konnte sie nichts mehr erkennen. Alles war verzerrt, wie das Bild, was sie selbst von sich hatte. In diesem Moment zeigte ihr das Wasser die Wahrheit, nach der sie suchte.

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Kommentare zu diesem Text

Deadman (28)
(22.01.07)
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 Martina meinte dazu am 22.01.07:
Ich war schon mutig ihn in drei Absätzen zu teilen...Wie hättest du ihn geteilt? Und wo? Bin gespannt...grins. Ach ja...und *Danke* für das Kompliment ) Tina
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