Verlockung des Selbst

Prosagedicht zum Thema Zerrissenheit

von  Mondsichel

Schlummernd liegst Du im Angesicht der Schatten,
blick auf Dich nieder und denke an Deine Seelenspiegel.
In denen vor sehr langer Zeit ich versunken bin,
als ich mich in mir selbst verloren hatte.
Du hast mir Deine Hand gereicht in diesen Tagen,
so leuchteten meine Meere leer und leblos in die Welt.
Und aus ihren Sternen funkelte Dein düsteres Lächeln,
welches bleich mein Angesicht verzückte.

Du kamst über mich, wie die kalte Einsamkeit des Selbst,
in den Zwischenwelten verweilte ich und blickte zu Boden.
Das Leben lief wortlos mit der Zeit an mir vorbei,
doch ich spürte nur noch Deine Nähe, Dein Verlangen.
Spürte nicht mehr den Schlag Deiner scharfen Krallen,
die meine Seele längst als Gewand geschneidert hatten.
Für den Abgrund in mir, für Deine Erscheinung,
die zu meinem Ich geworden war.

Ich habe Dich geliebt wie niemand anderen zuvor,
denn Du warst der weise Rat in meinen Gedanken.
War Deine Aura auch düster und voller Gefahren,
ich habe mich Dir vollkommen hingegeben im Zweifel.
Ich gab alles für Dich auf was mir gehören sollte,
nur stumme Schreie pulsierten noch in weiter Ferne.
Und als Deine Hand sich schließlich gegen mich erhob,
genoss ich den Schmerz der mir sagte das ich noch lebte.

Völlig Deiner Kontrolle unterworfen vegetierte ich,
mit zerfetztem Angesichte in meiner Dunkelheit.
Überließ Dir das Denken, das Reden und das Handeln,
nur meine Träume malten sich noch in die Schatten.
Bis eines Tages leise das Licht an meine Tür klopfte,
um mir Dein wahres Angesicht zu offenbaren.
Das mehr einem Tiere als meiner Selbst glich,
und tiefer mir die Zähne in den Nacken stieß.

Ich weiß, Du hattest noch niemals Schmerz verspürt,
doch in jenem Augenblicke warst Du verletzlich.
Als den Spiegel ich vor Dein Angesichte hielt,
und wimmernd Dich in Ketten zu Boden zwang.
Das Lied der Unendlichkeit schläferte das Dunkel ein,
denn zerstören konnte und wollte ich Dich einfach nicht.
Noch immer liebte ich Dich, mein zweites Gesicht,
eine schmerzvolle Liebe, ein Verhängnis der Zeit.

Doch weiß ich, im Schlummer liegt das Erbarmen,
bis zum Tage, wo wir beide neu geboren werden.
Deine Verlockung ist zu groß, als das ich ewiglich,
Deiner sehnsuchtsvollen Liebe wiederstehen könnte.
Ich kann nicht mit, aber auch nicht ohne Dich sein,
sanft streichle ich über Dein bleiches Angesicht.
Und während die Schatten mir langsam schwinden,
küss ich Dir das Erwachen auf Deine Lippen...

(c)by Arcana Moon

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Kommentare zu diesem Text


 franky (13.08.07)
Hey liebe Arcy,

"Und während die Schatten mir langsam schwinden,
küss ich Dir das Erwachen auf Deine Lippen..."
Wunderschöne Gedanken in deinen Zeilen.
Liebe Grüsse in eine neue Woche
von
Franky:-)
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