Lucille

Text zum Thema Liebe und Tod

von  Prinky

Nun ist er weg.

Und ich stehe hier ganz allein an deinem Grab. Und du liegst unten, metertief, und Würmer ziehen durch deine Häute. Dein Haar und deine Fingernägel wachsen.
Wie gut das du das nicht mehr mitkriegst.
Auch ich finde es eklig, dennoch sehe ich dich natürlich noch immer mit den Augen des Verliebten.

Ich atme dein Parfüm durch die nasse Erde. Eben noch hat es geregnet, und ich habe einen Regenschirm aufgespannt. Ich wollte das du nicht nass wirst. Wie lächerlich, oder?
Ich will dich beschützen, und dennoch komme ich zu spät. Der Tod war schneller.
Er trauerte um dich, und er hatte jedes Recht. Denn er ist ja dein Mann. War, wollte ich sagen.
Nun bist du frei. Ich lasse ihn ja trauern, aber nun, wenn ich dir so nahe bin, endlich auch mal körperlich, erfahre ich meine Liebesfähigkeit, und weißt du was...Ich wußte das!

Mit der Zeit werden hier keine Blumen mehr stehen, natürlich außer meinen, denn du wirst mir bis zum jüngsten Tag wichtig sein. Und selbst wenn ich noch andere Erfahrungen sammeln werde, ich werde im Geist ewig wohl fremdgehen. Denn du wirst mir niemals egal werden. Und wenn es nicht strafbar wäre, würde ich dich ausgraben und dich mit nach Hause nehmen. Dort würdest du zwar körperlich vermodern, doch in meinem Geist bliebst du die, in die ich mich verliebte.

Ich würde dich streicheln, dir zarte Küsse auf die vermeintlich glatte Haut geben, um dich in meinem Bett, in meinen Armen endlich zuhause wissen zu lassen. Und käme uns jemand auf die Schliche, würde ich mich an deinen Körper pressen, und man bräuchte viele Menschen oder eine Menge Gerätschaften, dich von mir, uns je zu lösen. Nein!!!
Denn du bist mein. Du lässt mich nicht mehr im Stich und wirst so einfach gehen, und du lässt mich nicht mehr so allein in meinem Schmerz.
Ich...weiß...um die Zartheit deiner Handlungen, auch wenn ich sie mir nur erträumt habe.

Hier stehe ich,
zu deinem Körper, der sich aufmacht
wieder zu gehen.
Nimm mich nur mit!

UND DIE RUHE DER ZEIT IST IMENS
DER WAHN IST BESTÄNDIG, DOCH STILL...
DER WIND STREICHT ÜBER DIE LANDE
ER FLÜSTERT GANZ LEISE lucille

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Kommentare zu diesem Text

Herzwärmegefühl (53)
(25.03.08)
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 Prinky meinte dazu am 29.06.08:
Das Ende frei nach Edgar Allen Poe. Das hat mich schon als Kind begeistert. Das Einführungsgedicht, oder der Epilog, fast wie ein Gedicht gestaltet.
Gruß Micha
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