Personen:
Quizmaster
Junge [den Namen des Jungen einsetzen]
Mädchen [den Namen des Mädchens einsetzen]
QUIZMASTER:
Meine Damen und Herren, die Pisa-Studie hat uns alle aufgeschreckt. Wir sind beschämt über den Bildungstand unser Kinder und Jugendlichen. Es fehlen ihnen elementare Kenntnisse. Kulturtechniken wie Lesen und Schreiben sind selbst für Hochschulabsolventen nicht mehr selbstverständlich. Ja... (vertraulich zum Publikum) Sie sollten die Geheimen Tagebücher eines Maschinenbaustudenten lesen... (mit erhobener Stimme) Aber, es gibt Ausnahmen! Und zwei Ausnahmen sind heute unter uns, es sind Junge und Mädchen. (laut) Junge und Mädchen, kommt ihr mal bitte. Ich glaube, vorstellen muss ich euch nicht, ihr seid in dieser Runde allgemein bekannt. Während sich in anderen Familien in dieser Zeit die Gespräche um Barbie, Power Ranger und Mobiltelefone ranken, beschäftigt die beiden einzig und allein die Wissenschaft. Sie sind, das darf man wohl zu Recht sagen, so etwas wie Universalgenies. (zu den Kinder, mit piepsig-aufgeregter Stimme) Die glauben uns nicht! Wir werden es ihnen zeigen. (wieder zum Publikum) Nun, ich werde den beiden jetzt Fragen stellen, aus den unterschiedlichsten Gebieten menschlicher Wissenschaft, aus Kultur, Wirtschaft, Politik, Rechtskunde und Sport. Und sie werden diese Fragen beantworten. Beginnen werde ich mit einer Frage aus der europäischen Geschichte. Die Frage geht an dich, Mädchen – Ladies first!
Am 23. August 1772 trafen sich im Spiegelsaal von Schloss Versailles – (in Oberlehrermanier) gut aufpassen! - die Französische Königin Marie Antoinette und die Kaiserin von Österreich-Ungarn, Maria Theresia, die sich auf einer Besuchsreise in Frankreich aufhielt, zu einer Unterredung über die Strukturkrise des mitteleuropäischen Hochadels. Nun die Frage: Wie nannte Marie Antoinette bei dieser Gelegenheit Maria Theresia?
MÄDCHEN:
Mama.
QUIZMASTER:
Absolut richtig. (erwartungsvolle Pause für Applaus) Nun, die nächste Frage an dich, Junge –
ein wahres Sprachgenie bist du! Daher für dich die Frage: Was heißt „Kartoffel“ auf Spanisch?
JUNGE:
Papa.
QUIZMASTER:
Korrekt. (erwartungsvolle Pause für Applaus) Nun wieder zu Dir, Mädchen. Eine Frage aus dem Bereich der Genetik: Kreuzt man rotäugige und weißäugige Fliegen vom Typ Drosophila melanogaster und handelt es sich bei der Rotäugigkeit um den gegenüber der Weißäugigkeit dominanten Faktor und unterstellt man ferner nach der Morgan’schen Chromosomentheorie, dass es sich bei der Augenfarbe um X-Chromosomen-gebundene Vererbung handelt, so muss, wenn alle Nachkommen der ersten Generation - unabhängig von ihrem Geschlecht – rotäugig sind, welches Elternteil die roten Augen haben?
MÄDCHEN:
Mama.
QUIZMASTER:
Absolut richtig. (Pause für Applaus) Nun wieder zu Dir, Junge. Welches spätlateinische Wort wurde in der katholischen Kirche des frühen Mittelalters zur Bezeichnung des höchsten Priesters, des Stellvertreters Christi, des Nachfolgers Petri?
JUNGE:
Papa.
QUIZMASTER:
Sehr schön. (fast schon gelangweilt) Nun eine besonders schwierige Frage aus dem internationalen Wirtschaftsrecht. Beim Verkauf einer in Österreich ansässigen Firma über ein deutsches Notariat muss welche Person den Vertrag unterzeichnen, vorausgesetzt der Verkäufer ist minderjährig und sein männlicher Erziehungsberechtigter befindet sich als persönlich haftender Gesellschafter einer argentinischen Schuhfabrik auf Geschäftsreise in China?
MÄDCHEN:
Mama.
QUIZMASTER:
Na, selbstverständlich. (definitiv gelangweilt) Nun zur Geographie, Junge. Wie heißt die Stadt am Rand der Kleinen Ungarischen Tiefebene, die mit ihren rund 35.000 Einwohnern neben der Tatsache, über ein Schloss der Familie Esterházy aus dem 18. Jahrhundert sowie über einen modernen Gewerbepark mit Betrieben der Nahrungsmittel- und Textilindustrie zu verfügen, vor allem als Zentrum des ungarischen Kalvinismus bekannt wurde?
JUNGE:
Papa.
QUIZMASTER:
(Kurz) Ja. Nun eine Frage aus dem Bereich der attischen Philosophie. Mädchen, wir gehen nun also ins antike Griechenland. Ich möchte von Dir wissen, wie jener Satz Platons endet, den dieser als junger Mann, also bevor er seine Ideenlehre entwickelte, auf der Agora Athens ausgesprochen hat: „Alpha, beta, gamma. Wo ist meine...?“
MÄDCHEN:
Mama.
QUIZMASTER:
Jawohl. So endet Platons berühmter Ausspruch. Und – Junge – wir bleiben so in etwa an Ort und Stelle. Ergänze bitte folgenden Kindheitsausspruch Heraklids: „Lambda, My und Kappa. Wo bleibt denn nur mein...?“
JUNGE:
Papa.
QUIZMASTER:
Sehr richtig. (routinemäßig) Zur Musik. Mädchen: Wie heißt das Lied, mit welchem dem jungen Heintje über Nacht der Durchbruch in die Welt des deutschen Schlagers gelang?
MÄDCHEN:
Mama.
QUIZMASTER:
(leicht ironisch) Hervorragend. Und wie, Junge, nennt man – und wir kommen zur Zoologie – die zur Familie der Barschartigen gehörenden und fast ausschließlich in tropischen Meeren beheimateten Tiere, die mit lateinischem Namen „Scaridae“ heißen.
JUNGE:
Papa...
QUIZMASTER:
...geienfische, ganz genau! Nun zum Sport und der Frage, Mädchen: Was wird Martina Navratilova niemals werden? (ist selbst erstaunt über die Frage) Äh... gut, lassen wir das... (sucht verlegen nach Worten) Und... äh... fragen statt dessen – es geht um moderne Kunst –, (schnell) wie die bedeutendste Kunstausstellung der letzten Jahre hieß, die im Sommer 2004 in der Berliner Nationalgalerie zu sehen war.
MÄDCHEN:
Mama.
QUIZMASTER:
Nun, es war die MOMA, (gönnerhaft) aber ich glaube, das können wir gelten lassen (lacht albern). Die letzte Frage geht an Euch beide: Wie hieß die amerikanische Rockgruppe, die als eine der ersten Hippie-Bands im Kalifornien der späten 1960er Jahre große Erfolge feierte. The...
MÄDCHEN:
Mama...
QUIZMASTER:
...s and the...
JUNGE:
Papa...
QUIZMASTER:
...s! Ja. In der Tat. So hießen sie. (zum Publikum, wieder wesentlich lebendiger) Ja, Sie sehen, es ist gar nicht so schlecht bestellt um die Bildung der deutschen Jugend. Einen Riesen-Applaus für (sensationsheischend) Mädchen und Junge!