Ein Satz vom Atmen

Innerer Monolog

von  Traumreisende

Und wieder ist es da, dieses wärmende Gefühl, welches aus dem Nichts heraus aufsteigt und erinnert, an Vertrautes, an Bilder, die sich mit Leben füllen, mit wissendem Leben, weißt du, dieses Gefühl dort genau in diesem Bild so eine Art Insel zu haben, auf der wir durchaus stranden können, ohne das etwas zusammenbricht, oder wo ein Weiterexistieren fraglich wird, nein eher so ein Gefühl an diesem Ort besonders tief zu sich selbst zu finden, auf unserer Suche, unserem ewigen Hin und Herschaukeln, in so einer Art kleinen Nussschale auf offenem Ozean und letztendlich ist das tägliche Tasten durch den Tag wie eine Nussschalenfahrt und dabei haben verdammt wenig Menschen darin Platz, denn wir machen uns oft ziemlich dick mit dem eigenem Anspruch an Leben und eben diesem Suchen und vor allem der Bedeutung davon, als ob wir uns damit hochheben und Segel blähen könnten, die uns schneller machen, oder anders, ja vor allem anders, irgendwie scheint die Norm immer einen Zug zu eng zu sein, unpassend für die eigenen Ansprüche oder die Fragen, die wir an das Leben stellen, dieses permanente Rattern und Hinterherhetzen, dem wir uns täglich wieder aussetzen und nicht merken, dass wir alles selbst gewählt haben in unseren Tatendrang, der immer diese Ziele fixiert, die Meilen vor uns sind und denen wir mit zusammen gekniffenen Augen entgegenstarren, anstatt offenen Blickes über den Moment des Atemzuges zu staunen, der sich fast devot immer wieder in uns ausbreitet, der nicht schreit, sieh, ich bin dein Atem, ich bin dein Motor, nein, der einfach ist, solange ist, bis seine Uhr abgelaufen ist, als ob es einzig der Letzte wäre, der aus seiner Selbstverständlichkeit hervorgeht, wie stellvertretend für alles Nichtbeachtete, nicht nur das Atmen, sondern all die Dinge außerhalb des Ratterns, die dann Dimensionen bekommen, die weit entfernt der wahren Konturen liegen, weil uns der Blick fehlt, der nicht durch Zukunftsgedösel, oder Vergangenheitsbewältigung verzerrt wird, wie eben diese Insel, oder dessen, was uns an sie erinnert, oder an den Auslöser, der vielleicht ganz nah steht, als wären wir weitsichtig und für die Dinge und Gefühle des Augenblicks schon so blind, dass wir uns vielleicht erst einmal an ihnen stoßen müssten, um sie wahrzunehmen, aber anstatt hinzusehen, was den Schmerz verursacht hat, entfachen wir diesen lieber wieder wie ein riesiges Banner, um zeigen zu können, wie sehr wir leiden, wieder wir, wer auch sonst, so laut und so Wellen schlagend, dass niemand mehr unser Stoßobjekt beachtet, denn Schmerz ist doch was, groß, gewaltig, ausfüllend, nicht so eine kleine Selbstverständlichkeit, wie das Atmen, das ja alle tun, oder eben diese Wärme beim Betrachten eines Gesichtes, das täglich um uns ist, von dem wir glauben alles zu wissen und dabei nicht wissen, dass gerade dieses täglich um und bei uns sein etwas Besonderes ist, weil unser Blick im seinen Irrgang durch die Weiten, das Nahe ausgeblendet hat, wie unser Er-und Entwachsensein gegenüber dem Staunen, zu Dingen, die Kinder noch als Wunder sehen, oder die sie überhaupt noch sehen, weil sie noch in kleinen Räumen betrachten können, weil sie näher an ihnen sind, wie zum Beispiel beim Pilzesuchen, wo für uns schon der Blick verschwimmt bei all dem Braun und Grün und sie noch unterscheiden können und sehen und sich freuen können, egal ob der Pilz nun giftig oder genießbar ist, weil sie noch nicht werten und in Schubkästen einteilen, sondern annehmen, weil für sie eine Ansammlung von Feuerkäfern ein Grund ist stehen zu bleiben und zu lachen, dort wo wir sagen, tja Feuerkäfer, na und, kein Pilz, noch nicht mal ein giftiger und gefrustet mit leerem Korb durch dieses immer einheitlicher werdende Grün und Braun stampfen und eigentlich schon beim Gedanken, die Dinger zu putzen lieber mit Dosenfutter liebäugeln, anstatt nicht den Verzehr sondern den Wald zu sehen, oder den der da neben uns geht und weil wir in unserem Nichtfinden versuchen die Zeit zu füllen mit Reden über die Dinge, die gar nicht in den Wald passen, aber in unser Hasten und dessen wo wir uns sicher fühlen, da scheinbare Erfolge mehr sind als ein leerer Korb und ein Wald und diese blöden Feuerkäfer und somit merken wir gar nicht, dass wir etwas füllen wollen, was längst schon gefüllt ist, mit unseren Schritten und dem Duft der Erde und vor allem auch mit dem Menschen neben uns und seiner Wärme, die so ist, wie das Atmen.


.

Möchtest Du einen Kommentar abgeben?
Diesen Text kommentieren

Kommentare zu diesem Text


 franky (10.11.07)
Hey liebe Silvi,

In einem Atemzug zu lesen gelingt mir nicht, doch ein Satz ist mir besonders hängen geblieben:
"wie eine Nussschalenfahrt und dabei haben verdammt wenig Menschen darin Platz, denn wir machen uns oft ziemlich dick mit dem eigenem Anspruch an Leben"
Das hat viel Lebensweisheit in sich; Es zieht uns an die Oberfläche der Realität und zeigt auf in sich zu hören und lesen, den dort ist das alles vergraben was wir ungeduldig in undefinierten Weiten suchen und doch nie recht finden können. Mit dem eigenen Atem steuern wir unser Leben und unsere Gefühle für die Bewältigung des nimmersatten Alltags, dem wir diät verschreiben müssen, um die Leichtfüssigkeit einer gewissen Besonnenheit an zu trainieren. Suchen wir mit Bedacht erst das Ziel im inneren unserer Seele,dann können wir es auch erreichen, ohne den Atem zu verlieren.
Viele liebe Grüsse für ein schönes Wochenende
von
Franky:())))

 Traumreisende meinte dazu am 10.11.07:
du lieber
ja es ist schwer ihn in einem atemzug zu lesen und weil mir das jetzt durch dich bewußt geworden ist, habe ich es versucht einzusprechen... und... mir ist oft der atem ausgegangen
da es für dich nicht so einfach mit dem "lesen" ist, deshalb hier für dich die hörvariante.
hab dank für deine sehr lieben worte und hab einen schönen tag
ganz lieb
silvi

 franky antwortete darauf am 10.11.07:
Vielen Dank für deine Mühe, sie hat sich gelohnt!!!
Habe extra noch die Augen geschlossen um noch tiefer empfinden zu können; Es können immer mehr und mehr Pilze gefunden und vor allem der Duft der Erde steigt in meine Nase.. Kinderaugen sind der Erde noch näher, sie Tragen ihre Näschen nicht so hoch, sie lassen ihre spielerischen Blicke über die riesige Fundstätte der Natur wandern und entdecken Dinge, wo wir unser Auge darüber hinwegschweifen lassen.
Du hast es so eindrücklich gelesen, alles Wichtige betont und die Steigerungen und Tempiwächsel sind hervorragend gelungen.
Hier bekommst du noch zwei weitere Sternchen dafür * *
Danke liebe Silvi
und schönes, glückliches Wochenende
wünscht Franky
Elias† (63)
(10.11.07)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Traumreisende schrieb daraufhin am 12.11.07:
das freut mich sehr lieber elias, denn es war mir selbst eine wohltat, es so aus mir heraus fließen zu lassen, einfach die gedanken aneinandereihen und selbst erst zum schluss zu merken, dass es mir selbst wohl tut...

lieben dank
silvi
Balu (57)
(10.11.07)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Traumreisende äußerte darauf am 12.11.07:
lieber balu
es ist eine wahre wohltat deine worte zu lesen

ganz ganz dollen dank!!
lg silvi

 souldeep (10.11.07)
ich liebe das atmen
und deinen satz darüber
und weiss um die
schwierigkeiten beim atmen
aber auch warum es oft
gar nicht einfach ist...

und ich weiss um die mühe,
vertrauen zu können und
loszulassen...


silvi,
das ist ein ganz grosser text. jede sekunde nicht
schreiben können hat sich gelohnt, diesen text
schwanger zu bergen und dann zu gebären.
die hörversion ist auf fein, du (vor allem die erste
hälfte...bevor der atem ausgehen will und der mund
austrocknet.)

:)
eine dicke umarmung - noch riech ich die erde,
noch liebe ich die verschiednen grün - und doch
seh ich sie lange nicht alle...
kirsten

 Traumreisende ergänzte dazu am 12.11.07:
danke du!!
der satz ist aus einem projekt heraus entstanden, einen einzigen langen satz zu schreiben und es war letztendlich eine wohltat dies einmal so zu tun, ohne abzubrechen weiter und weiter...

freue mich sehr über dein hineinversetzen und verstehen.

dich lieb grüßend
silvi
angyal (44)
(11.11.07)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Traumreisende meinte dazu am 12.11.07:
angst ist meist kein sehr guter berater, ausser bei einer gewissen vorsicht gegenüber von körperlichen herausforderungen und auch da kann sie im entscheidenen moment das falsche hervorbringen..

wenn wir aber lernen den moment in seiner sekundenform auch anzunehmen entdecken wir bestimmt sehr viel mehr farben...

dir lieben dank für deine worte
silvi
angyal (44) meinte dazu am 12.11.07:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Traumreisende meinte dazu am 13.11.07:
warum in die ferne schweifen
aber fried.. den mag ich auch sehr!!!

dich lieb grüßend
silvi
Herzwärmegefühl (53)
(12.11.07)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Traumreisende meinte dazu am 13.11.07:
oh ja, bin beruflich auch so ein streßbolzen, vielleicht wird mir dadurch bewußt auch mal anzuhalten..
die kleinen wunder, ja.
frag nicht, wie oft meine jungs vor den feuerkäferfamilien gehockt haben und ich ... ich hab sie versucht eilig weiterzubringen...
dir liebe grüße
silvi
Möchtest Du einen Kommentar abgeben?
Diesen Text kommentieren
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram