Liebe Spochtsfreundinnen und –freunde!
Alles fit? Dat will ich Hoffenheim.
Dietmar Hopp, den kennt ihr, ne? Der ist ganz reich. Der hat früher Software für das betriebliche Rechnungswesen in Unternehmen hergestellt. Ego-Shooter für das mittlere Management. (deutet Sturmlauf mit Maschinengewehr an) Ha, Frau Meuser, Personalkosten zu hoch, bam. Herr Pichelsrieder, ihre Umsätze sinken, bam. Herr Dr. Schneider, in Ihrer Abteilung liegt der Stückdeckungsbeitrag unter der benchmark, bam. So was in der Art.
Der hat sich dann, als ihm die Yacht nicht mehr gefiel, eine Fußballmannschaft gekauft. Und jetzt ist Franz Beckenbauer sein Freund.
Wenn ich im Lotto gewinn’, sagen wir mal so 80 Millionen, dann kauf’ ich mir auch eine Amateurmannschaft und bring die in die Bundesliga und erzähl allen: Franz Beckenbauer ist mein Freund. Das muss doch wahnsinnig toll sein, so ’nen Freund zu haben! Franz Beckenbauer.
Du, Franz, ich muss mal mit Dir reden, ich hab da ein Problem...
(mit der Stimme von Franz Beckenbauer) Ja, gut... äh... Probleme haben wir alle... alle. Die Franzosen, die Italiener... selbst die Brasilianer.
Ja, Franz, aber weißt Du, es ist echt ernst. Du kennst doch meine Frau, nicht wahr?
(mit der Stimme von Franz Beckenbauer) Ja, gut... äh... wer kennt sie nicht? Wir kennen sie alle... Die Franzosen, die Italiener...
Richtig. Das ist ja genau das Problem. Ich hab so ’n bisschen den Eindruck, weißt Du, dass ich nicht... also... nicht der Einzige in ihrem Leben...
(mit der Stimme von Franz Beckenbauer) Ja, gut... äh... wer ist schon der Einzige? Keiner ist der Einzige... auch nicht ein Lothar Matthäus oder ein Tschowanne Älba...
Franz! Das ist doch jetzt nicht der Punkt. Was ich sagen will: Ich glaube, meine Ehe ist kaputt und ich bräuchte jetzt jemanden, der mir rät, wie ich mich... Franz, Du bist doch mein Freund, oder?
(mit der Stimme von Franz Beckenbauer) Ja, gut... Freundschaft... äh... des gab’s beim FC Bayern auch früher schon, dafür brauchen wir keinen Jürgen Klinsmann...
Echt – wahnsinnig toll, so eine Männerfreundschaft! Durch dick und ganz dick. Da kann man nur sagen: „Hopp, Hopp, hurra“. Den Vergleich mit dem Russen da von Chelsky find ich allerdings überzogen. Nicht nur weil Hopp doppelt so alt ist und nur halb so viele Frauen in seinem VIP-Block zu sitzen hat, sondern weil er ein heimatverbundener Unternehmer ist, der dort investiert, wo er aufwuchs.
Jetzt ist die Frage, welcher Unternehmer die Hertha sponsern könnte. Der letzte Berliner, der sich nicht nur wegen der Übergangsbeihilfe von der Arbeitsagentur selbständig gemacht hat, war Werner von Siemens.
Ja, ja.
Sei Hartz, sei vier, sei Berlin!
Wenn ich dann in der BZ lese „Terroristen drohen Berlin“, frag’ ich mich: Womit?
Ich glaube aber, die Terroristen wollen gar nicht nach Berlin. Und wenn, dann finden die eh nie das Anschlagsziel. (mit leichtem arabischem Akzent) „Welche Bezirk, Alta? Straße gib vier mal in Berlin!“
Es ist ein Wunder, dass Stauffenberg den Bunker gefunden hat. Mit einem Auge (deutet es an). Viele – unter anderem die BZ – haben ja bemängelt, dass man in „Walküre“ so wenig von Berlin sieht. Vom (betont) heutigen Berlin.
Find ich auch blöd. Man stelle sich die folgende Szene vor: In der U-Bahn Tom Cruise mit seiner Aktentasche. Daneben die Terroristen mit Ihrem Stadtplan. (mit leichtem arabischem Akzent) „Frohnau, Friedenau, Friedrichstraße, Friedrichsruher Damm.“ – „Ja, so ähnlisch wa’!“ – „Scheiße, Alta!“ – „Schönen guten Tag, BVG, die Fahrausweise zur Kontrolle!“ – „... die neuste Ausgabe des Untermenschenmagazins ,Der Arier’. ,Der Arier’ kostet 1 Reichsmark 20. 80 Pfennig gehen an die Waffen-SS und der Rest auch.“ – Die Kontrolleure (Orlando Bloom und Bratt Pitt) nähern sich... Oben ohne, man muss an die Zielgruppe denken... Ja, wer kauft denn das überteuerte Popcorn? Also. „So, ma bitte Ihren Fahrausweis.“ – („Tom Cruise“ springt auf, hält sich den Koffer vor die Brust.) „In meinen Händen liegt das Schicksal Deutschlands!“ Entschuldigung. Noch mal. („Tom Cruise“ hält sich den Koffer vor die Brust und das linke Auge zu.): „In meinen Händen liegt das Schicksal Deutschlands!“
In dieser Schlüsselszene kommt es sehr stark darauf an, wen man als Synchronstimme für Tom Cruise vorgesehen hat.
Helmut Kohl?
(mit der Stimme Helmut Kohls) „In meinen Händen liegt das Schicksal Deutschlands! Das sage ich in aller Bescheidenheit.“
Und, weil es ja ein Berliner Film ist, dachte man auch an Kardinal Sterzinsky
(mit der Stimme Kardinal Sterzinskys) „In mei-nen Hän-den liegt das Schick-sal Deutschlands!“
Bloom: „Naja, ,Hauptquartier’ bis ,Führerbunker’ – det is trotzdem kene Kurzstrecke, Meester!“
Pitt: „Da müssta zum jegenüberliegenden Gleis in de andere Richtung.“ – (mit leichtem arabischem Akzent) „Andere Seite, andere Rischtung, Alta. Sag isch Dir ganze Zeit. Hätten wir schon im Paradies sein können!“
„Walküre“ mit Tom Cruise, ein toller Film. Noch toller in der aktuellen Fassung.
Zurück zum Spocht.
Wer heute originell sein will, schenkt spochtliche Erlebnisse. Tandemfallschirmspringen zum Beispiel. 99 Euro. Legt man 50 Euro drauf, geht’s auch ohne Reißleine. Für 499 Euro kann man sich von Mike Tyson so richtig was auf die Fresse geben lassen! Oder einmal für ein Spiel Trainer eines spanischen Drittligisten. 699 Euro.
Sei einmal wer. Image ist alles!
Sei einmal Papst und verkündige etwas, an das sich 1 Mrd. Menschen halten müssen. Sei einmal Bundeskanzlerin und mach’ dazu einen unqualifizierten Kommentar. Sei einmal Grünen-Vorsitzende und verstehe beide nicht. Jeweils 1999 Euro.
Sei mal wer!
Sei richtig, sei scheiße, sei Berlin!
Apropos: Exkommunikation.
Ich hab’ versucht, das meinen Firmlingen zu erklären. „Stellt euch die Kirche vor als eine Gemeinschaft, die...“ Anders: „Im Kanonischen Recht gibt es...“ Noch anders: „Stellt Euch vor, Euer Handy ist leer und ihr habt keine Chance es aufzuladen.“ Excommunicatio ipse Akku. – „Is’ ja furchtbar!“ Eben.